Kleeblatt-SozialismusIn einer zutiefst konservativen Gesellschaft muss zur Not halt die Geld-und Macht-Elite einen auf links machen: Bertie Ahern, der frühere Regierungs-Chef Irlands, der Turbo-Kapitalisten-Politiker, der die Macht so liebte wie braune Umschläge und der das Land maßgeblich in die aktuelle Misere geritten hat, hat sich noch im Jahr 2004 als “einer der letzten Sozialisten Irlands” gebrüstet – und hatte die höhnischen Lacher auf seiner Seite.

Nun im Jahr 2011 macht eine andere kapitalistische Hochburg auf der Grünen Insel” mit uralt-sozialistischem Ideengut von sich reden: Der Irische Unternehmer-Verband IBEC, der immerhin 7500 Firmen des Landes vertritt, macht seit heute für die irische Version einer nationalistischen Planwirtschaft stark. Der Verband fordert, dass Eltern das staatliche Kindergeld künftig nur noch in irischen Geschäften ausgeben dürfen. Das Kindergeld soll auf eine Geldkarte überwiesen werden, mit der die Kindergeld-Empfänger nur in ausgewiesenen irischen Geschäften bargeldlos bezahlen. Dass riecht schwer nach Lebensmittelmarken, Planwirtschaft, nach Staatssozialismus der uralten Schule und nach National-Chauvinismus dazu.

Immerhin: Wer nicht mitmacht und auf der bisherigen Auszahlung des Kindergelds besteht, soll das tun dürfen, soll dann aber auf ein Viertel seines Anspruchs verzichten. Die Wirtschaftslobbyisten vom IBEC wollen so 3600 neue irische Arbeitsplätze schaffen, sie wollen verhindern, dass das Kindergeld auf irgendwelchen Bankkonten angespart wird und damit die rezessionsgeplagte Wirtschaft ankurbeln. Nebenbei will man wahrscheinlich auch all die Tescos, Ikeas, Lidls und Aldis in die Grenzen weisen, die in den vergangenen Jahren dafür sorgten, dass in Irlands traditionelle Wucherpreis-Wirtschaft zumindest etwas Wettbewerb einzog. Oder gelten die etwa als irisch, wenn sie auf irischem Boden eine Filiale betreiben? Die Lobbyisten der irischen Unternhmen werden sich fragen lassen müssen: Was ist überhaupt irisch, wer bekommt den Leprechaun-Nachweis und unter welchen Umständen?

Dass ein Unternehmerverband planwirtschaftliche Ideen kultiviert, ist für sich interessant – wenn auch wetbewerbswidrig, gegen geltendes EU-und politisch naiv. Wie wenig den betroffenen irischen Eltern der Vorschlag für einen Kleeblatt-Sozialismus schmeckt, zeigen die Kommentare im Diskussionforum des Irisch Independent. Zitieren wir stellvertretend Rita Ryan, die meint: “Als nächstes werden sie uns noch die Farbe unserer Unterhosen vorschreiben”.

Wir wagen die Prognose: Das wird nix mit dem Kindergeld auf Lebensmittelkarte.