Irland imageAlles Irisch! Alles Grün! Nehmen wir einmal an, das politisch auch eher unverdächtige Polen, oder die Österreicher, oder vielleicht die Ungarn, wollten einmal im Jahr die Welt in ihre Nationalfarben Rot und Weiß tauchen: Würde man sie nicht brüsk für verrückt erklären, für größenwahnsinnig und anmaßend? Irland und den Iren allerdings erfüllt die Welt diesen Wunsch jedes Jahr aufs Neue am 17. März, dem irischen Nationalfeiertag: Irland taucht den Globus, seine wichtigsten Sehenswürdigkeiten und symbolischen Bauten mit dem Einverständnis der Welt in Grün. Kein Zweifel: Die Irinnen und Iren sind die Global Darlings dieser Jahre  — und man kann lange diskutieren, warum das so ist. Love is blue, the world is green.

So beliebt Mary und Paddy in der Welt heute sind, so sehr sind sie stets um ihren guten Ruf besorgt, und so sehr fragen sie sich ständig: Wie sieht uns die Welt da draußen? Welches Bild haben sie von uns, und ist es hoffentlich noch immer ein gutes und vorteilhaftes? Gerne setzen sich John und Mary deshalb sinnbildlich an den Rand des Wassers wie einst der Sohn des Flussgottes Kephissos und betrachten selbstverliebt ihr Antlitz im ruhigen Spiegel der Wasseroberfläche: “Sind wir noch die guten Iren?” Das Spiegelbild war allzu lange ein negatives Zerrbild, nährte die Klischees von den ewigen Trinkern, Raufbolden und Poeten. Deshalb Vorsicht, nur nicht wieder vor der Welt in Ungnade fallen und lieber einmal mehr als zu wenig in den Spiegel der großen Projektionen sehen.

So schreibt heute Jennifer O`Connell in der Irish Times darüber, wie die Westler am anderen Ende der Welt, die Australier, über die Irinnen und Iren denken — und St. Patrick sei Dank: Sie denken positiv. Jennifer hat fünf Monate in Australien gelebt und hat bei Ihrem Feldversuch Downunder sieben gängige Klischees über die Menschen von der grünen Insel identifiziert. Hier sind sie:

1. Die Iren sind schon aus genetischen Gründen nicht in der Lage, Zorn und Ärger zu empfinden. Sie sind nicht aus der Ruhe zu bringen. Jennifers kurzes Gegenargument: Hört Euch die Radiosendung Lifeline einmal an.

2. Einzige Ausnahme zu Punkt 1: Wenn man einem Iren eine Einladung zum Trinken ausschlägt. Jennifers Einschätzung: Stimmt. Dann wird´s eng.

3. Iren sprechen kein Englisch. Beziehungsweise nur schlechtes. Ein Moderator äußerte sich höchst verwundert, dass der gerade verstorbene Peter O´Toole Ire gewesen sei. Er habe doch so ein gutes Englisch gesprochen . . .

4. Iren haben unaussprechliche Namen: von Aoife über Maedhbh bis hin zu Caoimhe. Oder Mary und Jenny. 

5. Irland ist ein Steuerparadies für Konzerne. Was sonst?

6. Iren scheuen die Sonne und gehen ihr aus dem Weg. Zumindest mit Lichtschutzfaktor 30 plus. Das Ergebnis: milchweiße Haut.  

7. Iren haben eine Obsession für ihre Irishness (Irischheit). Sie reden im Ausland ständig über daheim, sind stolz, Irisch zu sein und genießen ganz heimlich ihre soziale und kulturelle Überlegenheit. Kein Zweifel.

Na dann, ist ja mal wieder gut gegangen. Wie man merkt: Die Aussies mögen die Paddies. Wahrscheinlich mehr als die Briten, die sie gerne verächtlich als “Whinging Poms” bezeichnen. Wie denken eigentlich die Deutschen über die Iren? Jetzt nach dem Crash, der Krise und kurz vor der vermeintlichen Erholung des kleinen grünen Tigers Irland?

Und jetzt sagen wir zum Abschluss drei mal: Proud to be Irish. Ich bin stolz, ein Deutscher Ire zu sein.

 

Foto: Weihnachtsbaumkugeln “Modell Patriot”. Quelle: Irish Times vom 18. Dezember 2013