Die Schande leuchtet. In Irland brennen wieder die Berge. Die Brandstifter sind wieder am Werk. Seit dem Wochenende wüten riesige Feuer im Südwesten Irlands. Sechs Wochen Trockenheit, davon die letzten drei Wochen völlig ohne Regen, bieten den gefräßigen Feuern reiche Beute. Bäume, Pflanzen, Tiere verbrennen zu tausenden. Die Feuer sind vielerorts außer Kontrolle. Seit gestern steht das nationale Heiligtum der Iren, der Wallfahrtsort Gougane Barra in Flammen. Das heiß geliebte Kirchlein am See hat in der vergangenen Nacht einen teuflischen “Heiligenschein” aufgesetzt bekommen.

Die Schande leuchtet. Gougane Barra brennt. (Foto: Gougane Barra Hotel)

Gibt es nun endlich den nötigen Aufschrei der Empörung, um diesen schändlichen Umgang mit der Natur zu stoppen? Erst vor zwei Jahren waren Teile des Nationalparks in Killarney abgebrannt, doch auch danach hat sich nichts geändert. Das Zündeln geht einfach weiter.

Seit mehr als eineinhalb Jahrzehnten beobachten wir das lebensverachtende Ritual: Jeden Winter brennen die Wiesen und die Berge (hier ein Überblick zum Thema). Allzu oft wüteten die Feuer hinter unserem eigenen Haus, erst am Samstag brannte ein wild gelegtes Feuer abends um 19 Uhr bis ans Haus unseres Nachbarn. Es kam Rettung in letzter Minute. Von den Einheimischen war wieder nichts zu sehen. Omerta auf Irisch. Nur ein paar aufgeregte Zugezogene kümmerten sich und riefen schließlich die Feuerwehr.

Oft werden die Feuer im Schutz der Dunkelheit gestartet. Verantwortungslose Farmer (“Das haben wir immer schon gemacht” , “Das muss man so machen“) brennen die Weideflächen leer, um den frühen Graswuchs für ihre Tiere zu fördern. Ginster, Gagel, Sträucher und junge Bäume sollen verschwinden, das frische Gras für die Schafherden dafür schneller wachsen. Dass beim Abbrennen der “kleine Rest” der Tier- und Pflanzenwelt ausgelöscht wird, ist dabei völlig egal. Dass die Vögel jetzt brüten, dass Säugetiere ihre Jungen aufziehen: Who cares . . . Zudem mischen sich unter die Cowboy-Farmer vielerorts Feuer-Junkíes, pathologische Zündler, die sich am Feuer und an der Angst der Mitmenschen ergötzen.

GGougane Barra in Flammen

Das Tragische: Wenn die Feuer lodern, bleiben die Einheimischen in ihren Häusern. Sie schauen weg. Wollen mit der Sache nichts zu tun haben. Ja, es gibt Ausnahmen, aber es sind noch immer wenige. Warum machen sich die Einheimischen nicht für den Schutz ihrer Natur und ihrer Lebensgrundlagen stark? Es ist nämlich meist allgemein bekannt, wer die Feuer legt. Doch über alles breitet man den Mantel des Schweigens. Hinterher verbreiten manche Zeitgenossen sogar das Märchen vom Touristen, der eine brennende Zigarette weg geworfen habe.

Politik, Polizei, Regierung: Sie schauen seit Jahrzehnten mehr oder weniger tatenlos zu. Die Farmer-Lobby ist noch immer sehr mächtig im ländlichen Irland. Die Farmer dürfen sich allzu Vieles erlauben . . . . , weil man es immer schon so gemacht hat, weil man einem freien Mann nicht zu sagen hat, was er zu tun und zu lassen hat . . . Dabei ist die Schafzucht in Irland längst nicht mehr profitabel zu betreiben. Die Farmer leben von Zuschüssen und Fördermitteln von EU und irischem Staat. Sie könnten ohne diese Förderung nicht überleben, denn der Verkauf von Wolle und Lammfleisch rechnen sich längst nicht mehr  – und doch können die Farmer unbehelligt wie eh und je mit der Schafhaltung die Artenvielfalt in den Bergen dezimieren, die Ökosysteme beschädigen und mit der Feuerfackel am Ende zerstören.

Wild Atlantic Wasteland. In diesem Jahr wüten die Feuer besonders spät. Es ist bereits Ende April – und wenn in “normalen Jahren” eher diskret im Winter abgefackelt wird, so werden in diesem Jahr auch die vielen Irland-Urlauber das große Sterben sehen können und erkennen, was im so idyllischen grünen Traumland schief läuft. Aus der ganzen Welt kommen die Menschen, um die herrliche Natur Irlands zu bewundern. Sie bringen dafür viel Geld ins Land und helfen der heimischen Wirtschaft. Bei vielen Einheimischen aber zählt diese Natur gar nichts. Sie behandeln sie schändlich und respektlos.

Kriminelle am Werk: Das Feuer in unserer Nachbarschaft am Samstagabend (Foto: Bantry Fire Brigade)

Auch Beten hilft nichts. Die Regierung ist nun endlich gefordert, dem wüsten Treiben abfackelnder Farmer und krimineller Feuerleger ein Ende zu bereiten. Es ist Zeit für klare Gesetze, für  systematische Kontrollen und für die konsequente Verfolgung der Brandstifter.

Auf Facebook schrieb Leonard O`Mahoney gestern so treffend: “When are the gardai going to do something about this illegal burning of our countryside. These fires are no accident , but are set by cowboy farmers who have no regard for our wildlife. Our legal system and politicians keep quiet about this wanton vandalism for fear of upsetting the powerful farming lobby. The destruction of our countryside is permitted for the sake of votes.”

Auf dieser Facebook-Gruppe gibt es mehr Informationen und Fotos zum Thema.