Dursey Island IrlandDie Blechlawine am Parkplatz lässt keinen Zweifel: Die Zeiten am Dursey Sound in Irlands Südwesten ändern sich. Die Einsamkeit hat ein Ende. Zumindest in den Sommermonaten. Vorbei die verschlafenen Jahre, da Irlands einzige Seilbahn, der “Dursey Cable Car”, vier Insulaner, sieben Rindviecher, drei Pakete und drei Touristen am Tag über das Meer auf die Insel transportierte. Vorbei die Zeiten der schwebenden Rinder und Schafe: Die Dursey-Seilbahn ist jetzt eine internationale Berühmtheit. Spätestens seit auch noch der Fernsehsender “arte” in der Doku “Irlands Küsten” die eigenartige Kiste am Drahtseil und deren eigenwilligen Wärter Paddy Sheehan porträtierte, heißt es: Geduld, Geduld beim Warten am Dursey Sound. Deutsche Urlauber zeigen massenhaft Flagge an der Spitze der Beara Halbinsel. Sie wollen die geschichtsträchtige Insel mit den drei mehr oder weniger verlassenen Dörfern unbedingt gesehen haben.

Die kleine Seilbahn über den Sund ist nun erstmals in den Sommermonaten ganztags für den Transport von Touristen geöffnet, die Rindviecher sind aus Sicherheitsgründen auf die Boote verbannt und Insulaner gibt es kaum noch. Der “Cable Car” nur überleben, wenn er zur touristischen Attraktion wird. So schaukeln die Seilbahnwärter Paddy Sheehan und Paul O’Sullivan die Besucher im 15-Minutentakt im sicherheitsoptimierten Sechser-Pack hinüber nach Dursey. In der Kabine, die neuerdings video-überwacht ist, und in der zur Not ein Fläschchen Weihwasser mit Bibelspruch bereit gehalten wird ,könnten bequem acht bis zehn Passagiere Platz nehmen. Doch die vorsichtigen Betreiber vom Cork County Council trauen dem Stahlseil und der Masten-Konstruktion das nicht zu. Sechs Passagiere ist das Limit.

Während Europas einzige Seilbahn über das Meer in diesen wenig sommerlichen Sommertagen ihre Runden über dem Dursey Sound dreht, wird im fernen Cork eine Entscheidung vorbereitet, die die Alleinstellung der Bahn bald beenden könnte: Irland einzige Seilbahn soll nicht nur neu gebaut werden, sondern auch noch eine Schwester erhalten. Das zumindest sind die Pläne, die im County Council in der City von Cork derzeit durchgespielt werden. Eine größere Seilbahn soll die Transportkapazitäten für den Tourismus erhöhen, eine zweite soll den Bauern ihren Vieh- und Material-Transporter zurück geben. Wer das bezahlt, ist noch die Frage, doch das sich selbst überlassene Freilichtmuseum Dursey Island scheint nun von lokalen und regionalen Touristikern entdeckt und im Potential identifiziert. Schon gibt es Gerüchte über ein Hostel in der alten Schule, die westwärts gewandte Celtic Pilgrimage soll auf Dursey Island ihre Vollendung finden, der weltweit verstreute Clan der O`Sullivans will ein großes Clan-Gathering in deralten Heimat Dursey Island organisieren, selbst über Pub und Restaurant wird nachgedacht.

Die Zeiten am Dursey Sound ändern sich. Langsam, langsamer als anderswo. Aber unübersehbar. Zumindest im Sommer.