"Dunboy Castle Hotel" – eine der größten und teuersten Bau-Ruinen im Post-Celtic-Tiger-Irland

In diesen Tagen, da die Börsen weltweit in die Knie gehen, da auch Italien, Spanien und jetzt Frankreich von der großen Finanzkrise erfasst wurden, gibt es eine gute und tröstliche Nachricht, und sie kommt ausgerechnet aus Irland: Das Pleiteland Nummer zwei in der EU sorgt für Lichtblicke, die wirtschaftliche Erholung und finanzielle Gesundung hätte eingesetzt. Wieder einmal wird Irland in den europäischen Medien schnell, zu schnell als Musterschüler gefeiert: Nach dem Titel “Celtic-Tiger-Wunderland” wird der Grünen Insel jetzt das Prädikat  “Comebackland Nummer eins” angedichtet. Dank einer entschlossen handelnden Regierung und erfindungsreichen Menschen habe sich Irland erfolgreich auf den Weg aus der Krise gemacht. Schöne Aussichten für den Einäugigen unter den Blinden?

Man muss es für das Pfeifen im europäischen Kohlenkeller halten. Denn auf der Insel ist von Gesundung nichts zu verspüren. Und es bleibt erneut einer Handvoll Realisten vorbehalten, auf die Wahrheit zu drängen. Der Volkswirtschaftler und Nobelpreisträger Paul Krugman erklärt in seinem Blog gerade erneut, dass Irlands riesige Staatsverschuldung niemals zurückbezahlt werden kann und dass Irland faktisch bankrott ist. Nix Erholung also. Der unabhängige irische Ökonom Morgan Kelly weist ebenso beharrlich auf diese Perspektive hin und macht sich die Mühe, die bis zum Jahr 2015 zu erwartenden Schulden Irlands zu beziffern: Er kommt auf 250 Milliarden Euro.  Die Regierung rechnet bei ihren Gesundbetungsversuchen mit lediglich 200 Milliarden Euro. “Dr. Doom”, wie Kelly in Dublin gerne genannt wird, sieht mindestens zehn weitere Jahre ins Land ziehen, bis sich Irland finanziell und wirtschaftlich erholt haben wird.

Morgan Kelly hat sich auch zu den Immobilienpreisen geäußert: Das Gerede von der Bodenbildung verweist er in das Reich der Märchen. 50 Prozent haben die Hauspreise seit dem Crash im Jahr 2007 bislang nachgegeben, Kelly rechnet mit weiteren 20 Prozent Preisverfall, bevor der völlig leblose Immobilien-Markt wieder halbwegs funktioniert. Es ist deshalb zu früh, in Irland auf Schnäppchenjagd nach dem eigenen Urlaubs-Cottage zu gehen. Wer heute ein Haus auf der Insel kauft, kann davon ausgehen, dass er deutlich zu viel bezahlt.

Immerhin spüren die Urlauber, die in diesem Sommer wieder zahlreicher nach Irland reisen als in den vergangenen zwei Jahren, da und dort Erleichterung: Die Übernachtungspreise sind durchaus attraktiv, nachdem viele unter vorübergehender “Staatsverwaltung” stehende Hotels die faktisch subventionierten Preise drastisch nach unten korrigiert haben – zum Leidwesen der privaten Vermieter übrigens, die dadurch massiv unter Druck geraten. Das alleine senkt zwar die Lebenshaltungskosten nicht, doch ist es immerhin ein Signal. Genauso wie die reduzierten Preise für manche touristischen Services nach der Teil-Senkung der Mehrwertsteuer. Nicht ins Bild passt allerdings, dass die Flugpreise nach Irland in den vergangenen Wochen teilweise drastisch angezogen haben – sind die Zeiten der Billigflieger endgültig vorbei?

Foto: © Markus Bäuchle 2011