Die katholische Kirche bringt Schande über East Cork. Im Bild die Kathedrale von Cobh.

Kinderschänder in Priester-Roben erschüttern erneut die katholische Kirche und die irische Öffentlichkeit. Was diese Woche in Irland geschah, lesen Sie heute wieder im schnellen Sonntags-Newsüberblick. Irland Blog-Autor Dirk Huck berichtet aus Dublin. Übrigens: Wussten Sie, dass das irische Parlament einen Skandal um Rosa hat?

News aus Irland immer aktuell

Missbrauchs-Fälle: Cloyne-Bericht zeigt Versagen der Kirche auf

Die Aufarbeitung der Missbrauchsfälle an Kindern durch Vertreter der Kirche ist noch immer nicht abgeschlossen. Letzte Woche erschien der Bericht einer Untersuchungskommission, die sich mit den Vorgängen in der Diözese von Cloyne (im Osten des County Cork von Macroom bis Cobh) befasste. Auch dort zeigte sich das gleiche Bild: Über Jahre hinweg wurde der sexuelle Missbrauch durch Priester von den Kirchenoberen vertuscht, wurden die Täter in Robe geschützt, und dies schockiernderweise bis in die allerjüngste Zeit hinein. Dieses Fazit war insofern erschreckend, weil die irischen Bischöfe 1996 auf einer Konferenz beschlossen hatten, entsprechende Richtlinien für den Umgang mit Missbrauchsfällen in allen Gemeinden umzusetzen. Unter anderem sollten Missbrauchsfälle umgehend den zuständigen Behörden gemeldet werden. Weil aber der Vatikan selbst den Beschluss mehr oder weniger für nichtig erklärt hatte, wurden im Bistum von Cloyne weiterhin viele Missbrauchsfälle vertuscht. Der zuständige Bischof von Cloyne, John Magee, der 2010 in Ruhestand ging, hatte sogar wiederholt ermittelnde Behörden mit Falschaussagen abgewimmelt. Die Enthüllungen des Cloyne-Berichts werfen einen weiteren dunklen Schatten auf die Kirche in Irland. Politiker fordern künftig ein härteres Durchgreifen. Insbesondere dürfe die Bestrafung von Missbrauchstätern nicht länger nur eine interne Angelegenheit der Kirche sein. Die katholische Kirche in Irland bebt, sie kämpft ums Überleben. Der Cloyne-Bericht hat ihr einen weiteren harten Schlag versetzt und führte sogar zu einem Zerwürfnis zwischen dem irischen Staat und dem Vatikan. (Quelle: Irish Times)

12. Juli: Heftige Ausschreitungen in Belfast

Wie befürchtet kam es um den 12. Juli herum, dem Jahrestag der Schlacht an der Boyne, in einigen Orten in Nordirland zu heftigen Ausschreitungen. In Belfast zündeten nationalistische Randalierer Autos an und attackierten Polizisten mit Brandbomben, Feuerwerksraketen und Steinen. Mehrere Sicherheitskräfte wurden verletzt. Die Polizei musste mit Plastikgeschossen und Wasserwerfern gegen die überwiegend jugendlichen Randalierer vorgehen. Auch in Derry, Armagh City, Ballymena und Newry kam es Ausschreitungen. Politiker verurteilten die Aufstände als sinnlose Krawalle frustrierter Jugendlicher. Das habe nichts mit dem geschichtlichen Hintergrund des 12. Juli zu tun. (Quelle: Irish Independent)

Kenny in Erklärungsnot über Roscommon

Die Schließung der Notaufnahme im Krankenhaus von Roscommon (wir hatten berichtet) erwies sich als Bumerang für Premierminister Enda Kenny. Letzte Woche tauchte die Aufzeichnung einer Wahlkampf-Rede Kennys auf, in der er hoch und heilig verspricht, die von der damaligen Regierung angesetzte Schließung zu verhindern. Nun kam er in Erklärungsnot. Sicherheitsbedenken hätten die Schließung unumgänglich gemacht, behauptet er. Dies sei ihm zum Zeitpunkt der Rede nicht bekannt gewesen. Na ja, wer’s glaubt. Nicht nur bei den Geprellten in Roscommon scheint sich die ernüchternde Erkenntnis breit zu machen, dass Politiker im Wahlkampf sehr viel versprechen, nur um dann wenig zu halten. Da unterscheidet sich auch Fine Gael nicht von anderen Parteien. Das Thema Roscommon wird Kenny noch länger verfolgen. (Quelle: Irish Independent)

Finanzkrise I: Irlands Kreditwürdigkeit auf “Schrottstatus” herabgestuft

Vergangene Woche setzte die Ratingagentur Moody’s Irlands Kreditwürdigkeit von Ba1 auf Baaa3 herab, auf “Schrottstatus”. Will heißen: Wer irische Staatsanleihen kauft, ist selbst schuld. Moody’s geht davon aus, dass Irland über 2013 hinaus nach Auslaufen des Rettingskredits von EU und Internationaler Währungsfonds noch weitere Finanzhilfen benötigen wird. Geht es nach Moody’s, wird Irland es in absehbarer Zeit also nicht aus eigener Kraft auf einen grünen Zweig schaffen. (Quelle: Irish Times)

Finanzkrise II: Kassenprüfer von EU und IWF zufrieden mit Irland

Eine anderere Einschätzung der Lage gaben letzte Woche die Kassenprüfer von EU, Europäischer Zentralbank und Internationaler Währungsfonds (IWF), die mal wieder in Dublin vorbeischauten. Das Fazit ihrer nun insgesamt dritten Kassenprüfung: Alles im grünen Bereich. Irland sei weiterhin auf dem besten Wege und habe seine Finanzen gut im Griff. Bald schon werde Irland wieder selbstständig an den Finanzmärkten mitmischen können. Kein Grund zur Sorge also. Der IWF wies aber darauf hin, dass man Irlands Finanzprobleme nicht isoliert betrachten könne. Vielmehr seien es die Probleme des gesamten Euro-Raums, für die die EU endlich eine Lösung finden müsse. (Quelle:Irish Times)

Schock für viele Haushalte: Energieversorger Bord Gais erhöht die Preise

Nach dem sonnigen letzten Wochenende kam gleich am Montag für viele Tausend Haushalte die Ernüchterung: Energielieferant Bord Gais erhöht die Preise für Strom (Anstieg um bis zu vierzehn Prozent) und sehr wahrscheinlich auch für Gas (um bis zu 28 Prozent). Umgerechnet macht dies für den durchschnittlichen Familienhaushalt im Jahr bis zu 320 Euro mehr aus. Der irische Verbraucherverband CAI ist wütend: Mit einer aufwändigen Kampagne (“The Big Switch”) und lukrativen Preisversprechen hatte Bord Gais der Konkurrenz die Kunden abgeworben. Viele Tausend waren dem Lock-Angebot gefolgt. Und nun werden die Preise kräftig erhöht. (Quelle: Irish Independent)

Oxegen-Bilanz: 90 Verhaftungen und Überraschungsauftritt von Christy Moore

Irlands größte Open-Air-Party “Oxegen”, die am letzten Wochenende stieg (wir hatten berichtet), war ein großer Erfolg. Auch für die Polizei. Die Garda meldete neunzig Festnahmen, darunter einundzwanzig für Verstöße gegen die öffentliche Ordnung, acht für Tätlichkeiten, zwölf für Diebstähle und fünfzehn für Trunkenheit am Steuer. Es gab 308 Beschlagnahmungen von Drogen und 28 Festnahmen für Drogenhandel. Ach ja, Musik gab es nebenbei natürlich auch, und zum Glück für all die Camper spielte das Wetter größtenteils mit. Eine ganz normale Open-Air-Party eben. Für ein musikalisches Highlight sorgte der Überraschungsauftritt von Folk-Legende Christy Moore. Der 66-Jährige sang zusammen mit der englischen Pop-Gruppe “Coldplay” seinen Erfolgs-Song “Ride On”. (Quelle: Irish Times)

Piggygate: Skandal um Rosa

Mick Wallace © Mick WallaceLetzten Dienstag tratschten in einer Pause im irischen Parlamanet die parteilosen Abgeordneten Mick Wallace (Foto), Luke “Ming” Flanagan und Shane Ross doch tatsächlich über ihre Kollegin Mary Mitchell O’Connor, die häufig durch farbenfrohe Kostüme auffällt. Sich unbelauscht wähnend, wählten die drei Herren recht unflätige Worte. Wallace: “Miss Piggy trägt heute leicht gedeckt.” Ross: “Wer ist das?” Flanagan: “Na, die Mary Mitchell O’Connor, die vom Plateau fuhr.” Wallace: “Ob sie auch ihr verbieten werden, Pink zu tragen?” Pech für die drei Herren, dass ein Mikrofon den Läster-Plausch aufzeichnete – und für kräftig rote Ohren sorgte. Nun hat Leinster House einen Muppets-Skandal vom Feinsten. Miss Piggy, pardon, Mary Mitchell O’Connor fand die Sache gar nicht lustig und rief beleidigt “Sexismus!”. Mick “Fozzie Bär” Wallace, der selbst häufig durch seine heißgeliebten rosafarbenen T-Shirts farblich aus der Rolle fällt, hat sich inzwischen bei Mary entschuldigt. Ming “Gonzo” Flanagan hingegen meint, dies nicht nötig zu haben. Am Freitag herrschte aber wieder Frieden. Für einen guten Zweck trugen nämlich alle Abgeordneten im Parlament Pink. Aber man fragt sich: Wer hat diese Muppets eigentlich gewählt? (Quelle: Irish Independent).


 

Der Autor: Dirk Huck. Dirk lebt und arbeitet in Dublin. Mehr von ihm gibt es auf seinem eigenen Blog zu lesen.