Das Wunder von Cork IrlandIrland braucht ein Wunder, um aus dem Schulden-Schlamassel herauszukommen. Irland braucht ein Wunder, dass die Arbeitslosenzahlen zurück gehen. Irland glaubt an Wunder. Wundergläubig sind die Irinnen und Iren schon immer. Das Wunder von Knock, das Wunder der weinenden Marien-Statuen, das Wunder des Keltischen Tigers. Jetzt gesellt sich das Wunder von Cork hinzu. In den vergangenen Tagen lehnte sich ein Mann mit Schiebermütze und grauem Anzug lässig an eine Hauswand in Corks Opera Lane. Das Wunder: Er trotzte der Schwerkraft, schwebte fünf Meter über dem Boden, lehnte lässig in der Luft. Schwerelos, mühelos, unter sich die staunenden Gesichter der Corkonians. Ein Mann schwebt in der Luft und kümmert sich nicht um die Gravitation. Ist das die Wiederkehr des Hoffnungsträgers, der über Wasser laufen konnte?

Ab und zu nimmt der Mauerhänger einen Schluck Wasser aus einer Plastikflasche – und dann klingelt sein Handy. Leise flüstert er einige Sätze in das Telefon. Das Deutsch verstehende  Ohr hört: “Junge, ruf mich später noch mal an. Ich mache gerade Performance”. Ok, Jesus spricht Deutsch – und hat einen Künstlernamen . . .

Der schwebende Mann ist Performance-Künstler, nennt sich Johan Lorbeer, kommt aus Berlin und ist in Fachkreisen bestens bekannt für spektakuläre Auftritte zwischen Illusion und Wirklichkeit. Johan wirbt mit seinem Aufsehen erregenden Protest gegen die Erdanziehung für eine neue Ausstellung in der Crawford Art Gallery gleich um die Ecke.  “Gravity” heißt die Ausstellung in Corks interessantester Kunst-Galerie.

Unten am Boden rätseln die Leute von Cork. Wie macht er das nur? Tja, wie macht er das, der Luftikus Johan Lorbeer?