Das Wichtigste auf einen Blick: Was in der vergangenen Woche in Irland geschah, lesen Sie heute in unserem Wochenrückblick. Irland Blog-Autor Dirk Huck berichtet aus Dublin über die wichtigsten Ereignisse auf der Insel.

 

Bank of Ireland und AIB melden Milliarden-Verluste

Letzte Woche legten die beiden künftigen Hauptsäulen des irischen Bankensystems, Bank of Ireland und Allied Irish Banks (AIB), ihre Geschäftsberichte vor. Und die waren leider alles andere als positiv. Bank of Ireland meldete für 2010 einen Verlust von fast einer Milliarde Euro. Bei AIB, die wie die Skandalbank Anglo Irish ebenfalls kräftig auf dem Immobilienmarkt mitgemischt hatte, waren es gleich zehn Milliarden Euro. Das soll nun Konsequenzen haben. AIB will bis Ende 2012 insgesamt 2.000 Stellen abbauen, ein Fünftel der Belegschaft. Nach dem Kollaps des Bausektors bricht die Welle der Massenentlassungen nun also auch über den Finanzsektor herein, der zweiten Geige im Immobilien-Boom. (Quellen: Irish Times, Irish Independent).

 

Der Autor: Dirk Huck. Mehr von Dirk zu lesen gibt es auf seinem eigenen Blog

Staatsfinanzen: IWF zufrieden, Moodys nicht

Die Boys vom Internationalen Währungsfonds (IWF) waren mal wieder in der Stadt, um einen Blick in die Staatskasse zu werden. Ihr positives Fazit: Irland habe die Krise im Griff und erfülle die Auflagen für den 85-Milliarden-Rettungskredit von EU und IWF. Allerdings senkte der IWF auch gleich die Prognose für Irlands Wirtschaftswachstum in diesem Jahr von 0,9 auf 0,5 Prozent. Das würde bedeuten, dass der Staat in diesem Jahr etwa eine Milliarde Euro weniger an Steuern einnimmt, als geplant.

 

 

Der wachsende Schuldenberg, die schlechten Wirtschaftsaussichten und die Liquiditätsprobleme der Banken haben Ratingagentur Moodys dazu bewegt, Irlands Kreditwürdigkeit weiter herabzustufen. Statt Baa1 heißt es nun Baa3. Irland, 2007 von der Bank of Ireland noch als zweitreichste Nation der Welt eingestuft, steht nun auf einer Stufe mit Ländern wie Tunesien. (Quellen: Irish Times)

 

 

“If possible make a U-turn!”

Haarsträubende Szenen auf der Autobahn: Veröffentlichte Bilder einer Verkehrsüberwachungskamera zeigen, wie im frühmorgendlichen Berufsverkehr auf der Autobahn M7 von Dublin nach Limerick ein Fahrzeug einfach wendet und an der mittleren Leitplanke entlang in der falschen Richtung zurückfährt. Wie durch ein Wunder kam bei der Aktion niemand zu Schaden, die Fahrer der entgegenkommenden und ausweichenden Fahrzeuge kamen mit einem gehörigen Schrecken davon. Wahrscheinlich entgeht der Geisterfahrer einer Anklage: Die Bilder der Kamera sind nicht hochauflösend genug, um ihn zu identifizieren.

Vermutlich hatte der Fahrer die Ausfahrt verpasst. Schon öfter haben sich Autofahrer darüber beschwert, dass auf manchen Abschnitten der neuen Autobahnen Ausfahrten nur unzureichend beschildert sind und erst im letzten Moment erkannt werden können. Gut, aber einen U-Turn rechtfertigt dies noch lange nicht. (Quelle: Irish Independent)

 

Schäppchenjagd: Großer Andrang bei Immobilien-Versteigerung

Am Freitag fand im Dubliner Shelbourne Hotel die erste große Zwangsversteigerung von Immobilien statt. 82 Einheiten, darunter Apartments, kleine Häuser und Geschäftsräume, kamen unter den Hammer, zu einem Bruchteil ihres früheren Marktwertes. Es gab derart großes Interesse, dass der Auktionssaal schnell besetzt war und Bieter draußen von der Straße aus ihre Gebote abgeben mussten. Bis auf zwei fanden alle Immobilien einen Käufer. Ein Pub, der 2005 einen Verkaufspreis von drei Millionen Euro erzielte, wechselte für schlappe 400.000 Euro den Besitzer. Insgesamt wurden bei der Auktion 14,5 Millionen Euro umgesetzt.

Die Auktion zeigte deutlich: In Irland ist durchaus Geld vorhanden. Nur müssen die Preise für Immobilien auf das Niveau sinken, das der Markt vorgibt, und nicht dort verharren, was die Bauunternehmen vorgeben. Auktionen scheinen das beste Mittel zu sein, den eingebrochenen Immobilienmarkt schnellstens zu bereinigen. Finanzminister Noonan wies bereits die Treuhandgesellschaft NAMA an, ebenfalls demnächst mit dem Ramschverkauf von Immobilien zu beginnen. Die Schnäppchenjagd ist eröffnet. (Quellen: Irish Independent , Irish Independent )

 

Alarmierendes Umfrage-Ergebnis: Ein Viertel der Bevölkerung in Geldnot

Wie es um die finanzielle Situation der Menschen im Land aussieht, ließ die Irish League of Credit Unions in einer Umfrage untersuchen. Demnach sind 250.000 Iren zum Monatsende regelrecht blank, nachdem sie alle Rechnungen bezahlt haben. 750.000 bleiben am Ende des Monats im Schnitt nur 70 Euro. Und bei weiteren 210.000 reicht das Einkommen nicht einmal aus, die unerlässlichen Ausgaben für Heizung und das Haus zu decken. Steuererhöhungen, höhere Zinsen für die Hypothekenzahlungen, gestiegene Kosten für Heizung, Strom, Auto und Krankenversicherung, und auf der anderen Seite Einkommenseinbußen und Kürzungen bei den sozialen Zuwendungen werden dafür verantwortlich gemacht, dass viele Familien jeden Monat strampeln.

Derartige Umfrageergebnisse sind allerdings mit Vorsicht zu genießen. In Irland werden zum Beispiel auch Kreditkarten per Rechnung bezahlt. Zudem lässt die Umfrage offen, wie viele der heute in Geldnot Befindlichen bereits vor der Rezession gerade so über die Runden kamen. (Quelle: Irish Independent)

 

Golfer McIlroy patzt im Masters

Heute mal eine Meldung vom Sport: Vergangenen Sonntag litt die golfverrückte Nation mit dem jungen Nordiren Rory McIlroy. Der 21-Jährige aus dem County Down hatte über drei Tage hinweg großartiges Golf gespielt und das Masters-Turnier im amerikanischen Augusta angeführt. Doch am letzten Turniertag, den Gesamtsieg vor Augen, wurden die Knie plötzlich weich und die Schläger schwer. Am Ende landete McIlroy nur auf einem enttäuschenden fünfzehnten Platz. Doch der sympathische junge Shooting Star der Golfszene muss sich keine großen Sorgen machen. Die Zeit ist auf seiner Seite. Vielleicht klappt es ja im nächsten Jahr mit dem Sieg in Augusta. (Quelle: breakingnews.ie).

Der Dalai Lama mit Kindern in Kildare. Foto: The Office of His Holiness the Dalai Lama

Der Dalai Lama bringt Hoffnung nach Irland

Wo bleibt das Positive bei all den Negativmeldungen? Trost kam diese Woche ausgerechnet aus Tibet. Vergangene Woche weilte  der Dalai Lama für zwei Tage in Dublin. Auf ausverkauften Vorträgen und Veranstaltungen brachte der 76-Jährige den Menschen in Irland Hoffnung. Die Zeiten seien hart, aber die Menschen sollten ihren Mut nicht verlieren, so der Dalai Lama. Seine wichtigste (aber nicht neue) Botschaft lautete: Geld macht nicht glücklich. “The ultimate source of happiness, peace of mind, cannot be produced by money.” sagte er. “Billionaires, they are, I notice, very unhappy people. Very powerful, but deep inside, too much anxiety, too much stress.” Findet Irland nach der Raffgier-Ära der vergangenen Jahre nun reumütig in eine Zeit der glückseligen Genügsamkeit?