News aus Irland immer aktuellMit einem Eklat beendet das irische Parlament die Sommerpause. In die Präsidentenwahl kommt Schwung. Der Arbeitsmarkt präsentiert sich in schwacher Form und in Irland wächst eine Insel aus der Liffey: Was diese Woche in Irland geschah, fasst Irland-Blog-Autor Dirk Huck heute wieder kurz und knapp für Sie zusammen. Übrigens: Heute steigt das All Ireland Finale im Gaelic Football: Dublin gegen Kerry. 

 

Das Parlament meldet sich aus der Sommerpause zurück

Leinster House DublinDer Parkplatz vor Leinster House in Dublin (Foto) ist wieder gut gefüllt. Am Mittwoch endete die achtwöchige Sommerpause des irischen Unterhauses. Gleich am ersten Sitzungstag nach den Ferien kam es zum Eklat: In einer offenen Diskussionsrunde sah sich der parteilose Waterford-Abgeordnete John Halligan um seine Redezeit betrogen. Er zog daraufhin kräftig vom Leder und fiel anderen Rednern ins Wort. Ermahnungen zur Ordnung halfen nichts. Das Parlament sah sich gezwungen, ihn vor die Tür zu setzen. Dem widersetzte er sich. Rückendeckung erhielt er von der Opposition, die darauf bestand, dass über seinen Ausschluss abgestimmt werden müsse. Verwirrung und Chaos waren die Folge, die Sitzung musste für mehr als eine halbe Stunde unterbrochen werden. Ach, wie hat uns dieses Theater gefehlt. (Quelle: Irish Independent)

 Präsidentenwahl I: Comeback von David Norris

Rücktritt vom Rücktritt: Senator David Norris will nun doch für das Amt des Staatspräsidenten kandidieren. Dies gab er am Freitagabend bei seinem Auftritt in der Late Late Show bekannt. Es werde das größte Comeback in der irischen Politik, erklärte Norris kämpferisch. Er zeigte sich zuversichtlich, auch als unabhängiger Kandidat die erforderliche Anzahl Nominierungen zu erhalten. Erst Anfang August hatte der bekennende Homosexuelle Norris seine Kandidatur zurückgezogen, nachdem politisch belastende Details aus seinem Privatleben bekannt geworden waren. Seiner Popularität beim Volk tat dies jedoch keinen Abbruch. Mit Kampagnen und Unterschriftenaktionen hatten sich seine Fans für ihn eingesetzt. (Quelle: Irish Independent)

Präsidentenwahl II: Sinn Fein nominiert ehemaligen IRA-Kämpfer McGuinness

Für die andere Überraschung im Rennen um das Amt des Staatspräsidenten sorgte die radikal-nationalistische Partei Sinn Fein. Sie benannte Martin McGuinness als ihren Kandidaten. Das Brisante: McGuinness war früher aktives Mitglied der Provisorischen IRA. Sollte McGuinness Präsident der Republik werden, würde er eine der interessantesten Laufbahnen aufweisen, die man als Ire haben kann. McGuinness sieht die Sache locker. Er hätte auch kein Problem, sagt er, die englische Königin willkommen zu heißen. Sagt einer, der 1970 versicherte: “Wir geben keine Ruhe, bis wir ein vereintes Irland haben.” (Quelle: Irish Independent)

Erneute Schlacht um Vinegar Hill

Vinegar Hill irlandEntsetzen bei Irlands Archäologen: Das Ministerium für Kunst, Kulturdenkmäler und Gaeltacht erwägt, historische Bauwerke und Orte, die nach 1700 entstanden, von der Liste der schützenswerten Kulturdenkmäler zu streichen. Damit will man sich die aufwändige Evaluierung der vielen Bauwerke vereinfachen. Doch die Festlegung auf das Jahr 1700 zur Entscheidung, ob ein Bauwerk historisch wertvoll ist oder nicht, sei völlig willkürlich und berücksichtige in keiner Weise die tatsächliche historische Bedeutung des Bauwerks oder Ortes, lautet die Kritik der Archäologen. Betroffen wären Hunderte Brücken, Marksteine, Kalköfen, Windmühlen, Brunnen und andere Bauwerke, darunter zum Beispiel auch die berühmte Ruine der Windmühle auf Vinegar Hill bei Enniscorthy (Grafschaft Wexford). Dort fand die entscheidende Schlacht der Rebellion von 1798 statt. Setzt das Ministerium seine Ankündigung um, könnte der historische Hügel in Privatbesitz übergehen, mit ungewissem Schicksal. (Quelle: Irish Times)

 Auf dem Arbeitsmarkt fallen fast 1.000 Stellen weg

Leider gab es weitere schlechte Nachrichten über den Arbeitsmarkt. In der Vorwoche hatte der englische Call-Center-Betreiber Talk Talk überraschend ankündigt, den Standort in Waterford aufzugeben. 575 Arbeitsplätze sind betroffen. Für die südöstliche Region Waterford, mit einer Arbeitslosenquote von mehr als 18 Prozent ohnehin eine der am härtesten betroffenen, ein weiterer herber Schlag. Diese Woche wurde zudem bekannt, dass im Raum Dublin mehr als 400 Stellen wegfallen. Online-Poker-Betreiber Pocket Kings steckt in Schwierigkeiten und muss bis zu 250 Plätze streichen. 175 Stellen stehen bei Allied Foods auf dem Spiel, einem Anbieter von Tiefkühlkost.  (Quellen: Irish Times, breakingnews.ie)

 Eine Insel in der Liffey

Insel auf Liffey DublinDerzeit läuft in Dublin das sogenannte Fringe Festival. Fringe steht hierbei für freies, innovatives Off-Theater der Darstellenden Künste. Verteilt über die Stadt sind zahlreiche ausgefallene Kunstwerke zu bestaunen. Eines davon ist eine kleine künstliche Insel mitten in der Liffey, auf der der Künstler Fergal McCarthy für die Dauer des Festivals leben will. Über sein Projekt “No Man’s Land” heißt es: Die temporäre Besiedlung einer unbeständigen Insel mitten auf der Liffey spiegelt die Widersprüche und die Krise wider, die Irland derzeit auszeichnen. Die etwa zehn Meter breite, vermeintliche Paradies-Insel, komplett mit reichlich Sand, zwei Palmen und einem orangefarbenen Zelt, ist in der Mitte der Liffey auf Höhe des IFSC verankert. Das Fringe Festival läuft noch bis zum 25. September. (siehe auch hier: www.fringefest.com)

 Wenn Iren vom Urlaub erzählen

Bekanntlich reden Iren gerne und viel, auch am Arbeitsplatz. Dies bestätigte nun eine Umfrage unter 10.000 Menschen in Dänemark, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Irland, Italien, Norwegen, Schweden und Spanien. Im Schnitt erzählen Iren 26 Minuten lang Urlaubsgeschichten. Damit kamen sie in der Liste der neun befragten Länder auf den vordersten Platz. Schätzungen zufolge kostet die Erzählfreude der Iren die Arbeitgeber jedes Jahr 14 Millionen Euro. Aber nicht nur erzählen die Iren gerne, sie übertreiben es dabei auch gerne. Fast jeder Dritte gab zu, bei seinen Urlaubsgeschichten ein wenig zu übertreiben und den Urlaub schöner oder interessanter darzustellen, als er eigentlich war. Übrigens kamen bei der Umfrage, über die auch Spiegel Online berichtete, die Deutschen auf den zweiten Platz. Sie plaudern im Schnitt 25 Minuten lang über ihre Urlaubserlebnisse, jeder Vierte übertreibt dabei. (Quelle: Spiegel online)

 GAA-Finale: Dublin gegen Kerry

Der heutige Sonntag bringt das mit großer Spannung erwartete Finalspiel um die All Ireland Championship im Gaelic Football zwischen den Grafschaften Dublin und Kerry. Dublin gewann zuletzt 1995 die “All Ireland”, entsprechend groß ist die Erwartung der Fans. Kerry gilt als leichter Favorit, die Statistik spricht für Kerry. Wäre da nicht die Nummer 13, mit der ihr Kapitän Colm Cooper antreten wird. Noch nie führte ein Kapitän mit der Nummer 13 eine Mannschaft zum Sieg der “All Ireland”. Für Spannung ist gesorgt.

Und was bringt die kommende Woche?

Sie möchten gerne nach Irland, möchten aber nicht das Oktoberfest versäumen? Kein Problem, Dublin hat sein eigenes Oktoberfest, mit echt deutschen Bratwürsten, Schweinshaxen, Blaskapellen und Biersorten. Vom 22. September bis zum 9. Oktober geht’s rund in Dublin. Zwar nicht “auf der Wies’n”, sondern auf den Docklands am IFSC, aber immerhin. Mehr Infos unter www.oktoberfest-dublin.de. Etwas mehr Kultur bietet die “Culture Night” am 23. September. Viele Sehenswürdigkeiten und Museen haben dann bis spät in die Nacht geöffnet, und das kostenlos. Manche Häuser erlauben in der Kulturnacht einen Blick in Bereiche, die Besuchern sonst nicht zugänglich sind. Mehr Infos: www.culturenight.ie

Der Autor: Dirk Huck berichtet aus Dublin.

 

Wir wünschen allen Lesern und Irland-Fans eine erfolgreiche Woche.

 

 

Mehr von Dirk zu lesen gibt es auf seinem eigenen Blog: www.blog-for-ireland.blogspot.com