100 Tage Kenny-Regierung, Größenwahn in Two-Mile-Borris, Stellenabbau im Öffentlichen Dienst, Spaß in Dublin und Nerv in Galway: Was diese Woche in Irland geschah, lesen Sie heute wieder im schnellen Sonntags-Newsüberblick. Irland Blog-Autor Dirk Huck berichtet aus Dublin. Übrigens: Wussten Sie, dass der härteste Thriathlet ein Ire ist?

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Zwischenbilanz: 100 Tage Kenny-Regierung

Erster wichtiger Meilenstein für Premierminister Enda Kenny und seinen Koalitions-Vize Eamon Gilmore: Die neue irische Regierung hat die ersten einhundert Tage im Amt absolviert. So weit, so mäßig, möchte man sagen. Denn die Zwischenbilanz fällt etwas ernüchternd aus. An dem selbst gesteckten Ziel, den Rettungskredit neu zu verhandeln, hat man sich bislang die Zähne ausgebissen. Auch wurden wichtige Reformen noch nicht umgesetzt. Irland hat noch einen langen Weg vor sich. Und der ist leider zu eng gesteckt durch Vorgaben von EU und Internationalem Währungsfonds, als dass die Regierung große Sprünge machen kann. (Quelle: Irish Times)

Höchster Einsatz in Two-Mile Borris

Für Aufsehen sorgte diese Woche die Meldung, dass ein Geschäftsmann die Planungsgenehmigung für ein 460 Millionen Euro teures Luxus-Hotel mit Golfplatz, Pferderennbahn und einem gigantischen Spielkasino im Las-Vegas-Stil erhalten hat. Das ehrgeizige Projekt soll in der Nähe des kleinen Örtchens Two-Mile Borris nahe Thurles in der Grafschaft Tipperary entstehen, also so ziemlich im Zentrum von Nirgendwo. Für Diskussionen sorgte weniger die Größe des Projekts als die Tatsache, dass Glücksspielkasinos in Irland eigentlich verboten sind. Allerdings soll die Regierung erwägen, die Gesetzeslage zu ändern. So ein Kasino bringt ja schließlich Arbeitsplätze und Steuereinnahmen. Doch eine Entscheidung ist noch lange nicht gefallen. Da pokert also jemand gewaltig. Oder weiß er vielleicht mehr als andere? Übrigens liegt Two-Mile Borris im Wahlbezirk von Michael Lowry. Der parteilose Abgeordnete hat in der Vergangenheit schön häufiger bei Projekten mit großer wirtschaftlicher Tragweite im Hintergrund die Fäden gezogen … (Quelle: Irish Independent)

Sparmaßnahmen I: Einstellungsstopp bei der irischen Polizei

Die 126 jungen Polizisten, die vergangenen Donnerstag mit einem feierlichen Akt ihre Ausbildung am Garda College in Templemore, County Tipperary, beendeten, werden bis auf weiteres der letzte Ausbildungsjahrgang der irischen Polizei sein. Denn ab sofort gilt für mindestens zwei Jahre ein Einstellungsstopp. Dies ist die traurige Auswirkung des harten Sparkurses, den die Regierung fährt. Wenn da mal nicht am falschen Ende gespart wird. Schon jetzt ist die irische Polizei chronisch unterbesetzt, während in Zeiten hoher Arbeitslosigkeit die „Gegenseite“ kräftig Zulauf hat. (Quelle: Irish Independent)

Sparmaßnahmen II: Stellenabbau im Öffentlichen Sektor

Die Polizei wird nicht der einzige Bereich sein, der von Stellenabbau betroffen ist. Die eng gesteckten Sparvorgaben von EU und Internationalem Währungsfonds (IWF) verlangen, dass Irland jedes Jahr etwa 20 Milliarden Euro im Öffentlichen Dienst einspart. Bislang wurden immerhin fast 600 Millionen eingespart, wovon fast die Hälfte durch den Abbau von mehr als 5.000 Stellen erreicht wurde. Das kann aber nur der Anfang sein, ließ Brendan Howlin verlauten, der Minister für öffentliche Ausgaben. Wie dies geschehen soll, ohne dass die Leistungen des Öffentlichen Diensts zu sehr darunter leiden, erklärte der Minister nicht. (Quelle: Irish Independent)

Zahl der Auswanderungen nach England um 25 Prozent gestiegen

England ist nach wie vor das beliebteste Auswanderungsland für Iren. Wie die „Irish Times“ berichtete, emigrierten im Jahr 2010 fast 14.000 Iren nach England, ein Anstieg um 25 Prozent gegenüber 2009. Den größten Anteil an den Auswanderern stellten erwartungsgemäß junge Iren in der Altersgruppe zwischen 18 bis 34 Jahren, junge Leute, die in Irland keine wirtschaftlichen Perspektiven sehen. Zwischen 2002 und 2010 beantragten insgesamt etwa 83.000 Iren eine Sozialversicherungsnummer in England. (Quelle: Irish Times)

Härter als Eisen: Ire gewinnt ersten Zehnfach-Ironman in England

Knallharter Ire zeigt extreme Ausdauer im zehnfachen Traithlon: Gerry Duffy (43) aus Mullingar in der Grafschaft Westmeath gewann am vergangenen Montag den ersten Zehnfach-Ironman-Wettbewerb in England. Für alle Nichtsportler: Bei einem „Ironman“ sind eine Schwimmdistanz von 3,8 km, eine Radfahretappe über 180 km und ein Marathon über 42 km zu absolvieren. Beim Zehnfach-Ironman wird das Ganze gleich zehn Mal an zehn aufeinander folgenden Tagen absolviert. Ganz richtig: Das sind 38 km Schwimmen, 1.800 km Radfahren und 420 km Laufen in zehn Tagen. Zwanzig Teilnehmer waren in England angetreten, nur drei hielten bis ins Ziel durch. (Quelle: Newstalk.ie)

Rätsel gelöst: Dublin-Tour ohne Pubs

Ist es möglich, die Innenstadt von Dublin zu durchqueren, ohne dabei an einem Pub vorbeizukommen? Dieses knifflige Rätsel der trockenen Art war oft Thema vieler Stammtischdiskussionen. Der Computer-Programmierer Rory McCann hat sich nun diese Denksportaufgabe einmal vorgenommen – und tatsächlich eine Route gefunden, bei der man garantiert an keinem Pub vorbei kommt. Allerdings musste er dabei etwas schummeln. Abgesehen von manch einer kleinen Gasse führt die Route auch durch Parks, die nur bis 18 Uhr geöffnet sind, und an einer Stelle sogar durch ein Museum. Egal, wenn Sie die Route absolvieren, können Sie immerhin sagen: „Pubs? Was für Pubs? Ich bin quer durch Dublin marschiert und habe nicht einen einzigen Pub gesehen.“ (Quelle: Irish Times)

Galway: Stadtrat möchte Straßenmusikern den Stecker ziehen

Straßenmusiker gehören zum Bild der Fußgängerzonen in Irland. Doch die Zeiten, in denen die Musiker in einem dunklen Hauseingang leise auf ihrer Gitarre spielten, sind vorbei. Heutzutage treten meist ganze Bands auf, komplett ausgestattet mit Mikrofonen und elektrischen Verstärkern. Diesem Aufrüstungswahn und dem daraus resultierenden Geräuschpegel soll nun der Garaus gemacht werden. In Galway stellte ein Stadtratsmitglied den Antrag, die Verstärker zu verbieten. Auch sollen die Musiker nicht mehr bis nach Mitternacht spielen dürfen, damit die Anwohner irgendwann mal schlafen können. Mal sehen, wie da entschieden wird. Gerade Galway ist eine der Haupttouristenstädte, und die Straßenmusiker sind fester Bestandteil des kulturellen Angebots der Stadt. (Quelle: Irish Times)

Akrobatik, Nervenkitzel und Spaß in Dublin

An diesem Wochenende finden in Dublin die Weltmeisterschaften der Straßenkünstler statt (Foto oben). Die sechzehn weltbesten Unterhalter und Akrobaten aus Amerika, Indien, England, Australien und natürlich auch Irland sind nach Dublin gekommen, um in etwa einstündigen Shows dem Publikum ihre Fähigkeiten als Jongleure, Feuerschlucker, Balancierer und Komiker zu präsentieren. Bei machen Stunts ist Nervenkitzel garantiert, aber stets verbunden mit einer kräftigen Prise witzige Unterhaltung. Das familienfreundliche Festival ist immer wieder einen Besuch wert.

Wochen-Chronist Dirk Huck hat mit einem Teilnehmer der Straßenkünstler-WM gesprochen, das Interview ist ab heute nachmittag auf dem Irland Blog zu lesen.

Und was bringt die kommende Woche?

Am kommenden Wochenende gibt es in Westport (Co. Mayo) reichlich Musik beim „Folk and Bluegrass Festival“ (http://westportfolkandbluegrass.com). Und die ganze kommende Woche bis zum 26. Juni läuft in Glengarrif, County Cork, der Wahlheimat des Wanderers, das „Maureen O’Hara Classic Film Festival“, bei dem man das Goldene Zeitalter Hollywoods wieder auferstehen lässt. ( http://www.maureenoharafoundation.com/mohcff ).

Wir wünschen allen Lesern und Irland-Fans eine schöne Woche.

Der Autor: Dirk Huck. Dirk lebt und arbeitet in Dublin. Mehr von ihm gibt es auf seinem eigenen Blog zu lesen.