Der Rock of Cashel – das Icon für die Grüne Insel?
Manche Wissenschaftler haben die Aufmerksamkeit bereits zur neuen Universalwährung in einer postkapitalistischen Wirtschaftsordnung geadelt. Ohne übertreiben zu wollen: Die Aufmerksamkeit ist heute ein knappes Gut – und in der sich stets beschleunigenden Informationsgesellschaft wird sie zur knappsten und wertvollsten immateriellen Ressource. Wer sich künftig keine Beachtung verschaffen kann, wer nicht die Aufmerksamkeit anderer auf sich ziehen kann, der wird vergessen, ausgelassen, ignoriert – und hat verloren. Das gilt für Menschen, Unternehmen, Institutionen und auch für Länder.

Die Marketingleute von Tourism Ireland müssen ihr Produkt, das Reiseland Irland, Jahr für Jahr erneut ins Licht der welweiten Aufmerksamkeit rücken – und sie setzen sich im Kampf um die Aufmerksamkeit der Reisepublikums mit ständig zunehmenden konkurrierenden Informationen, Kampagnen und Aktionen auseinander. Da aber die eigenen Mittel nicht automatisch mitwachsen, um die eigene Stimme im zunehmenden Getöse möglichst hörbar zu erheben, müssen sie so geschickt wie möglich eingesetzt werden – und wie das geht, ermitteln bevorzugt die Marktforscher. Gerade erhielt Tourism Ireland einige hoch interessante Aufschlüsse. Die groß angelegte Marktuntersuchung “3-D” stellte fest, dass die Irland-Vermarktung an einem weit verbreiteten Phänomen leidet: An einem Zuviel, das ein Zuwenig bewirkt. Nur Bahnhof verstanden? Kein Wunder. Also:
Jedes Land kreiert Images und Assoziationen von sich. Wer den Eifelturm sieht, denkt an Paris und Frankreich. Wer an das Kollosseum denkt, möchte nach Rom und Italien, das Opera House assoziiert Sydney und Australien, die Statue of Liberty (oder Ground Zero?) New York und die USA. Dann gibt es die Tower Bridge, das Brandenburger Tor, das . . . Das alles sind zu Symbolen verdichtete Orte, Icons, ikonische Abbildungen, die stellvertretend für das ganze Land stehen.
Was aber steht für Irland? Die 40 Schattierungen des Grün? Die Schafe, der Lachs, Tara, Newgrange, Dublins Needle, die Cliffs of Moher, der Rock of Cashel, der Giant´s Causeway, Garinish Island, der Fastnet Rock, Glendalough, Dun Angus, das Dublin Post Office – oder doch das Kleeblatt? Wir wissen es nicht, und die Marktforscher wissen es auch nicht – weil es das starke Icon für Irland nicht gibt. Es gibt viele schöne Assoziationen zu Irland, nicht aber die eine starke oder die wenigen starken, mit denen die Irlandwerber gezielt auf Aufmerksamkeits-Fang gehen könnten.
Nun rauchen die Köpfe in Dublin und den Auslandsvertretungen von Tourism Ireland: Welche starken Bilder, welche ikonischen Orte sollen künftig stellvertretend für ein ganzes Reiseland Aufmerksamkeit erregen? Was meinen Sie? Welcher Ort, welches Sujet repräsentiert Irland am besten? Was ist das Irland-Icon der Zukunft?