Da war sie wieder, die schneidende Frage: Wanderer, wo bleibt das Positive – das Schöne, Gute, Harmonische inmitten all der Nagativnachrichten aus Irland, Deutschland, Europa, der Welt? Es liegt ganz nahe, das Positive, nur eine klitzekleine Entscheidung entfernt. Also: aufstehen, Wanderschuhe anziehen, rausgehen in die Berge, an den Strand, auf die Klippen, an den Fluss.

Am heutigen Sonntag denkt der Wanderer unterwegs über die Worte des alten Grafen Tolstoi nach, der 1906 im Gespräch mit Prow Stetschkin auf dessen Frage “Wie lebt man glücklich?” dieses geantwortet hat: “Die erste Bedingung für irdisches Glück ist ein Leben fern der Stadt, unter freiem Himmel, an der frischen Luft, auf dem Lande. Schauen Sie, selbst die Poesie stellt sich das Glück so vor, und wenn sie ein Arkadien entwirft, besingt sie ein idyllisches Leben im Schoße der Natur, fernab der Städte . . .

Stetschkin hakte nach: “Das heißt, für Städter, die nicht die Möglichkeit haben, auf dem Lande zu leben, ist das Glück unerreichbar?”  Und Leo Tolstoi präzisierte: “Unerreichbar, davon bin ich überzeugt! Schauen Sie, wozu diese Menschen verurteilt sind: sie sehen Gegenstände, hergestellt durch menschliche Arbeit und bei künstlichem Licht; sie hören den Lärm der Maschinen, das Rattern der Equipagen, sie riechen Alkoholdunst und Tabakrauch; sie essen Dinge, die oft nicht frisch sind und stinken. Sie haben keinen Umgang mit der Erde, mit Pflanzen und Tieren. Das ist ein Leben von Strafgefangenen!”*

Was der freigeistige Russe vor 104 Jahren formulierte, klingt auch heute zeitlos und gültig – für alle, die das Leben auf dem Land lieben. Überzeugte Urbaniker werden heftig widersprechen. Der Wanderer meint: Schön, hier zu sein, hier in Irland, auf dem Land, in den Bergen, hoch auf den Klippen, unter freiem Himmel. Schönen Sonntag!

* zitiert nach Sinn und Form, Heft 5, 2010, Seite 600f.