
Greyhound-Rennen in Mullingar, Irland. Foto: P. LeBret & P. Gavigan / Wikipedia
Hunde, die Hasen jagen und um ihr Leben laufen: Warum haben die Greyhound-Clubs in Irland bessere Stadien als die Fußball-Vereine? Das habe ich mich seit Jahren gefragt. Die Geschichten über die Grausamkeit des Windhunde-Rennsports kannte ich wohl, nun aber setzte eine hervorragend recherchierte Reportage des nationalen TV-Senders RTÉ die Puzzle-Teile zusammen und berichtete detailliert über eine zynische Geldmaschine. Seit der Ausstrahlung der Investigate-Reportage Ende Juni ist die irische Greyhound-Szene in Aufruhr. Die Sendung zerrte diese hässlichen Wahrheiten ans Licht der Öffentlichkeit:
:: Zu viele Tiere. In Irland werden jedes Jahr rund 16.000 Greyhounds geboren („gezüchtet“). Die schnellen Tiere, die bevorzugt jagen, was sie sehen und was sich bewegt, sind die vierbeinigen Darsteller der Greyhound-Rennen und der bis heute in gewissen Kreisen populären Hetzjagden auf Wild-Hasen. Experten sehen einen Bedarf von allenfalls zehn Prozent der rein aus Profitgründen „produzierten“ Windhunde. Etwa 6000 Jungtiere werden jährlich auf teils grausame Weise getötet, weil sie für die Rennen nicht schnell genug sind. Die Windhunde laufen immer um ihr Leben. Zu langsam zu sein, gleicht dem Todesurteil.
:: Der Staat finanziert. Laut irischem Recht sind die Greyhounds keine Hunde sondern Farmtiere. Dadurch genießen sie vor dem Gesetz weniger Schutz. Ihre Aktivität auf den Rennbahnen des Landes gilt als Sport. Während die irische Sportförderung an 60 Sportarten jährlich rund 60 Millionen Euro verteilt, erhält die Greyhound-Industrie vom Landwirtschaftsministerium jährlich direkt etwa 16 Millionen Euro an Zuschüssen. Das erklärt auch die schönen Hunderenn-Stadien auf der Insel.

Deutsche Windhündin (Whippet) im Rennen auf einer deutschen nichtkommerziellen Rennbahn: Foto: AngMoKio, CC BY-SA 3.0
:: Doping und Quälerei. Züchtern und Haltern von irischen Greyhounds wurden in den vergangenen Jahren mannigfaltige Vergehen nachgewiesen: Vom hochprofessionellen Doping der Hunde über Tierquälerei (unsachgemäße Transporte, Ohrenabschneiden, Verstümmeln, Töten durch Aufhängen) bis hin zum Quälen von Beutetieren, den geschützten Irischen Hasen, und zu illegalen Hetzjagden.

Regelmäßiges Ritual am Sonntag: Greyhounds auf der Fähre Bantry-Whiddy Island zur Hetzjagd auf den Hasen. Foto: Wanderer
:: Hetzjagden auf Hasen. Die RTÉ-Reportage berichtete auch über die regelmäßigen Hetzjagden auf Hasen, die auf Whiddy Island, einer Insel ganz in unserer Nachbarschaft in der Bantry Bay, statt finden. Whiddy ist bekannt für die ansehnliche Population des Irish Red Hare, des Irischen Hasen, der vom Aussterben bedroht ist. Vor Monaten wurde schon bekannt, dass sich die Greyhound-Aktivisten regelmäßig Hasen von der Insel „ausleihen“, um sie andernorts in Irland bei Hetzjagden den Windhunden auszusetzen. Zwar werden die Windhunde in der Regel durch Maulkörbe vom Zubeißen abgehalten, doch trotzdem werden Jahr für Jahr zahlreiche Hasen bei dem unwürdigen Schauspiel verletzt und getötet. Die Greyhound-Halter gerieren sich derweil als Tierschützer, denen am Wohl des Hasen gelegen sei.
:: Dunkelfeld Whiddy Island. Die Sendung zeigte zudem, wie Greyhound-Halter und ihre Tiere regelmäßig (bevorzugt an Sonntagen außerhalb der Feriensaison) mit der Fähre von Bantry nach Whiddy Island fahren und dort Hetzjagden auf Hasen abhalten, obwohl diese Jagden auf Whiddy nicht erlaubt sind. Sie werden von den wenigen Einheimischen nicht nur stillschweigend geduldet, sondern teilweise auch unterstützt. Investigate nannte die Namen von Teilnehmern, und man kommt aus dem Staunen nicht heraus. Auf Whiddy jagen bekannte Menschen mit ihren Hunden: erfolgreiche Züchter und Trainer, heimische Wirte, pensionierte Polizeibeamte . . .
:: Die Aussichten. Es gibt Hoffnung für die Hunde und auf besseren Tierschutz: Die windige Branche, die unter Nachwuchsmangel und mittlerweile auch an abnehmender Wettfreudigkeit leidet, wird von den Veröffentlichungen der letzten Monate hart getroffen. Mehrere Sponsoren haben sich aufgrund der Negativschlagzeilen bereits zurück gezogen, Großsponsoren wie Boyle Sports stehen unter großem öffentlichem Druck. Wir werden berichten . . .
Nein,auf der ganzen Welt, auch in Deutschland, Kälber haben keine Lobby und gehen im Lebendtransport in die Türkei oder den Arabischen Raum. Was ist das?? Ich habe 2 Hunde aus dem Tierschutz, einer ist 15 ein Rüde und danach wieder einer aus dem Tierschutz, aber viele Deutsche wollen einen Rasse-Hund, eigene Abstammung??? :))) Mir war es immer egal, Hauptsache liebe Hunde – wurden es mit der Zeit.
Danke für die Veröffentlichung! Erst dadurch werde die Sponsoren aufmerksam!
Kultur auf Kosten der Tiere ist keine Kultur, sondern Barbarei. Das gehört verboten!
Ebenso die Stierhatz und der Stierkampf in Spanien. Hundekämpfe und Hahnenkämpfe und viele weitere „Kulturen“ auf Kosten Anderer.
Ich würde dem Autor doch empfehlen, ein wenig mehr über seine Themen zu recherchieren. Das hier verwendete Foto „Greyhound im Rennen“ (Foto: AngMoKio, CC BY-SA 3.0) zeigt eine deutsche Whippethündin auf einer deutschen nicht-kommerziellen Windhunderennbahn.
https://whippet.breedarchive.com/animal/view/catkylls-amidala-ebf273e3-a8c4-4d55-a918-041ff9818245
Einfach mal selbst hinfahren und sich ein Bild machen. Nicht alles, was man in Wikipedia findet, ist auch wahr…
Christiane, Du hast recht. Das Foto zeigt einen deutschen Windhund. Die Geschichte selber ist im übrigen gut recherchiert und selbst erlebt. Ich habe die Greyhounds und ihre Besitzer auf Hasen-Hetzjagd selber beobachten müssen. Die beiden Fotos sind auf Whiddy Island gemacht. Den Bildtext werde ich korrigieren, danke für den Hinweis.
Auch auf nicht-kommerziellen deutschen Rennbahnen in Deutschland werden Windhunde schwer verletzt und sterben. Der Text ist sehr gut zusammengefasst. Es könnte noch ergänzt werden, dass der Status als landwirtschaftliches Nutztier den Züchtern die Möglichkeit zur Beantragung von EU Subventionen eröffnet.
Danke Markus und Sascha. Ja der Text ist erstens gut recherchiert und zweitens ist es leider wahr, dass solche Brutalitäten – nicht nur gegen Windhunde – auch in D alltäglich sind. Und eben leider nicht nur in Deutschland…
Eben, als ich hier das Thema durch Deinen (Sascha) Beitrag überhaupt erstmals sah, kam mir sofort wieder etwas in den Sinn, das mich seelisch einst sehr peinigte, als ich von einer Windhund haltenden Bekannte (dort lebten die 2 Windhunde als Haustiere drinnen und draussen mit der Familie in den Pyrenäen) : das sogenannte „Klavierspielen“ der todgeweihten Galgos (Windhundrasse aus Spanien, die übrigens gern mal mit Greyhoundblut aufgefrischt wird).
Da treffen sich dann nach einem Windhund – Rennen tatsächlich die geldgierigen Tierquäler und sitzen bei Wein und anderen Spezereien während alle Windhunde, die sie als zu langsam und anderweitig nach dem Rennen als unbrauchbar eingestuft haben vor ihnen erdrosselt werden, ganz langsam… zur Belustigung der Zuschauer… sie werden gerade so hoch aufgehängt, dass die Hinterläufe noch ein bisschen den Boden berühren und dann strampeln sie sich zu Tode , das nennen diese Menschbestien „Klavierspielen“ und der, dessen Hund am längsten sich zu Tode zappelt gewinnt den extra vereingbarten Klavierspiel Wetteinsatz“… Mir fällt es schwer überhaupt diese Sätze hier zu schreiben…
Mindestens genauso grausam ist es Hasen hetzen zu lassen egal ob erlaubt oder verboten.
Ach ja, es gäbe noch eine Tierart die in Irland lange sehr grausam behandelt wurde, wenn diese Tiere den Besitzern nicht mehr dienen konnten… Esel. Aber es gibt ein großes und gutes Donkey- Sanctuary für sie mittlerweile : https://www.thedonkeysanctuary.ie/
Und es macht Hoffnung dass es diese Menschen hier gibt : https://ispca.ie/
Hoffnung auch für die wilden Tiere unserer Heimat… im Foto der echte Irish hare Lepus timidus hibernicus (der eigentlich eine Unterart des Schneehasen ist aber in Irland ständig ein braunes Fell hat, sehr typisch sind die viel kürzeren Ohren als die beim Brown hare) aber es ist vollkommen egal ob ein streng geschützter Irish hare oder ein Brown hare gehetzt wird, Hetze ist Hetze mit allen schrecklichen Folgen .
Wenn man das liest überkommt einem das Grauen, gibt es eigentlich auf der ganzen Welt noch einen Platz wo Tiere nicht gequält werden.