Frost? Egal. Der Super-Mini war Pflicht in der Silvesternacht.
Irland feierte. Diese Silvesternacht hat ihre Spuren hinterlassen. Zum Neujahrskater gesellt sich heute bei vielen Irinnen eine kräftige Erkältung, wenn nicht sogar eine Blasenentzündung, von Blasen an den Füßen und Muskelkater in den Waden einmal abgesehen.
Cork leuchtete. Wir waren gestern nacht unterwegs in Irlands Süd-Metropole Cork. Der Himmel sternenklar, erstmals in diesem Winter gab es Minusgrade und Frost. Das hinderte viele ausgehende Frauen nicht daran, im freizügigen Standard-Feier-Outfit, dem mehr als knappen Super-Mini, tief dekolletiert, auf High Heels und Stilettos durch die Straßen zu ziehen. Mantel, Jacke, Schal, Pullover? Lästig, braucht frau zum Party-Machen nicht. Sie wärmt sich gerne innerlich.
Super-Mini und Stilettos. Ich war vor ein paar Jahren mit einem holländischen Freund im nächtlichen Dublin unterwegs. Der Mann erkundigte sich besorgt, warum wir gerade in dieses Viertel gingen (es war Temple Bar). Ich konnte ihn beruhigen: Das ist schlicht der Ausgeh-Look vieler Irinnen — genauso, wie sie tagsüber gerne im Trainingsanzug zum Einkaufen oder Studieren gehen, brezeln sie sich nachts enorm auf. Es ist geradezu verpönt, in Jeans, Hosen oder einem Normalo-Rock auszugehen. Die irische Frau* präsentiert sich dabei äußerst selbstbewusst: Gezeigt wird, was sie hat, da spielen Kategorieren wie Figur und Gewicht überhaupt keine Rolle.
Hohe Hürden. Auch zehn bis 15 Zentimeter hohe Stilettos mit Pfennigabsätzen gehören zur Feier-Montur, völlig egal, dass sie die Fortbewegung dramatisch erschweren. Gestern nacht überholten wir eine junge (völlig durchgefrorene) Frau, die auf ihren schwindelerregend hohen Pumps vielleicht 30 Meter pro Minute wackelte. Bei vielen jungen Frauen wirkt die Gehhilfe wie eine freiwillig zugefügte reversible Körperbehinderung. Das macht aber gar nichts, wenn frau glashaltend und in die Höhe gestreckt an der Bar steht.
Feiern privat: Die House Party war in Cork auch in diesem Jahr groß angesagt. Viele Pubs und Bars leerten sich eine halbe Stunde vor Mitternacht wie auf Kommando. Nach dem öffentlichen Vorglühen zogen viele Feiernde rechtzeitig vor dem Jahreswechsel weiter zur privaten Haus-Party im Freundeskreis.
In diesem Sinne: Happy New Year und gegebenenfalls gute Besserung ;-) Es ist ein ganzes langes Wochenende Zeit für die Rekonvaleszenz.
* Die Verallgemeinerung sei verziehen: Es gibt natürlich junge Irinnen, die sich wärmer kleiden.
Fotos: Markus Bäuchle (oben); Google Search
http://crazyirishpeople.blogspot.ie/2011/02/going-to-lectures-in-tracksuits-and.html
Ich kann mich erinnern: Nachdem Ella & ich in einer Sylvesternacht durch die Pubs zogen, saßen wir an der Bushaltestelle unten am River Fergus in Ennis und warteten auf das Taxi. Ich hatte eine Daunenjacke an und Ella einen dicken Blouson. Neben uns saß eine junge Irin in kurzem Rock, high-heels und bauchfreiem Oberteil. Da wurde einem nur vom hingucken eiskalt.
Oder vor einigen Jahren, als wir kurz vor Weihnachten eine Spritztour nach Kilkee unternahmen. Es stürmte wie verrückt und regenete durch einen Schlitz in der Fahrertür meines Fiesta, weil man sie nach einem Einbruch nicht mehr richtig schließen konnte. Wir parkten an der Strandpromenade, und betrachteten das tosende Meer und die vorbeiziehenden Wolken. Es sah aus, als ob die Welt jeden Moment untergehen würde als plötzlich zwei irische Badenixen aus dem Wasser stiegen und nur in ihren Bikinis bekleidet lachend den Strand hinauf liefen. Schmerzfrei …