Mond Irland

 

Harvest Moon und Supermoon. Am frühen Mittwochmorgen stand der September-Vollmond über Bantry Bay. Vier Tage vor der Tagundnachtgleiche und vor dem Beginn des Herbstes am 22. September ging der Mond bald nach dem Sonnenuntergang auf und strahlte von einem wolkenlosen Himmel auf Land und Meer. Er machte die Nacht zum Tag. Es bedurfte keiner Taschenlampe, um sich unter freiem Himmel zurecht zu finden. Fast hätte man ein Buch im Mondlicht lesen können. Harvest Moon, den Erntemond, nennen die Menschen in Irland den September-Vollmond. Er trägt diesen Namen, weil er zur Erntezeit erscheint, aber auch, weil der Septembermond immer das Tageslicht in die Nacht hinein verlängert, und den Bauern in alter Zeit ohne elektrisches Licht oft die Chance bot, länger auf den Feldern zu arbeiten, um die kostbare Ernte rechtzeitig vor dem nächsten Regenwetter einzufahren.

Die Vollmonde im keltischen Kulturraum haben individuelle Namen, die regional variieren. So wird der Harvest Moon mancherorts Singing Moon (Singender Mond) genannt, oder Fruit Moon (Fruchtmond) und Barley Moon (Gerstenmond). Auch die deutsche Sprache kennt Namen für die Vollmonde, obwohl diese traditionellen Bezeichnungen heute nicht mehr oft benutzt werden. Die Bauern nannten den Vollmond im September Herbstmond oder Maismond. In den meisten Kulturen ist der Mond weiblich („La Luna“). Göttinnen wie Diana, Artemis. Luna oder Kallisto verkörpern Magie und Faszination des Erdtrabanten, der uns seit Anbeginn der Menschheit im Bann hält.

 

Harvest Moon

In der irischen Mythologie gibt es keine Mond-Gottheit. Der Mond spielt dennoch eine wichtige Rolle: Der Vollmond ist alten Mythen zufolge die Zeit, wenn die Feen aus ihren Hügeln und Erdlöchern steigen und den Menschen näher kommen als gewöhnlich.  Die Altvorderen hatten großen Respekt vor dem Vollmond, weil sie die Fairies im Mondlicht auf Rachefeldzug wähnten. Mancherorts wurden die jungen Frauen bei Vollmond im Haus eingeschlossen, damit sie nicht von den Feen entführt wurden. Positivere Gedanken verbinden die Menschen in Irland mit dem Neumond: Es ist die Zeit des Beginns, des Pflanzens – auch die der gesegneten Schlachtung von Tieren.

Wenn der Mond der Erde bis auf gut 350.000 Kilometer am nächsten kommt, sprechen die Medien von einem Supermond und suggerieren uns, dass wir den Mond dann größer sehen. Dies ist wohl ein Medienmärchen ohne Beleg. Der Vollmond wirkt auf alle Fälle größer auf uns, wenn er tief am Himmel und nah über dem Horizont steht. Irlandnews-Autorin Antje Wendel hat den irischen Harvest Moon über der Bantry Bay fotografiert. Sie stellte den Wecker, um auch die partielle Mondfinsternis am frühen Morgen um 3:45 Uhr im Bild fest zu halten (Foto unten) .

 

Irischer Septembermond

 

Alle Fotos: Antje Wendel

 

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