Nein, das sind keine Fotos aus der Karibik, sondern Schnappschüsse aus Nachbars Garten in West Cork. Während sich das öffentliche Leben in Irland im Kriechgang durch den Schnee- und Eisnotstand quält, bietet zumindest die Sonne in Teilen des Landes vereinzelte Lichtblicke.

Die Sonnenuntergänge der letzten Tage, aus der warmen Wohnung heraus betrachtet, ließen viele Iren von karibischen Inseln träumen. Wie auf Curacao, Margarita oder Martinique muteten die dramatischen Sonnenuntergänge an – die im Südwesten Irlands gut gedeihenden Palmen, die nun bei Minusgraden ums Überleben kämpfen, nähren die Illusion zusätzlich.

Die Realität ist banaler: Weil die Wetterextreme offensichtlich nicht in den Griff zu bekommen sinde, bleiben nun alle 4000 Grund- und Hauptschulen des Landes zunächst bis kommenden Donnerstag geschlossen. Die Regierung bereitet die Bevölkerung auch darauf vor, dass die Straßenbehörden selbst wichtige Verkehrsadern schon an diesem Wochenende nicht mehr offen halten können, weil die Mittel dazu fehlen. Dem Staat gehen Salz und Streugut aus. Für die kommende Woche steht nach Aussagen des Krisenstabs der Regierung gerade noch die Hälfte des erforderlichen Materials zur Freihaltung der Straßen zur Verfügung.

Für morgen, Sonntag, werden starke Schneefälle vor allem im Osten und Südosten des Landes erwartet. MET Eireann kündigte für Teile der Insel fünf bis zehn Zentimeter Neuschnee an – Schneemengen, mit denen hier niemand wirklich umgehen könnte. Viele Menschen trauen sich nur aus den Häusern, um Vorräte und Heizmaterial einzukaufen. Vielerorts sind die nicht isolierten Wasserleitungen eingefroren, was zu einer starken Nachfrage nach Trinkwasser führte.

Fotos: Bodo J. Baginski