Der Irland TV-Überblick für die kommende Woche: Wir begleiten Saoirse Coughlan (Foto oben, Mitte) beim Gälisch lernen auf die Aran Inseln und pilgern mit zwei Frauen aus Deutschland auf die harte Tour auf Station Island. Bis 1998 wurden mehr als 50.000 irischen Frauen in sogenannten Mutter-und-Baby-Heimen ihre Kinder weggenommen und zur Adoption freigegeben. Nach Jahren des Schweigens versuchen die Adoptivkinder von damals ihre Mütter wiederzufinden. Sie kämpfen dafür, dass ihr Schicksal endlich anerkannt wird.
Montag, 8. Juli 2024, arte 12:05 Uhr: Re: Gälisch für Anfänger – Leben auf den Aran Islands
(Wiederholung)
Weniger als zwei Prozent der Iren spricht noch fließend irisches Gälisch, die Sprache ist kurz vor dem Aussterben. Doch eine Schule auf den Aran Islands – einer Inselgruppe knapp 50 Kilometer vor der irischen Westküste – will das verhindern. Hier können junge Iren Irisch lernen.
Die 12-jährige Saoirse Coughlan stammt ursprünglich aus Dublin. Der Teenager hat sich dazu entschieden, für mindestens ein Jahr auf die Aran Islands zu ziehen, um dort die irische Sprache und Kultur zu lernen.
Das Leben auf der 160-Einwohner-Insel Inis Meáin, der mittleren der Aran Islands, ist eine Herausforderung für das Mädchen. Die trubelige Großstadt Dublin mit allerlei Freizeitvergnügen ist hier weit weg. Reetgedeckte Cottages und uralte Steinmauern prägen die raue Landschaft der Aran Islands. Wegen ihrer abgeschiedenen Lage konnte sich die irische Sprache und Kultur hier besonders lange erhalten.
Rund 40 Schüler besuchen derzeit die Coláiste Naomh Eoin Schule, die eine Hälfte sind Einheimische, die andere stammt vom Festland – so wie Saoirse Coughlan. An der Schule wird ausschließlich irisches Gälisch gesprochen, in allen Fächern. Das ist einzigartig in Irland.
„Re:“ begleitet die Teenagerin in ihrem neuen Alltag. Wie nimmt sie das einsame Leben auf der Insel wahr? Was fasziniert sie an der irischen Sprache und Kultur, dass sie ihr vertrautes Leben in Dublin zurückgelassen hat?

An der Schule Coláiste Naomh Eoin auf Inis Meáin findet der Unterricht auch schon mal draußen statt. Rund 40 Schülerinnen und Schüler besuchen die Schule, die Hälfte sind Einheimische, die andere Hälfte stammt wie Saoirse Coughlan (2. v.li.) vom irischen Festland
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Mittwoch, 10. Juli 2024, SWR 23:30 Uhr: Der Irland-Krimi – Die Toten von Glenmore Abbey
(Wiederholung)
“Die deutschstämmige Psychologin Cathrin Blake lebt seit ihrem Studium in Galway, die Liebe zu Liam Blake, einem Kriminalkommissar, hat sie in Irland festgehalten. Cathrin spezialisierte sich auf Kriminalpsychologie und arbeitete zusammen mit ihrem Mann bei der Polizei in Galway – bis vor zehn Jahren Liam plötzlich spurlos verschwand. Cathrin verlor den Boden unter den Füßen, es bedurfte ihrer ganzen Kraft, aus dieser Krise herauszufinden.
Heute hat sie die Vergangenheit hinter sich gelassen. Sie lebt mit ihrem Sohn Paul zusammen und arbeitet als Psychologin. Ihre Arbeit bei der Polizei hat sie allerdings aufgegeben. Als eines Tages auf dem Gelände eines ehemaligen “Magdalenenheims” der katholischen Glenmore Abbey die verscharrten Skelette von Kleinkindern und eines erwachsenen Mannes gefunden werden, ist sich Cathrin sicher, dass es sich um Liam handelt. Außer bei Callum O’Connor, einem ehemaligen Kollegen und Freund Liams, trifft Cathrin mit ihrer Ahnung jedoch auf taube Ohren.
Vor allem Superintendent Kelly verhält sich unerklärlich abweisend. Doch Cathrin lässt nicht locker, sie muss erfahren, was mit Liam passiert ist – auch wenn sie sich selbst in höchste Gefahr bringt.” (Senderinformation)
Donnerstag, 11. Juli 2024, MDR 22:40 Uhr: Pilgern auf die harte Tour
(Wiederholung)
“Drei Tage barfuß über eine abgelegene irische Insel wandern, dazu nur trocken Brot und eine durchwachte Nacht: “Der Ironman des Pilgerns” wird die Pilgertour auf Station Island auch genannt. “Echtes Leben: Pilgern auf die harte Tour – barfuß in Irland” begleitet zwei Frauen aus Deutschland auf dieser Tour, Agata Trofimiak aus Leipzig und Regina Ettwein aus Bayern.
Station Island ist eine winzige Insel auf dem Lough Derg im nordwestlichen Teil von Irland. Seit dem Mittelalter zieht die Insel Pilger an, und so hat sich die Pilgerfahrt bis heute mittelalterliche Züge bewahrt.
Auch Agata und Regina begeben sich auf stundenlange Wanderungen rund um die winzige Insel. Die dreitägige Pilgerfahrt ist eine Übung für Geist und Körper und eine harte Prüfung des eigenen Durchhaltevermögens. Die Pilger sind über 30 Stunden wach und essen dabei nur einmal ein Tag ein bisschen trockenes Brot. Barfuß gehen sie über Felsgestein und sinken immer wieder auf die Knie und beten. Am Ende knacken dabei nicht nur die Gelenke der Alten, auch die Jungen haben Mühe, der Schwerkraft zu trotzen und das Programm zu absolvieren.
Die Motive für diese Strapazen sind für die Frauen ganz unterschiedlich, obwohl beide einen katholischen Hintergrund haben. Agata hat ihre Wurzeln im polnischen Katholizismus:
„Das Knien ist ja auch eine Demutsgeste, die schon positiv sein kann, aber auch manchmal vielleicht negativ konnotiert ist mit Schuldgefühlen. Aber darum geht es ja, die Schuldgefühle loszulassen.“ Agata hat die Tour vor 10 Jahren schon einmal gemacht. Damals war sie in einer Sackgasse ihres Lebens angekommen und hat alle Brücken hinter sich abgebrochen. Damals wie heute erhofft sie sich Unterstützung auf ihrem Lebensweg.
Während Agata sich in ihren Glauben vertiefen möchte, möchte Regina herausfinden, was davon noch übrig ist. „Ich möchte gerne beten“, sagt sie, „doch ich kann es nicht.“ Der Umgang mit den Missbrauchsopfern hat Regina aus der Katholischen Kirche getrieben. Trotzdem würde sie gerne Probleme an eine höhere Macht adressieren, wenn sie allein nicht weiterkommt.
Werden beide finden, was sie auf der Insel suchen? Werden sie die Strapazen durchhalten?” (Senderinformation)

Agata Trofimiak will drei Tage auf einer abgelegenen irischen Insel pilgern
Freitag, 12. Juli 2024, Tagesschau24 2:00 Uhr: Irlands geraubte Kinder – Zwangsadoptionen in Namen der irischen Kirche
(Wiederholung)
“Unverheiratet schwanger zu sein, das galt im erzkatholischen Irland lange als Schande. Bis 1998 wurden mehr als 50.000 irischen Frauen in sogenannten Mutter-und-Baby-Heimen ihre Kinder weggenommen und zur Adoption freigegeben. Nach Jahren des Schweigens versuchen die Adoptivkinder von damals ihre Mütter wiederzufinden. Sie kämpfen dafür, dass ihr Schicksal endlich anerkannt wird.
In Irland waren Verhütung und Abtreibung lange verboten, Sex vor der Ehe nicht erlaubt und Aufklärung praktisch nicht existent. Bei ungeplanten Schwangerschaften galt die Frau meist als die „Schuldige“, selbst wenn die Schwangerschaft Folge einer Vergewaltigung war. Wer die Schwangerschaft nicht illegal im Ausland beenden wollte oder konnte, hatte im von Kirche und Tradition bestimmten Irland keine Wahl: Der Priester wurde informiert. Und er entschied, ob die Frau verstoßen oder in eines der 18 katholischen Mutter-und-Baby-Heime geschickt wurde.

Paul Redmond wurde in einem katholischen Mutter-und-Baby-Heim in Irland geboren.
Paul Redmond wurde in einem solchen Heim geboren. Er bezeichnet sich und andere Betroffene als „Überlebende“ eines Skandals, der Irland bis heute erschüttert. Der 59-Jährige sucht immer wieder das heute leerstehende Gebäude auf, in dem er zur Welt gekommen ist. Er erinnert daran, wie es den Babys dort erging: „Viele wurden vernachlässigt, im Bettchen liegen gelassen und selten gewickelt. Vor allem die Kinder, die eine Behinderung hatten oder eine andere Hautfarbe.”
Die Folgen waren schrecklich. Im kleinen Ort Tuam im Westen Irlands fand die Lokalhistorikerin Catherine Corless heraus, dass im dortigen Heim die Leichen von fast 800 Babies und Kindern in einem geheimen Massengrab versteckt wurden. Sie hat damit die nationale Aufbereitung des Skandals erst ins Rollen gebracht. Heute setzt sich die 68-Jährige für die Exhumierung der menschlichen Überreste ein.

Die Lokalhistorikerin Catherine Corless fand heraus, dass im kleinen Ort Tuam im Westen Irlands die Leichen von fast 800 Babys und Kleinkindern aus dem dortigen Heim in einem geheimen Massengrab versteckt wurden.
Dafür kämpft auch Anna Corrigan. Sie fand heraus, dass sie zwei Brüder hat, die in dem Heim in Tuam geboren wurden. Für ihren Bruder John gibt es eine Sterbeurkunde, doch was mit William passierte, ist unklar. Eine Exhumierung und DNA-Tests könnten Klarheit schaffen. Anna ist noch immer auf Spurensuche. Sie hat die Hoffnung nicht aufgegeben, dass ihr Bruder William vielleicht noch am Leben ist.” (Senderinformation)

PJ und Anna in der irischen Stadt Tuam – Anna Corrigan ist auf Spurensuche nach ihrem Bruder William.
Foto Credits:
Das Titelbild und das zweite Foto gehören zur Sendung “Re: Gälisch für Anfänger”, © Kobalt, Foto: Arte
Das dritte Bild gehört zur Sendung “Pilgern auf die harte Tour”, © Radio Bremen/Susanne Brahms
Die Fotos vier bis sechs gehören zur Sendung “Re: Irlands geraubte Kinder – Zwangsadoption im Namen der Kirche”, © SWR/ARTE
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