Die Götterboten der Weltfinanzwirtschaft haben Irland in den vergangenen zwei Tagen in die Negativschlagzeilen zurück katapultiert: Moody´s stufte die Kreditwürdigkeit Irlands auf Ramsch-Status herab. In dem Down-Rating steckt die Botschaft: Irland wird auf absehbare Zukunft und über das Jahr 2013 nicht kreditwürdig sein. Irische Staatsanleihen sind keine sichere Investition, vor allem aber: Irland wird ohne ein zweites Hilfspaket von EU und IWF pleite gehen.
Was bedeutet das für das Land, für die Bewohner? Abgesehen davon, dass Irland nun hinter Griechenland wieder an zweiter Stelle der Pleite-Kandidaten firmiert und sich nicht mehr hinter Portugal und Italien verstecken kann: Nichts. Durch das 85-Milliarden-Euro-Hilfspaket ist Irland für die kommenden zwei Jahre finanziert und von den Internationalen Kreditmärkten unabhängig.
Was aber bedeutet das mögliche Endspiel des Euro und der „Euro-Zone“ für uns Bürger in Europa, im „Westen“? Überschuldung an allen Ecken und Enden der Welt: Die USA vor der Staatspleite, Japan am Rande des Abgrunds, Spanien, Italien, Großbritannien (!) schwer angeschlagen. Er sieht sehr danach aus, dass der westliche Wirtschafts-, Konsum- und Lebensstil am Ende ist. Die westliche Welt hat abgewirtschaftet und findet nicht die Kraft, das Ruder herumzureißen. Die erste Finanzkrise wurde in Wahrheit nicht gemeistert sondern nur schlecht gemanagt, die Politik konnte sich die Kontrolle über die wild gewordenen Finanzmärkte nicht zurück erobern. Das zerstörerische freie Spiel der Geldkräfte hat sich sogar noch forciert. Das Leben auf Pump und auf Kosten Anderer, der Kinder, der Zukunft: Das rächt sich jetzt – möglicherweise sogar an der Generation der Verursacher.
Alle Zeichen stehen auf Sturm. Zwischen Frauen-Fußball und Tatort, zwischen Six One News und Good Wife schauen wir mehr oder weniger gelassen zu. Was passiert mit Europa? Was mit unserem Geld? Was mit unseren Kindern? Was können wir selber tun? Wer weiß es?
Das wird nun eine sehr schmerzliche Zeit, in der viele Illusionen und Ideologien zu Grabe getragen werden: vor allem der Paternalismus, dass Papa Staat schon irgendwie alles richten und jedem Volltrottel die Verantwortung für sein Leben abnehmen wird – finanziert über den Topf der Solidarkassen. Und die zweite Illusion ist, dass es – früher vielleicht einmal – Institutionen gegeben haben mag, die einen Hauch von Vertrauensbonus und Glaubensüwridigkeit hatten: die Krichen, ein paar charismatische Politiker, die Banken. Auch damit ist es vorbei. Es wird ein spannendes Szenario, zuzuschauen (oder mitzuspielen), wer in dem kommenden Chaos die Macht an sich reißen wird, gemäß der alten und nie widerlegten politischen Wahrheit: Souverän ist, wer über den Ausnahmeszustand bestimmt.
Aber bis dahin teile ich vorerst Bernd Bieges nicht minder wahre Weisheit:: vom echten Chaos sind wir noch Lichtjahre entfernt.
Lieber Wanderer, ich würde Dir ja zu gerne widersprechen, aber leider hast Du wieder den Finger in die richtige Wunde gesteckt. Ich fürchte, daß wir einem Zusammenbruch nicht mehr ausweichen können. Dann hätten wir zumindest die Chance etwas „Besseres“ aufzubauen. Vorausgesetzt, wir würden aus dem Erlebten eine Lehre ziehen. Aber auch das darf man bezweifeln! Was haben unsere gewählten Volksvertreter aus der letzten Krise für Schlüsse gezogen? Welche Erkenntnisse? Und welche Konsequenzen wurden gezogen?
Mir graut! Und vor allem tut mir die jüngere generation leid. Sie wird uns eines Tages verfluchen. Nur gut, daß man in deren Alter die Tragweite der Situation nicht erkennt und optimistisch in die Zukunft schaut!
Uns geht´s Gold – das ist wohl die Ursache der Krisen. Zu Gold. Die wirkliche Krise, die Kehrseite der Medaille, offenbart sich hinter der Überschuldungskrise und ist die durch Konsummaximierung verursachte Zerstörung der ökologischen Balance. Leider bleibt angesichts des Kampfs um „Wachstum“ und den Wohlstands-.Status-Quo nicht viel globale Energie übrig, um auf Kleinigkeiten wie das Weltklima Rücksicht zu nehmen. Ich halte diese Krise, die Amerikanische Krankheit, für die größte, der sich Menschen bislang gegenüber gesehen haben.
Hier läuft jetzt in den Kinos ein Film namens „The Company Men“. Abgesehen von ein paar Stars (Ben Affleck, Chris Cooper, Tommy Lee Jones, Kevin Costner) ist der Streifen nicht unbedingt ein Muss, weil die Handlung teilweise unlogisch ist, aber ich erwähne ihn hier, weil das Thema die Entlassungswelle in den USA in 2008/2009 ist, und wie ein paar Opfer aus der Führungsebene eines Schiffsbau-Konzerns damit umgehen. Grob zusammen gefasst: einer bringt sich um, zwei andere fangen nach einigem Herumschlingern an, die Strukturen, in denen sie gescheitert sind/scheitern mussten, in einer neuen Firma wieder neu aufzubauen. Fazit: Leider nichts gelernt, obwohl die Chance greifbar war.
Was man selbst tun kann? Ich glaube, allein nur wenig – aber im Rahmen von Organisationen wie attac schon mehr.
Erstmal tief durchatmen … die „westliche Welt“ hat in den letzten hundert Jahren weitaus grössere Krisen überstanden, von Inflation und Weltwirtschaftskrise bis hin zum Verlust zweier Generationen durch Krieg und gezielte Vernichtung, den Verlust von Imperien und Kolonien ganz am Rande erwähnt.
Und: Uns geht’s ja noch Gold!
Ein von Dürre bedrohter Afrikaner dürfte sich bei solchen Panikattacken des Westlers vor Lachen den schon geblähten Bauch halten.
Was passiert mit Europa? Es wird auch Morgen und Übermorgen noch da sein … ob als Quasi-Kolonie Indiens oder Chinas oder weiter als virtuelle Grossmacht, das sei dahingestellt.
Es wird langsam Zeit dass jemand diesen Rating Agenturen auf die Finger klopft, die mit ihrem „gambling“ alles noch aufgeregter und hysterischer machen, als es ohnehin schon ist.