Für Kinder waren die Straßen Irlands jahrelang eine nette Fundgrube. Wie in keinem anderen Land Europas fand man auf irischen Straßen an allen Ecken und Enden Geld. Keine Reichtümer natürlich, aber Ein-, Zwei- und Fünf-Cent-Münzen lagen vielerorts in Staub und Schmutz, so als hätte sie jemand verloren. Meist wurden die kleinen Brüder des Euros jedoch achtlos, arrogant oder angeberisch weggeworfen – man war ja wer, man hatte es und gab sich nicht mit kleiner Münze ab.

Nun ändern sich die Zeiten, das Geld wird knapper, und die kleinen Funde werden es auch. Man sieht wieder Einheimische, die sich nach Kleingeld bücken, die den lange wenig geschätzten Cent aufheben und das alte Lebensmotto “Pennies make Pounds” wieder zu Ehren kommen lassen.
Auch Geschäftsleute berichten über “Change” im Umgang mit “Change”. Galt es in großen Kreisen der Gesellschaft bis vor kurzem als schick, den 4,80-Euro-Einkauf mit einer Fünf-Euro-Note zu bezahlen und das Wechselgeld mit lässiger Handbewegung zurückzuweisen oder in die Charity-Box zu schicken, so legen die Kunden wieder zunehmend Wert auf Cent-genaue Abrechnung.
Der Geschäftsfrau Mary O´Shea fällt auf, dass die lässige Spendierlaune an der Ladenkasse inzwischen eher selten vorkommt: Ihre Spendenflasche auf dem Kassentisch mit Kleingeld für eine lokale Hilfseinrichtung war in den vergangenen Jahren bis Ende April schon jeweils zweimal bis zum Hals gefüllt worden. In diesem Jahr ist gerade einmal der Boden der Flasche mühsam mit Kleingeld bedeckt. Wenn das keine Zeichen sind…