Irland-Besucher und Einheimische wunderten sich 15 Jahre lang, warum das viele schöne Geld des Keltentigers sich nicht in erstklassiger Infrastruktur niederschlägt. Paradebeispiel für diesen Mangel war in den Boomjahren die Verbindung zwischen den beiden größten Städten der Republik, Dublin und Cork: Die Autoreise führte über die Dörfer, durch Städtchen und Städte – nur da und dort wurde die gemütliche Fahrt inklusive Staustehen von einem Stück Autobahn unterbrochen. Wer konnte, zog das Flugzeug vor oder – ganz en vogue in den Tiger-Jahren – den Hubschrauber.
Das ist nun alles anders: Die Helis, lange die fliegenden Status-Symbole der reichen Iren, sind verkauft, und im Mai dieses Jahres wurde der letzte der acht Bauabschnitte der Autobahn M8 fertiggestellt. Ein seit 1985 betriebenes Prestigeprojekt fand seinen krönenden Abschluss: Die 240 Kilometer Straße von Dublin nach Cork schafft der flotte Autofahrer heute via M8 und M7 in zwei Stunden – oder weniger, wenn er sich nicht an das Tempolimit von 120 km/h hält. Dies aber nur, wenn er die Reise mit leerer Blase und vollem Tank antritt. Denn das unterschwellige Gefühl, dass auf dieser Autobahn irgend etwas fehlt, trügt nicht: Es gibt keinerlei Tankstellen und Raststätten.
Wer auf Irlands Autobahnen ein Päuschen einlegen will oder muss, hat meist nur eine Wahl: Er/sie verlässt den Motorway und tankt, rastet oder pudert sich die Nase in einem Etablissment irgendwo am Stadtrand. Autobahnraststätten nämlich gibt es derzeit nur eine einzige: Glücklich, wer die M1 von Dublin nach Norden fährt: Sie liegt bei Lusk, noch vor Balbriggan und Drogheda. Das erste irische Raststättenwunder öffnete gerade erst, im September, seine Pforten und Zapfsäulen.
Nach einem kurzfristigen Strategieschwenk der Nationalen Straßenverwaltung NRA wurde die Parole zur Einrichtung von Autobahnraststätten ausgegeben: Drei Projekte gingen in Bau, die zwei noch unfertigen werden wohl noch im Oktober eröffnet, wenn nicht weitere Streiks dazwischen kommen: Castlebellingham, ebenfalls an der M1, und Enfield an der M4.
Das wars dann aber mit der Herrlichkeit. Weitere irische Autobahntanken sind nicht geplant. Deshalb gilt: Wer in Irland eine Reise antritt, sollte gut auf Input und Output achten – bei sich selbst und den Seinen, und natürlich auch am „Heiligs Blechle“.
Enfield ist offen ;-) Allerdings frage ich mich für wen.
Ganz so einfach ist das Thema Autobahnraststätten in Irland allerdings auch nicht. Ich habe mich schon vor Jahren damit befasst und kenne ein paar Zahlen und Fakten, die klarmachen warum es nicht mehr Raststätten gibt:
– alleine die Beteiligung an der Ausschreibung für Enfield hat jeden Interessenten €500.000 gekostet
– eine Raststätte an einer Autobahn in der EU muß unter anderem auch über Waschräume für LKW-Fahrer und Übernachtungsparkplätze für Trucker verfügen, auch in Irland, wo man schwerlich die Lenkzeiten überschreiten kann oder unbedingt auf einer Rastanlage übernachten muß
– die Anlage in Enfield hat insgesamt rund 20 Millionen Euro gekostet. Da mußt du lange, sehr lange Treibstoff verkaufen, bis das wieder drin ist !
– die nächste Tanke ist immer gleich ein paar Meter nach der nächsten Ausfahrt …
Mir wären ein paar richtige Parkplätze mit (sauberen Toiletten) wichtiger als überdimensionierte Tankstellenanlagen, die auch am Frankfurter Kreuz stehen könnten. Glaubst du wirlich, daß die Infrastruktur in Irland durch Autobahnraststätten gewinnt bzw gewonnen hat ?