Alle sind “down” in Dublin, die Stimmung hat nach den katastrophalen Finanznachrichten vom Schwarzen Donnerstag den Tiefpunkt erreicht. Der finanziellen Rezession folgt die massen-kollektive Depression. Nur Medienstar Ryan Tubridy macht in seinem Morgen-Radio auf 2FM noch einen auf Positiv.

Vielleicht sollten die Dubliner alle einmal 8 Euro für eine Fahrt mit der neuesten Groß-Errungenschaft der Stadt ausgeben und sich zumindest ein Viertelstündchen lang über das Alltagseinerlei in der City erheben: 60 Meter über dem Boden, über den Dächern, über der Stadt lässt sich die Übersicht zurück gewinnen.

In Dublins Docklands, direkt neben der O2-Halle, dreht sich seit dem 31. Juli dieses Jahres das “Dublin Wheel” – selbst eine Ausgeburt der Maßlosigkeit. Das Riesenrad steht in den Docklands, dem Point Village, dort, wo die Ambitionen, die Gier und die Phantasien der irischen Bauspekulanten bis vor drei Jahren keine Grenzen kannten.

Riesenräder sind Attraktionen aus einer anderen Zeit. Betrieben wurden erste Prototypen schon im 17. Jahrhundert in Osteueropa. Das erste moderne Riesenrad wurde von einem Ingenieur namens George W. G. Ferris für die Weltausstellung 1893 in Chicago, USA,  gebaut. Deshalb spricht man im englischen Sprachraum bis heute vom Ferris Wheel. Das berühmteste Riesenrad der europäischen Moderne wurde 1896 im Wiener Prater errichtet. Es dreht sich bis heute.

Die Renaissance der Riesenräder hat übrigens die Stadt London im Jahr 1999 mit ihrem “London Eye” eingeläutet. Das technisch versierte Vergnügungsrad an der Themse weckte weltweit Begehrlichkeiten – natürlich auch im damals boomenden Dublin. Nur Belfast, die Schöne in Irlands Norden, trotzt dem Trend: Dort wurde das “Belfast Wheel” im Frühjahr dieses Jahres wieder abgebaut.