News aus Irland immer aktuellDie aktuellen Nachrichten aus Irland lassen die Welt staunen: Ein Parlament fordert Lizenzen für Suff-Fahrer, ein Richter lässt einen Dauer-Vergewaltiger laufen und ein katholischer Priester soll aus der Kirche geworfen werden. Die News der Woche aus Irland kurz und knapp im Irlandnews-Wochenrückblick.

 

Eine Woche der Absurditäten

Die Welt staunte in der vergangenen Woche einmal wieder über Irland und darüber, welche hoch denkwürdigen Entscheidungen die offiziellen Organe einer westlichen Demokratie im Jahr 2013 zur Schwächung des Rechtsstaats produzieren können.

Pubs in IrlandDa war zunächst das Kerry County Council, das auf Antrag des Ratsmitglieds Danny Healy-Rae mit fünf zu drei Stimmen beschloss, dass Aufofahrer auf dem Land künftig eine Ausnahmegenehmigung für den Suff am Steuer erhalten sollen. Bis zu drei Pints Bier soll der einsame Landmann im Pub trinken dürfen, wenn er anschließend auf kleinen Nebenstraßen langsam heimwärts schleicht. Damit will der Gastwirt, Politiker und Faustkämpfer Healy Rae Einsamkeit, Depression und sogar Suizide bekämpfen (und nebenbei das ländliche Pub retten). Vier Gastwirte und der Sohn des notorischen Populisten Healy Rae stimmten für den Antrag, nur drei County-Räte hatten den Mut, gegen den Unsinn zu votieren. Gleich 19 (!)  Mitglieder des Gremiums erschienen nicht zur Abstimmung oder bezogen keine Position. Healy Rae´s Coup im Bezirksrat von Kerry wird dennoch folgenlos bleiben, weil staatliche Stellen in Dublin Kerrys Lizenz zur Sufffahrt einkassieren werden. Bedenklich stimmt, wie Lobbyisten in eigener Sache ungehindert einen ganzen Bezirksrat öffentlich manipulieren können.

Den zweiten Tiefschlag der Woche setzte der Richter eines irischen Strafgerichts: Er verurteilte einen Mann, der seine Tochter zehn Jahre lang nachweislich dauer-vergewaltigt hatte, zu zwölf Jahren Haft. So weit so gerecht. Im gleichen Atemzug erließ der Richter dem kriminellen Vater aber neun Jahre und setzte die restlichen drei Jahre zur Bewährung aus. Der Richter begründete sein Skandal-Urteil mit dem Alter und dem Gesundheitszustand des Täters und bescherte dem Opfer einen rabenschwarzen Tag: Der Sexualstraftäter verließ das Gericht als freier Mann. Der Fall belegt einmal mehr das Ausmaß an Willkür, mit der rechts-unabhängige Richter an irischen Gerichten Recht und Unrecht sprechen. Erst der massive öffentliche Aufschrei bewegte den Richter Tage später zur Umkehr: Er revidierte sein Urteil (“Man kann sich ja mal irren . . .”) und ordnete den sofortigen Haftantritt an.

This is Ireland — at its worst. Und diese Nachrichten gab es auch noch:

Liberaler Priester kämpft gegen  Exkommunikation

Ein irisch-katholischer Priester sprach diese Woche freimütig darüber, wie ihm die Kirche mit Exkomunikation droht, weil er sich Frauen als Priester in der katholischen Kirche wünscht. Father Tony Flannery gab vor den Medien Auskunft, wie er von der Kirchenführung im Vatikan gezwungen wurde, zwischen Rom und seinem Gewissen zu wählen. Der  Priester kündigte an, dass er kämpfen werde: Er will seine Rechte als Mitglied der Kirche und als irischer Staatsbürger juristisch verteidigen. Der Vatikan verlangte von dem Priester, den Einfluß der von ihm gegründeteten liberalen Vereinigung Katholischer Priester (ACP) in Kirche und Kongregation zu stoppen.  Father Flannery wurden eigenen Angaben zufolge von der vatikanischen Glaubenskongregation an der Ausübung seines Priesteramtes und der Veröffentlichung von Büchern und Artikeln gehindert. Der Ausschluss aus der Kirche wurde ihm angedroht. Pater Flannery, der sich auch kritisch zum irischen Abtreibungsgesetz äußerte, will nun mit seiner Klage ein Zeichen für alle liberal denkenden Priester und gegen die Unterdrückung durch Rom setzen. (Quelle: Irish Times)

 Tausende Abtreibungsgegner bei Mahnwache in Dublin

Mehrere tausend Teilnehmer nahmn an einer Mahnwache von Abtreibungsgegnern auf Dublins Merrion Square teil. Die Polizei zählte 25,000 Personen während die Organisatoren von über 30,000 sprachen. Verschiedene Redner, darunter auch Politiker, sprachen sich gegen eine Aufweichung des irischen Abtreibungsverbots aus. Die Regierung bereitet derzeit eine Liberalisierung des Gesetzes vor, das eine Abtreibung in streng definierten Ausnahmefällen erlauben soll. Die Abtreibungsgegener fordern, Irland solle eine Zeichen für alle Nationen setzen und sich der Liberalisierung verweigern.

Die “Rose of Tralee” trommelt für sich und das “Gathering”

Der Wettbewerb um die “Rose of Tralee”, einem weltbekannten Schönheitswettbewerb, der jedes Jahr in Kerry statt findet, wird im Jahr 2013 Teil des “Gathering” sein und soll dadurch besonders groß, prominent und aufmerksamkeitsstark werden. Die Organisatoren verschickten 4000 Einladungen an ehemalige Teilnehmerinnen, deren Familien und Anhänger weltweit. Die Rose-Wahl in Tralee findet vom 14. bis 20. August statt. Junge Frauen aus Irland und der weltweiten irischen Diaspora können daran teilnehmen. Im Gegensatz zu gängigen Modell- und Misswahlen gibt es bei der Rose keine Präsentation im Bikini. Bei einer Werbeveranstaltung für die Rose of Tralee und die  Marketing-Großoffensive “The Gathering 2013” waren die erste Rose of Tralee von 1959, Alice O´Sullivan aus Dublin, und die Siegerin von 2000 aus New York, Roisin Egenton (heute in Galway lebend) anwesend. Tourismusminister Leo Varadkar sagte, die Zeichen für ein erfolgreiches Gathering stünden gut. 2600 Anlässe seien in Planung. Abgrechnet wird allerdings am Schluss, wenn die Besucherzahlen des Jahres fests stehen und wenn klar wird, ob die “Einladung”, Irland und alles Irische zu feiern und dafür die Insel zu besuchen, breit angenommen wurde.

Überkonfessionelle Schulen auf dem Vormarsch

Mehr als 2000 Menschen in Dublin haben eine Petition unterzeichnet und fordern eine über-konfessionelle Sekundarschule in der Stadt. Die Eltern von fünf überkonfessionellen Grundschulen ergriffen die Initiative, um ihren Kindern konfessions-ungebundenen Unterricht auch in der zweiten Ausbildunsstufe zu ermöglichen und um auf überfüllte konfessionell gebundene Sekunderschulen im Land aufmerksam zu machen. In ganz Irland gibt es mittlerweile 65 religions- und kulturübergreifende Grundschulen. Die katholische Kirche war in den vergangenen Jahren als Schulträger zunehmend in die Kritik geraten und wird zunehmend von überkonfessionellen Initiativen abgelöst. Eltern, die die Dominanz der Kirche in den Schulen brechen wollen, sowie die wachsenden Geldnöte der Kirche beschleunigen den Prozess, kirchenunabhängige Grundschulen zu etablieren. Die seit über 30 Jahren aktive Organisation “Educate Together” kann nun auch die Eröffnung erster Sekundarschulen als Erfolg verbuchen: Im Jahr 2014 eröffnen konfessionsungebundene weiterführende Schulen in Drogheda, Dublin 15 und Lucan.  Mehr Informationen bei Educate Together.

Die Nachrichten dieser Woche wurden zusammengestellt von Christine Fernow und Markus Bäuchle.