Zum Wochenbeginn ein paar Anmerkungen zur wirtschaftlichen Lage auf der Insel. Sie sind insgesamt trüb.

Das Leben in Irland wird im kommenden Jahr für viele Bürger nicht gemütlicher werden: Die Regierung muss im 2010er-Budget noch einmal zusätzlich fehlende vier Milliarden Euro kompensieren, und sie will die Steuerzahler nicht noch mehr zur Kasse bitten. Also bleibt nur Sparen. Finanzminister Brian Lenihan hat klar gemacht, woher dieses Geld kommen wird: Soziale Leistungen wie das Kindergeld und die Arbeitslosenhilfe werden gekürzt, genauso werden sich die Löhne und Gehälter im öffentlichen Dienst (wie in der Privatwirtschaft) nach unten bewegen. Selbst eine Rezeptgebühr für Medical-Card-Besitzer, also die sozial ganz Schwachen (und die, die sich die Card erfolgreich erschummelt haben) soll nun kommen. Lenihan meint: Macht ja nichts. Schließlich habe die Deflation den Menschen auf der Insel im vergangenen Jahr einen effektiven Kaufkraftgewinn von sechs Prozent gebracht.

Weniger Urlaubsreisen. Wo gespart werden muss, ist nicht gut Urlaub machen. Die schwer gebeutelte Tourismusbranche des Landes befürchtet, dass der Inlands-Tourismus im Jahr 2010 drastisch einbrechen wird. In diesem Jahr hatten die Iren mit Reisen im eigenen Land das Schlimmste noch abwenden können. So muss das touristische irland auf die Rückkehr der Auslandsgäste hoffen. Währenddessen ist die Branche mit sich und mit Aufräumarbeiten beschäftigt. Fast 30 Reiseveranstalter haben in den vergangenen Monaten die Segel gestrichen, jedes vierte Hotelzimmer im Land wird geschlossen werden müssen, weil im Wachstumsrausch massive Überkapazitäten aufgebaut worden waren, die nun nicht mehr zu halten sind.
Während die Arbeitslosenquote weiter wächst und im kommenden Jahr 13,5 Prozent erreichen soll, gibt es auch ein paar gute Nachrichten. Eine davon kommt aus der Schweiz: Weil die Eidgenossen mit ihrem Bankgeheimnis schwer unter Druck geraten sind, weil Steuersicherheit und Stabilität erodieren, ziehen viele Firmen offensichtlich neuerdings wieder bevorzugt nach Irland. Seit die neue demokratische Regierung in den USA den Steuerhinterziehungsfirmen auf den Cayman Islands, den Bermudas und in der Karibik Druck macht, vollzieht sich ein Massenexodus dieser Firmen in Richtung Europa. Einer der Nutznießer: Irland. Das Argument: Steuersicherheit und gut ausgebildetes englischsprachiges Personal! Die Werbekampagne der staatlichen Industrieförderungsagentur IDA (Foto), die vor allem auf amerikanische Firmen zielt, kommt also zur rechten Zeit.