Wenn Politiker ganz tief in die Trickkiste greifen, wenn sie die nationalen Mythen bemühen und das Wohl des Landes und künftiger Generationen beschwören, dann wird es meistens eng. Die pathetische Rede von Irlands Regierungschef Brian Cowen, die er gestern abend vor der Handelskammer von Dublin hielt, dürfte die irische Durchschnittsfamilie in diesem Jahr etwa 1000 Euro kosten.

Im dritten Jahr einer tiefen Rezession forderte der Taoiseach genannte Ministerpräsident die Bewohner der Insel auf, sich im Jahr 2010 freudig auf weitere wirtschaftliche Opfer einzustellen. Brian Cowen ist der Mann im Foto rechts. Seine Geste bedeutet: Leute, Ihr kriegt noch mal fünf Jahre Rezession oben drauf.

Wir fassen Cowens Handeskammer-Rede in wenigen Sätzen zusammen: Die Lage ist ernst. Vergesst Eure kleinlichen Eigeninteressen. Spendet idealistisch und tugendhaft Steuern, Gebühren, versteckte Abgaben für das Gemeinwohl und die nächste Generation. Vor allem aber: Gebt Euer kurzfristiges Denken auf: Denkt an die Helden des irischen Osteraufstands von 1916 und tragt die kommenden Belastungen in ihrem Namen. Denn 2016, in nur sechs Jahren, jährt sich der Aufstand in der Hauptpost von Dublin zum 100. mal. Dann soll das Land stolz auferstanden sein aus Ruinen und wie der Phoenix aus der Rezession zu neuen ökonomischen Höhen aufsteigen.

Heute morgen lernen die mehr oder minder opferbereiten Iren und Wahl-Iren aus ihren Tageszeitungen, dass die gestern auf den Weg gebrachten Finanzgesetze für das Jahr 2010 jede Durchschnittsfamilie  weitere 1000 Euro kosten werden. Es wird kräftig weiter abgespeckt – und so muss der große historische Kontext aufgezeigt werden, um weitere fünf Jahre Rezession richtig einzuordnen.

Die kleine Blut-Schweiß-und-Tränen-Rede von Brian Cowen  enthielt im übrigen eine weitere bemerkenswerte Aufmunterung: Der Taoiseach verordnete seinen Mit-Iren zur Steigerung des Lebensgefühls eine “can do and win win attitude”. Was das ist? “Can do” ist die irische Spielart von “Yes we can” und “win win sagt man, wenn bei einem Geschäftchen jeder ein Gewinner ist (was selten vorkommt). Nun haben wir schon von Obama gelernt, dass es einen Unterschied zwischen “Can Do” und “Do Do” gibt. Doch seien wir keine Spielverderber. Wir tanzen zum neuen Soundtrack des Lebens in Irland: “Do the can do win win”.

Photo: Department of the Taoiseach.