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Zweibeiner auf Zweirädern. Es summt und brummt an Irlands Wild Atlantic Way, es rattert und knattert und raucht. Das schöne Wetter und ein gewaltiger Covid-Erlebnisstau treibt die schwarzen Lederjacken gerade in dunklen Scharen auf die Asphaltpisten. Am letzten April-Sonntag war am Wilden Atlantik Dauerlärm angesagt, und am bevorstehenden Bank Holiday Wochenende wird es kaum besser: Hier röhren jetzt statt der Hirsche die Hondas, BMWs und Harleys um die Wette. Hier in der Gegend im Südwesten gibt es reichlich neuen Asphalt. Die frisch geglätteten Küstenstrecken werden in den einschlägigen Biker-Foren als Geheimtipps für Alle gehandelt.
42.500 Motorräder waren Anfang 2020 in Irland zugelassen – nicht viel bei 2,8 Millionen motorisierten Fahrzeugen, und doch: Tendenz steigend. Irland steht wohl erst noch bevor, was Menschen in anderen Ländern seit Jahren erleiden: den Lärm-Terror der Freizeit-Biker. In meiner alten Heimat im Schwarzwald gibt es kaum noch eine Gemeinde, die sich nicht massiv gegen die aggressiv lauten Maschinen und ihre Fahrer wendet, weil jene die Schönwettertage und Wochenenden für viele Anwohner der Orts-Durchfahrten zum Alptraum machen.
Noch sexy oder einfach nur kastriert?
Ein befreundeter Motorradbranchen-Insider aus West Cork arbeitet an der weiten Verbreitung des E-Motorbikes. Er meint, dem lautlosen E-Motorrad gehöre die Zukunft und die Sympathie der Mitmenschen. Ich glaubs schon mal. Wie werden der Easy Rider auf der Fat Boy oder die Biker-Braut auf der Kawa Z 650 über die vibrationsfreien und lautlosen Elektro-Maschinen entscheiden? Eine stille Zero SR/F oder eine emissionsfreie Tarform Luna: Sind die noch sexy oder einfach nur kastrierte Looser-Schleudern für Weicheier?
PS: Das Unfallrisiko, in Irland auf einem Motorrad zu verunglücken, ist 28 mal höher als in einem Auto. Die Chance, den Unfall nicht zu überleben, sechsmal größer. Die Hälfte aller Motorradunfälle kann darauf zurück geführt werden, dass die fahrerischen Fertigkeiten und die gewählte Geschwindigkeit in einem ungesunden Verhältnis standen.
Nachtrag [11:15]: Natürlich gibt es sie, die rücksichtsvollen, die verantwortungsbewußten, die defensiv und angemessen rollenden Motorrad-FahrerInnen, die echten Ladies and Gentlemen auf zwei Rädern. Sie sind vielleicht sogar in der Mehrheit – nur geht es Ihnen wie der schweigenden Mehrheit: Keiner hört sie – keiner regt sich über sie auf. Es sind die Lauten, die Schrillen, die Krachmacher und die Rücksichtlosen, die die Aufmerksamkeit auf sich ziehen . . .
Foto: Markus Bäuchle
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Ich habe eine Motorradbegeisterte Familie und bin nicht einverstanden mit dem „alle Motorrad Fahrer sind böse und laut “ !!!
Meine Männer sind Genussfahrer und fahren angemessen !! Wenn sie Touren machen und übernachten ,essen ect. sind sie willkommen bringen ja Einnahmen, aber ansonsten sollen sie möglichst unsichtbar sein ??!! Das kann es ja wohl nicht sein .
Es gibt auch unter Autofahrern Poser und laute Modelle welche mit Absicht aufdrehen , wohne in Ingolstadt und weiß wovon ich rede….
Bitte nicht immer alles über einen Kamm scheren .
Gruß Martina
Liebe Martina, ich schere weder immer, noch alles, noch habe ich nur einen Kamm ;-)
Du hast natürlich Recht. Siehe Nachtrag im Text.
Über die Lautstärke eines Motorrades entscheidet mit seinen unterschiedlichen Modellen meist der Hersteller und später der Fahrer. Manche Biker rüsten ihre Maschine aber noch mit oft verbotenen Zusätzen (Drosselklappen am Auspuff) auf, um die Maschinen lauter klingen zu lassen. Das empfinde ich als merkwürdig, zum als ungesund. Nicht jedes Motorrad ist auf Platzhirsch-Aufmerksamkeit ausgelegt. Ich fahre z.B. eine über 20 Jahre alte Honda CB Sevenfifty, war damit 2x in Irland und hatte meine besten Urlaube mit dem Bock. Die Maschine summt noch wie am Tag der Erstzulassung. Wenn ich Motorrad fahre, möchte ich ja auch die Geräusche der zu durchfahrenden Gegend mitbekommen. Aber das ist eine Charaktersache. Testestoron-Trompeter oder Landschafts-Streichler…das ist dann die Frage….:-)
Naja, über E-Bikes kann man streiten, Aber als ich vor ca. 10 Jahren zum ersten Mal in Irland war, die Schlaglöcher gesehen hatte und sah wie manche Leute hier Auto bzw. LKW fahren, war klar: Bevor ich auf die Insel ziehe, wird mein Motorrad verkauft. Hab’s aber nie bereut.
Gruss aus Ennis