Bertie Ahern

Jeder Krieg hat seine Kriegsgewinnler, jede Krise ihre Profiteure.  Besonders pikant wirken profitable Transaktionen in Zeiten der Not, wenn sie an jene fließen, die die Notlage verursacht oder ausgelöst haben. Reden wir von Patrick Bartholomew Ahern, in Irland nur bekannt als “Bertie” oder wahlweise “Slick Bertie”.

Bertie gab von Juni 1997 bis zum Mai 2008 den Taoiseach, den Regierungschef Irlands. Ahern hatte einige Verdienste zu verzeichnen, darunter die geschickte Moderation des Friedensprozesses in Nordirland. Gut im Gedächtnis bleiben auch seine vielen Skandale, bei denen es zumeist um “braune Umschläge”, um schlecht dokumentierte Geldzahlungen und um “Wettgewinne” geht. Bis heute jedoch konnten diese Skandale Teflon-Bertie nicht wirklich etwas anhaben.  Ahern war geschickt genug, sich im Frühjahr 2008 rechtzeitig aus der Regierungspolitik abzusetzen. So kam es, dass der tumbe Nachfolger Brian Cowen alle Prügel einstecken musste, die eigentlich Ahern gegolten hatten.

Bertie Ahern und seine Fianna-Fáil-Regierung hatten das Land bis zum Jahr 2007 wirtschaftlich und finanziell komplett an die Wand gefahren – was allerdings auch im Jahr 2008, als Bertie sich vom Acker machte, nicht zum Allgemeinwissen in Irland zählte. Gier, ökonomischer Unverstand, Unvermögen, Filz und Hybris prägten die späte Regierungszeit des Bertie Ahern – und bis heute kommt kein Wort des Bedauerns über die Lippen des Ex-Premiers. Als er vor Monaten gefragt wurde, ob er mögliche Fehler seiner Amtszeit bedauere, fiel Bertie nur eines ein: Schade, dass aus dem von ihm so leidenschaftlich betriebenen Neubau eines Mega-Sportstadiums (“Bertie´s Bowl”) nichts geworden war. Kein Wort der Reue. Im Gegenteil.

Heute zieht Bertie als Autor, Redner und Berater durch die Welt und scheffelt mit seiner “Expertise” kräftig Geld. Er geriert sich als Experte für Frieden, transparente Politik und eine konsistente Finanzpolitik. Seit einiger Zeit berät Bertie laut Irish Times auch Führungskreise in Nigeria und lässt sich Ratschläge wie den, die Banken bitteschön gut zu kontrollieren und zu regulieren, fürstlich bezahlen. Die Irish Times spöttelte: “Ahern teilt seine ökonomischen Weisheiten jetzt mit Nigerianern.”

Während Slick Bertie seine politischen Fehler der Vergangenheit heute in glänzendes Einkommen ummünzt, zahlen seine Landsleute die Zeche für die bankrotten Banken und den kaputten Staashaushalt. Well done. Man darf gespannt sein, wie viele Jahre es noch dauert, bis Irlands Öffentlichkeit mit Bertie Ahern auf ehrliche Weise abrechnet. Für Berties Lehrmeister, den viel geschmierten Vorgänger Charley Haughey, setzte die Aufarbeitung der korrupten Machenschaften erst ein halbes Jahrzehnt nach dessen Rücktritt von der Politik im Jahr 1992 ein. Sie kam spät, aber sie kam. Haughey musste als Pensionär finanziell schwer Federn lassen, entkam aber dem Schlimmsten: Er starb im Juni 2006.

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