Kurze Pause auf den Irlandnews. Der (von Irland in vielerlei Hinsicht verwöhnte)  Wanderer fährt durch die alte Heimat Deutschland. Noch mehr unwesentliche Eindrücke:

Die Autobahn. Die Lage auf Deutschlands Hauptkriegsschauplatz scheint sich beruhigt zu haben. Auf den Autobahnen geht es wesentlich geruhsamer zu als vor ein paar Jahren noch. Ich fahre 700 Kiometer Autobahn und erlebe keinen einzigen Drängler, keinen einzigen Straßen-Rambo, lediglich zwei,drei sehr schwungvoll anfahrende Mit-Straßennutzer. Da hat sich ewas getan, auch das Tempo scheint gesunken. Ein Tribut an Benzinpreise und Polizeidruck?

Die Online-Identität. Deutschland macht Ernst mit der Identität im virtuellen Raum. Den Personalausweis gibt es hier bereits in zusätzlicher Online-Version. Die Identitätskarte wird per Kartenlesegerät vielfältig einsetzbar, ohne dass man den Schreibtisch verlässt. Erschreckend erfreulich!

Commodity Internet. Internet ist der Strom des 21. Jahrhunderts. Man denkt nicht mehr lange darüber nach. Internetzugang ist einfach vorhanden, selbstverständlich geworden (Ja, ich weiß, nicht da hinten, auf dem flachen Land . . . ) Freies W-LAN scheint sich allerdings als Kundenbindungsmittel langsam abzunutzen. Die kostenpflichtigen Hotspots der Telekoms fressen sich tief und tiefer in den öffentlichen Netzraum.

Strom kommt immer noch aus der Steckdose. Das Bewusstsein, dass die Energiewende und Klimawandel-Wende ganz wesentlich mit Stomsparen gelingen muss, ist bei den Weltmeistern des Müll-Recyclings noch nicht sonderlich ausgeprägt: Grelle ausufernde Beleuchtung überall, überthitzte Räume, man muss sich ja auch im Winter drinnen im T-Shirt wohl fühlen dürfen. Wirklich? Jetzt, wo Fracking alle Energie-Prognosen über den Haufen wirft und Peak-Oil zur Fehlprognose von gestern schrumpeln lässt, ist doch wieder alles in Butter, ähm, alles in Öl. Oder? Allein der Blick auf künftige Stromrechnungen wird  Zweifel aufkommen lassen.

Jugend-Kultur. In den Städten wächst eine neue Jugend-Subkultur heran. Es ist wohl ein eher stiller Protest des Sich-Verweigerns, des inneren Ausstiegs und der unspektakulären Absage an alte Lebens- und Verhaltensmuster. Aber es bewegt sich was. Die Musik in den Clubs ist Elektro, sie zielt ohne kreativen Umweg auf die unmittelbaren Köfperfunktionen. In den Metropolen geht man jetzt zum Veganer essen, der Vegtarier wird in manchen Vierteln langsam Mainstream. Rind und Schwein, muss nicht sein. Man konsumiert Getränke wie Fritz-Cola oder Club-Mate (Foto), isst einen Schwarze-Bohnen-Burger, alles pflanzlich. Hipster und Krankenkassengestell kehren zurück. Zurück in die Zukunft.

Deutschland ist schön. Mancherorts. Manchmal. Für Rind und Schwein, wenn´s verschont bleibt.