Kennen Sie diesen Mann? Warum auch?

Dies ist Stephen Cluxton. Er ist der Held von Dublin. Der stille Held von Croke Park. Stephen Cluxton ist Torwart der Gaelic Football-Mannschaft von Dublin. Am Sontagnachmittag vor einer Woche schoss er seine “Dubs” in der Schluss-Sekunde zum Sieg. Alles hatte nach einem Unentschieden zwischen Rekordmeister Kerry und Dublin ausgesehen. Dann trat Cluxton zum entscheidenden Freistoß an und hämmerte den Ball ins Tor. Seit dem großartigen All-Ireland-Finale taumeln die Fußballer der siegreichen Blauen von Auftritt zu Auftritt, im Fernsehen, im Radio, auf Bühnen, in Pubs und in Schulen. Große Reden werden geschwungen, große Gesten gemacht. Nur einer fehlt immer in der ersten Reihe: Stephen Cluxton, der stille Held von Croke Park. Er ergreift nie das Wort, gibt nie ein Interview, stellt sich nie vor eine Fernsehkamera. Der 29-jährige, im wirklichen Leben Lehrer, hält sich strikt an die Devise: “Sprich nie mit den Medien”.

Man stelle sich vor: Manuel Neuer schießt den FC Schalke am letzten Spieltag in der letzten Sekunde durch einen Freistoß aus dem Mittelfeld gegen den FC Bayern München zur Meisterschaft. Danach geht er duschen und lässt sich nicht mehr blicken. Keine Pressekonferenz, kein Gespräch mit Beckmann, Müller-Hohenstein oder Delling, kein Interview für Bild und den Kicker. Keine Werbespots. Gar nichts. Stephen Cluxton macht´s.

Stephen, so sagen seine Kollegen, ist ein Mensch, der seine Prviatsphäre über alles liebt. Manche beschreiben ihn fernab vom Platz als schüchtern, andere wissen, dass er größten Wert auf ein ruhiges und ausgeglichenes Leben legt. In seinem knapp gehaltenen Spielerprofil auf der Website der Dubs gibt Cluxton immerhin Auskunft, dass er grundsätzlich nie mit den Medien spricht, und dass er die heimische Küche am eigenen Herd bevorzugt. Auf dem Platz ist der Torwart schon Legende. Er gilt als der wichtigste Gaelic-Goalkeeper seiner Generation. Und nun stricken die Medien auch sein Privatleben zur Legende: Sich in einer Zeit, in der Aufmerksamkeit die wichtigste Währung geworden ist, den Medien komplett zu verweigern, das hat Stil und das beeindruckt auch konsumwütige Iren. Denn Cluxton verzichtet nicht nur auf Ruhm und Glorienschein, sondern auch auf viel Geld, auf Werbeverträge und bezahlte Auftritte. Wir verbeugen uns ganz leicht vor einem stillen Star, der weiß, was er will.