Irland FarmDer Sommer hält Einzug in Irland. Wir gehen “up the mountain” — hoch hinaus auf den Berg — mit John Bán, dem Schaf-Farmer. Wir sind gut ausgerüstet, John hält dem Erfahrung und Behendigkeit entgegen. Er geht wie immer schon in Gummistiefeln und benutzt einen alten selbst geschnittenen Holzstock. Manchmal im Sommer geht John barfuß in die Berge. Seit seiner Kindheit hat er die wilde Landschaft auf der Suche nach seinen Schafen ungezählte Male durchstreift. Er weiß, wie und wo er gehen muss. John hält 200 Mutterschafe und hat auf Lämmer in diesem Frühjahr weitgehend verzichtet — als hätte er die Graskrise vorausgeahnt. Noch immer kämpfen die Bauern Irlands mit dem Ausbleiben des Graswuchses. 9000 Rinder sollen an Hunger gestorben, tausende Lämmer in der Kälte erforen sein. Der Wuchs der Vegetation verspätete sich aufgrund der ungewöhnlichen Kälte des Frühjahrs um sechs Wochen.

Nun zeigt sich die Sonne endlich in ihrer ganzen Kraft. Hoch oben in den Bergen dominieren noch immer die Farben des Winters: Das alte Gras liegt braun über dem neuen Grün, der Ginster im Tal steht noch immer in voller gelber Blüte und leuchtet von weit her.

John sitzt auf dem höchsten Punkt seines Farmlands (Foto) und sucht das Gelände mit dem Fernglas nach Schafen ab. Er ist mit seinem Land und seinen Tieren eng verbunden. Er mag seine Arbeit, er liebt es, die Berge zu durchwandern. Berufskollegen, die auf das Quadbike angewiesen sind, um in die Berge zu gelangen, belächelt er genauso wie die Bauern, die ihre Tiere nur anhand der Farbmarkierungen auf dem Rücken identifizieren. Er erkennt all seine Schafe auf Anhieb am Gesicht.

Foto: © 2013 Markus Bäuchle / Wanderlust