Halloween in IrlandDie Tage werden kurz, die Nächte setzen empörend früh ein. Es ist kalt, regnerisch, ungemütlich in Irland. Noch 13 Tage bis Samhain. Bis das Grenzland zwischen den Welten der Lebenden und der Toten für eine kleine Weile durchlässig wird. Noch 13 Tage bis Halloween.
Die keltischen Vorfahren der Iren haben Halloween in vorchristlicher Zeit als Samhain begangen: Irische Auswanderer schleppten den Brauch der Toten-Verehrung in den 3oer-Jahren des 19. Jahrhunderts in den USA ein, von wo er sich in den letzten 50 Jahren unter Marketing-Einfluss wie ein Virus in der westlichen Welt ausbreitete und letztlich auch Kontinental-Europa infizierte. In das vom erstarkenden Celtic Tiger beherrschte moderne Irland kehrte die alte Tradition vor der Millenniumswende als Farce in konsumtauglicher und oft gewalttätiger Form zurück. Das Wort “Spuk” hat seitdem eine neue Bedeutung.
Halloween von seiner niedlichen Seite ist, wenn erwartungsfrohe Kinder sich Plastik-Outfits “Made in China” umhängen und nach einem merkwürdigen amerikanischen Brauch den lieben Nachbarn Süssigkeiten abpressen. Viele ältere Leute in Irland verstehen nicht so recht, wie das in ihre Tradition passt. Die jungen Leute kümmern sich nicht um Tradition, sie wissen nichts mehr von ihr. Samhain = Halloween? Wohl kaum.
Noch 13 Tage bis Halloween. Schon eingekauft? Lang lebe der Plastik-Kürbis.
Foto: Schaufenster mit Halloween-Artikeln in Cork; © Markus Bäuchle