Es wird viel Negatives über das Internet geschrieben in diesen Tagen, über dessen Zukunft und dessen Wirkungsmacht über die Menschen. Beunruhigen muss vor allem der Trend, dass die Zeiten des offenen anarchisch-demokratischen Internets gezählt sein könnten, dass die kapitalistische Wirtschaftslogik es erzwingt, dass geschlossene Bezahl-Dienste die Claims im Web endgültig abstecken und die Herrschaft übernehmen werden.
Das weltweit gerühmte „iPad“, die proprietär abgeschirmte Konsumflunder von Apple, kann die Ikone dieser Entwicklung sein: Kaufen und Konsumieren: auf höchstem Niveau. Produzieren und Kreieren? Von behindert bis Fehlanzeige.
Die Seinsweise von „Always Online“ erhöht Jahr um Jahr den Veränderungsdruck auf das Leben der Menschen. Die Aufmerksamkeit, die die digitalen Illusionsmaschinen von uns einfordern, das Maß der Aufmerksamkeit, die sie vernichten, ist gravierend. Die menschliche Fähigkeit, einer eigenen Agenda und eigenen Zielen zu folgen, kämpft um das Überleben wie eine Spezies auf der Roten Liste der bedrohten Arten.
Die Kapazität, Gefühle der Anteilnahme und der Empathie zu entwickeln, schwindet. Immer auf den nächsten Online-Kick oder den nächsten Handy-Text warten zu wollen oder zu müssen, macht Menschen zu fremd-bestimmten Wesen, die im Sog des großen elektronischen Palavers ihre Zentrierung und ihre Ziele verlieren. Sie liefern sich mehr und mehr an die virtuelle Maschine aus, meist ohne es zu wollen.
Wir sollten vielleicht lernen, uns der großen Online-Umarmung zu verweigern und unser eigenes Leben im Sinne einer „Vita Activa“ zu schützen. Der Wanderer denkt darüber nach, bald schon medienfreie Wanderurlaube anzubieten, die ganz ohne elektronische Begleiter auskommen. Mehr demnächst. Mañana.
Im Spiegel ist grad ein Artikel "Ich bin dann mal off" über die Kunst des Müßiggangs im digitalen Zeitalter erschienen. Hab ihn allerdings noch nicht gelesen.
Als ich kürzlich in Irland weilte, fiel es mir nicht schwer, die Nabelschnur nicht zu benutzen. Mein Handy blieb zu Hause und sonst habe ich auch keine Geräte, die ich in den Urlaub mitnehme.
Es ist schon einen Gedanken wert, vielleicht einmal zu versuchen, ohne all die Geräte auszukommen, evtl. für 1 Tag, um zu gucken, ob ich überhaupt noch in der Lage bin, mit mir selbst etwas anzufangen. Oder ob die Sucht mich schon gepackt hat. -Das muss dann ja nicht gleich ein Urlaub bei den Armish sein…
Markus – jedenfalls bin ich immer noch sehr erholt. :-)
Grüße Heidi
Hallo Helga, danke für die nachdenkenswerten Hinweise. Ja, die Mischung machts.
Kuno, ich liebe das Internet, habe ganze Zeitschriften mit Beiträgen über das Internet gefüllt, arbeite seit fast 20 Jahren mit Apple, spiele sehr gerne mit dem iPad und würde gar nicht in Irland leben, wenn es das Web nicht gäbe. Trotzdem denke ich ab und zu über die Schattenseiten der digitalen Welt nach – und so etwas wie eine Offline-Fastenwoche könnte aus vielerlei Gründen Sinn machen.
In der Tat, der Fortschritt schreitet fort :-))
Das Informationsüberfluss nun weh tut, kann ich nicht behaupten. Ich für meinen Teil finde es sehr praktisch, sich an den PC zu setzen, wenn man schnell etwas wissen, planen, jemand informieren möchte. Das gleiche gilt fürs Handy. Ich selbst besitze seit Jahren keinen Festnetzanschluss, weil es einfach unpraktisch geworden ist.
Ich habe als Kind viel utopische Literatur gelesen, da war von Magnetbahnen, Telefonen am Handgelenk, Fernseher in der Hosentasche, LEDs als Beleuchtung zu lesen. Jahrzehnte später erlebe ich das Alles! Ist doch fantastisch und spannend. Nicht für alle sind die elektronischen Spielereien gleichsam interessant oder werden benötigt, ändert aber nichts daran, dass sie am Ende unser Leben erleichtern.
Wie würdest du ohne Internet deine Kunden erreichen? Anzeigen in der Zeitung schalten? Verdammt teuer, wenn es denn ein sehr großer Kreis sein sollte.
Ich würde,zum totalen abschalten, einen Urlaub bei dem Armish empfehlen.
Kuno
Wir haben das schon öfter erfahren, kein Fernsehen, Handy funktioniert nicht. Auf Fernsehen kann ich gerne verzichten, bei Musik hört es dann schon auf.Internet brauch ich keins, wenn ich im Urlaub bin, aber wenn man gesundheitlich nicht mehr ganz so fit ist, macht es mir schon etwas Angst, im Notfall niemand zu erreichen. Ein Grund wieder ein wenig näher an die Zivilisation zu reisen, d.h. ein größerer Ort sollte bei uns in der Nähe sein.Ich habe ein Leben vor und nach einem Irlandurlaub und warum sollte ich völlig in die Versenkung abtauchen, das haben wir vor 28 Jahren praktiziert, notgedrungen. Aber ein Anruf vom Telefonhäuschen war auch damals immer mal drin. Mir macht dieses völlige von der Außenwelt abgeschnitten sein etwas Angst, ich möchte doch auch im Urlaub Kontakt halten mit denen , die mir wichtig sind zu Hause. Da sind die neuen Möglichkeiten doch prima, wenn man sich nicht davon vereinahmen läßt.Es ist wie mit allem, die gesunde Mischung machts.Es bleibt uns auf der anderen Seite aber auch nichts anderes mehr übrig, als diese Medien zu nutzen, sonst kommt man erst garnicht mehr auf die Insel.
Für medienfreie Wanderungen mußt Du heute aber vorher Verträge aushandeln mit Deinen Gästen, denn wenn in der Einsamkeit was passiert und Du kannst niemand zu Hilfe rufen, was dann folgt, will ich mir nicht ausmalen.
Allzeit einen stressfreien Umgang mit der neuen Kommunikationswelt und Grüße auf die Insel.
ach, dazu kann ich nur sagen: danke! das entspricht völlig meiner meinung.schön, dass es auch anderen so zu gehen scheint! man lässt sich und sein leben so dirigieren, das mir ganz unwohl wird.
Ich habe mich schon immer gewundert, wie Leute schwärmen können, dass sie jetzt endlich und zum Seele baumeln lassen ohne all den Stress nach Irland fahren … und dann im selben Atemzug in Foren fragen, ob das Handy da auch funktioniert, wie man billig telefonieren kann, wie es mit mobilem Internetzugang aussieht, ob das Cottage auch WiFi und Satellitenfernsehen und das Hausboot mindestens eine Ladebuchse für's Laptop …