Schnee der auf Palmen faelltSchnee, der auf Palmen fällt. Kehrt der Winter in Irland nun doch noch ein? Ein wenig aufgeregter als sonst diskutieren die Menschen auf der Insel im morgendlichen Begrüungs-Ritual die Wetterprognose. Nach mehreren Fehlmeldungen scheint nun die kontinentale Kaltfront zumindest einen Teilsieg gegen die Atlantische Warmluftmasse zu erringen und sich im Norden und im östlichen Teil der Insel durchzusetzen. Am Wochenende und kommende Woche wird in Teilen Irlands Schnee, Schneeregen und vereiste Straßen erwartet. Die Temperaturen knapp unter dem Gefrierpunkt kündigt die Wetterbehörde Met Eireann als “bitterkalt” (bitterly cold) an. Der generell wärmere Südwesten der Insel soll von der weißen Pracht / Last verschont bleiben. Warten wir´s ab.

Ja, das liebe Wetter. Derzeit wird fleißig spekuliert, wie das Jahr 2013 — und ganz besonders der Sommer 2013 klimatisch werden wird. An die Spitze der Wahrsager hat sich ein Wetterfrosch aus Neuseeland gesetzt: Ken Ring, selbst ernannter Experte für Langzeit-Wetterprognosen, verspricht den Iren nach einem wenig vorteilhaften Frühling einen tropischen Sommer in der Güteklasse des Jahres 1995 mit Sonne satt von Juni bis September, mit Dürre, Wassernot und Temperaturen über 30 Grad. Der Neuseeländer hält sich so zumindest im Gesprächund wird auch das eine oder andere über 300 Seiten dicke Wetter-Kompendium für stolzes Geld verkaufen. Die amtlichen Metereologen von Met Eireann geben angesichts der forschen Ansagen des Kiwis alle vornehme Zurückhaltung auf und nennen die Langzeitprognosen einfach nur “lächerlich”. Alles, was über zwei Wochen Prognose hinausgehe, so die Wettermänner in Glasnevin, Dublin, sei Scharlatanerie und völlig unglaubwürdig. Nun, auch hier gilt: In wenigen Monaten wissen wir mehr.

Bereits hier und heute kann dagegen definitiv erklärt werden: Das vergangene Jahr musste als ein übles Schlechtwetterjahr ad acta gelegt werden. Auch wir hier im Südwesten der Insel wurden von Nässe und Lichtmangel nicht verschont. Nachbar und Hobby-Meterologe  Stefan, der das lokale Wetter in der Bantry Bay seit 27 Jahren systematisch beobachtet und dokumentiert, lässt in seiner Jahres-Bilanz keinen Zweifel: 2012 war eines der erbärmlichsten Wetterjahre des letzten Vierteljahrhunderts — zumindest für Menschen, die Sonne mögen. Mit 697 Sonnenstunden lag 2012 noch einmal über 60 Stunden unter dem bisherigen Minus-Rekord. Es war also ein dunkles Jahr — und ein regenreiches: 2006 Milimeter, also über zwei Meter, regnete es im vergangenen Jahr auf die Region nieder. In einem guten Jahr genießen wir hier doppelt so viele Sonnenstunden und weniger als zwei Drittel der Regenmenge von 2012. Aber lassen wir das alte Jahr ruhen und hoffen wir, dass Ken Ring für den Sommer 2013 einen Zufallstreffer landet, und dass er sich über das Frühjahr 2013 gründlich täuscht. Es werde Wetter!  

Schnee auf Trachycarpus-Palme: Das Foto ( © Markus Bäuchle) stammt aus dem Winter 2010/11.