Wolfe Tone

 

Auf der Sonnenseite des Nach-Lebens. Er sieht für die Ewigkeit zufrieden aus. Wolfe Tone, der ewig junge Rebell, der Freiheitskämpfer, der Ende des 18. Jahrhunderts die französische Revolution nach Irland bringen wollte, um die Iren vom Joch der englischen Besatzer zu befreien. Die Statue von Wolfe Tone blickt unverdrossen vom Square in Bantry hinaus auf die Bantry Bay. Dorthin, wo die Hoffnung her kam. Dort auf dem Meer hatte sich das Schicksal der angreifenden französischen Flotte an Weihnachten 1796 in einem brutalen Winter-Sturm entschieden. Der Sturm hielt zu den Mächtigen. Er adelte einen Mann namens Richard White (1767 – 1851) zum Lord von Bantry und wehte Wolf Tone auf die Verliererseite (1763 – 1798). Wolfes Leben endete früh im Sommer 1798 in einem Gefängnis in Dublin.

Ich würde so gerne fliegen, mag sich Wolfe Tone in seinem Nachleben auf dem Square von Bantry denken, wenn ihn der Flügelschlag seiner ständigen Begleiter, der Silbermöwen, der Dohlen und der Saatkrähen umweht. Der Himmel über Wolfe ist seit Wochen blau-weiß, die Sonne scheint, der Sommer gibt den lange Eingesperrten da unten neue Freiheiten. Wolfe weiß um die neuen Straßen-Pubs und die Asphalt-Restaurants zu seinen Füßen. Er könnte einen ordentlichen Platzregen, eine reinigende Dusche, jetzt gut gebrauchen.

Ob er gehört hat, dass eine Regenkatastrophe Teile des europäischen Kontinents verwüstet hat, dass in den irren Fluten zahlreiche Menschen ihr Leben verloren? Ob er weiß, dass wir das gute Sommerwetter in Irland dem atlantischen Jetstream, viele Kilometer über unseren Köpfen zu verdanken haben? Dass der menschliche Expansionsdrang diese west-östliche Windautobahn auf die Reise nordwärts geschickt hat? Dass dieser Jetstream nun Irland das Hoch und Mitteleuropa die festsitzenden Regen-Tiefs beschert?

Zu kompliziert diese Gedanken an diesem wundervollen Sommertag Mitte Juli am Atlantik. Lass uns abhängen, tagträumen . . . “Hanging out with daydreams. Free from the bump and grind . . . Be like footprints in the sand . . . Lazy days and tea leaves. Tea leaves and daydreams… “*

 

* “Abhängen mit Tagträumen. Frei von Hektik . . . Wie Fußabdrücke im Sand sein . . . Faule Tage und Teeblätter. Teeblätter und Tagträume . . . ” Danke, Luka Bloom.  (Zeilen aus dem Song Vision for 2020 aus Luka Blooms Album Bittersweet Crimson. Luka war in der Pandemie sehr kreativ, hat drei neue Alben geschaffen und herausgegeben. Hörenswert. Details hier: www.lukabloom.com)