In Irland pflegt man einen etwas anderen Umgang mit den Toten. Vorbei ist halt vorbei, möge er oder sie in Frieden ruhen (R.I.P.), hoffentlich ist das Leben im Himmel weniger hart als auf Erden. Beerdigungen sind – zumindest in ländlichen Teilen der Insel – eher ein willkommener Anlass, alte Bekannte zu treffen und ein paar Glas ‚Wasser des Lebens‘ (Whiskey) auf den oder die Verschiedene zu heben. Nicht selten geht es neben dem offenen Sarg ganz schön lustig zu. Und Friedhöfe gleichen nicht den ästhetischen und wohlgeordneten deutschen Parks und werden nicht für Spaziergänge genutzt.
So verwundert kaum, dass in den Tagen vor dem Gedenktag an die Toten – Halloween am 31. Oktober und Allerheiligen am 1. November – zu echten Geisterstunden auf der größten Nekropole des Landes eingeladen wird: Im Glasnevin Cemetery in Dublin führt Totengräber Jim zweimal täglich durch die langen, von finsteren Eiben gesäumten Gassen der Totenstadt von Glasnevin. Es ist gut einen Kenner dabei zu haben, denn man kann sich zwischen den vielen grauen Monumenten, von denen viele mit übernatürlich großen Heiligen und Engeln bestückt sind, gerade in der Dämmerung schnellen verirren. Unter den über eine Million auf Glasnevin beerdigten Menschen befinden sich auch die iridischen Überreste zahlreicher prominenter Iren.
Ein Familienticket für die Geisterstunde (26. bis 31. Oktober) kostet ab 15 Euro und bietet fast schon eine Garantie zum Gruseln. Wem die Nervenkapazität für die Friedhofstour nicht ausreicht, kann stattdessen einen Kürbisschnitz-Workshop und einen Abend mit ‚Samhain Supper & Storytelling‘ sowie eine zu Halloween passende Ausstellung im Glasnevin Museum besuchen.
Die Friedhofstiftung von Glasnevin hat die Veranstaltungen in Zusammenarbeit mit Faílte Ireland konzipiert. Das Programm gibt es hier.
Das klingt tatsächlich ziemlich gruselig und interessant zugleich. Die Engel haben eine wirklich schöne Gestalt, die sicher im Dunkeln noch viel mehr wirkt. Ich habe noch nie etwas von einer solchen Tour gehört und daher finde ich sie umso interessanter. Danke für diese Einführung!
Das hört sich schön gruselig an. Ich finde es auch schön und makaber zugleich, wenn ich zu Allerheiligen in Polen auf einen Friedhofe gehe um meiner toten Verwandten zu gedenken. Dort ist Allerheiligen eines der wichtigsten Kirchlichen Feiertage. Hier treffen sich auch alle Verwandeten und Bekannten am Grab wieder und gehen dann meistens in ein Restaurant essen und zusammen ihr „Waässerchen“ zu trinken.
Das klingt wirkich sehr interessant!
Danke fürs Erzählen!
Liebe Grüße
von Olga
Wenn ich Zeit hätte, würde ich die Friedhofs-Gruseltour mitmachen. Das irische Völkchen ist schon ein wenig skurril. – Gravedigger, wieder ein neues Wort gelernt. Bei dem Gang im letzten Jahr durch Ardnagashel, las ich beim Friedhof ein Schild mit dem Begriff „Undertaker“ – ein Parkplatz-Freihalteschild.
Die Engel sind schon bombastisch auf dem Foto, fast bedrohlich – und dann noch im Dunkeln ;-)
LGHeidi
Ist bestimmt mal ein Spaziergang wert. Ich spaziere gern auf Friedhöfen. Aber nachts eher nicht. Bei uns im Südwesten Deutschlands werden die Engel auf die Gräber gestellt, im Kleinformat natürlich. Allerdings fehlen sie dort dann relativ bald, weil irgendwelche Langfinger sich diese zu eigen machen.