Die Wirtschaftsfachleute Irlands, die sich bis vor einem Jahr gar nicht vorstellen konnten, dass der Wohlstand des Landes auf einer riesigen explosiven Spekulationsblase kultiviert wurde, dieselben Experten sagen jetzt Schlimmstes voraus: Sie erwarten im nächsten Jahr über 10 Prozent Arbeitslose. Die nächste Auswanderungswelle rollt demnach schon? Die unpopuläre Regierung Brian Cowens zumindest bereitet sich konsequent auf harte Zeiten vor und kündigt die erste Reform der Bettler-Gesetze seit der Großen Hungersnot in den Jahren 1845-48 an. Das neue Gesetz soll das Betteln unter Strafe stellen, Justizminister Dermot Ahern will den Leuten mit der offenen Hand und dem Pappbecher bis zu 700 Euro Strafe oder einen Monat Haft aufbrummen. Schön, dass die Regierung endlich aktiv gegen die Wirtschaftskrise vorgeht und die verzweifelten Handaufhalter von Dublins Konsummeilen radikal verbannt. Symbolische Politik par excellence. Es war schon immer leichter, die Tabakwerbung zu verbieten und nicht den Tabak selbst. Unser Foto stammt aus den guten alten Zeiten, den frühen 80er Jahren, als Irlands Kinder noch ungestört vor den Banken der Hauptstadt betteln durften. Demnächst müssen sie dafür 700 Euro zusätzlich für die Staatskasse erbitten, während die Bettler in den Banketagen dahinter mit Milliardengeschenken rechnen dürfen. No worry, wir leben im schönsten Land Europas.