Der Irlandnews-Buch-Tipp: Das alte Irland war nach dem Zweiten Weltkrieg bis in die Gegenwart eine Projektionsfläche für spätgeborene Romantiker. Auch der Schriftsteller Heinrich Böll und Generationen Leser seines Irischen Tagebuchs idealisierten das karge und harte Leben der Menschen im ländlichen Irland als “das gute Leben.” Der irische Fotograf Richard Fitzgerald hat sein Archiv durchforstet und legt nun einen Bildband vor mit Fotos aus den Jahren 1969 bis 2010 vor. Er zeigt dieses inzwischen fast untergegangene Irland ungeschminkt in Schwarz-weiß-Fotos, die nicht romantisieren und die doch voller Würde sind. Dark Ireland. Das dunkle Irland.
Das Buch ist nach einem Gedicht des Schriftstellers Patrick Kavanagh (Raglan Road) benannt, das Gedicht hat der Autor dem Buch auch voran gestellt:
Dark Ireland
We are a dark people,
Our eyes ever turned
Inward
Watching the liar who twists
The hill-paths awry.
Oh false fondler with what
Was made lovely
In a Garden!
Patrick Kavanagh Copyright © Estate of Katherine Kavanagh
Kavanagh dichtete, die Iren seien ein dunkles Volk, die Augen stets nach innen gerichtet . . .
Der im County Waterford geborene Fotograf Richard Fitzgerald versammelt in seinem neuen Bildband Dark Ireland – Images of a Lost World eine Sammlung düster-melancholischer Schwarz-Weiß-Fotos, die die dunklen Seiten des traditionellen irischen Landlebens zeigen.
Mehr als 40 Jahre hat Richard Fitzgerald sein Heimatland Irland, aus dem er in jungen Jahren vertrieben wurde, bereist und dabei die Schönheit der Insel und seiner Menschen in Bildern festgehalten. Seine ehrlichen, beeindruckenden Bilder sind eine Erzählung aus vergangenen Tagen und zeigen Alltags-Momente aus einer untergegangenen Zeit. Inspiriert von einem gleichnamigen Gedicht von Patrick Kavanagh fotografierte Richard Fitzgerald intime Momente von Menschen in ihren Cottages und Farmen: Nonnen, Rosenkranz-Gebete, Beichten, Särge und Currachs sowie Pferde Märkte und Torfbauern. Dies ist die dunkle Seite des alten irischen Landlebens, eines harten und genügsamen und von der katholischen Kirche streng reglementierten Daseins, das vor allem von Irland-Reisenden vom Kontinent oder aus Nordamerika gerne idealisiert wurde.
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Richard Fitzgerald stammt aus Tramore im County Waterford. Er fotografiert seit 1966 Menschen für Magazine. Er arbeitet in seinem Fotostudio in London, seine Bilder wurden in vielen Galerien ausgestellt. Seine Liebe zum Heimatland Irland ist immer geblieben, seit den frühen 1970er Jahren fotografiert er die Insel. Einige seiner Aufnahmen wurden in den Büchern “Vanishing Irland (mit Texten von Edna O’Brien) und “Ireland: The Parting Glass” veröffentlicht. Diese Bilder sind für ihn auch immer Erinnerungen an seine eigene irische Kindheit und wie er Irland wahrgenommen hat.
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Alle Fotos: Richard Fitzgerald, mit freundlicher Genehmigung des Currach Verlags, Dublin.
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