Das Irlandforum ist eigentlich eine gute Sache: eine Diskussions-Plattform im Internet, auf der sich Menschen über Irland, die Iren und irische Themen austauschen können, ein Forum für Alle, die sich aus irgendwelchen Gründen für Irland interessieren. Die einen wollen unbedingt hin – manche das erste, manche das zweite und einige das 30. Mal, manche sind gerade dort, weil sie dort leben, oder dort arbeiten, oder gar beides; und manche waren mal dort und sind nun wieder weg – manche mit guten und manche mit unschönen Erinnerungen.
Wer nun meint, dass ein gemeinsames Thema auch schon für Gemeinsamkeiten sorgt, der liegt mitunter daneben, und wer glaubt, das Irlandforum sei ein Ort der feinen Diskussionkultur, wo sich die Fans von Erin freudig über ihr Lieblingsthema unterhalten, der noch mehr. Vor allem in diesen Tagen. Seit zwei Wochen tobt im Irlandforum ein Krieg der Worte, der das Niveau nicht nur unter die Gürtellinie sondern auch über das rechtlich erträgliche Maß befördert hat.

Worum geht es? Inhaltlich geht es um gar nichts. Zwar entzündete sich der Streit an der Frage, wie die Iren die Deutschen sehen, doch bald wurde die Diskussion von ein oder zwei anonymen Akteuren und einem öffentlich auftretenden Steigbügelhalter nur noch dazu benutzt zu beweisen, dass ein oder zwei böswillige Mitglieder im Schutz der Anonymität ein ganzes Internetforum gegen die Wand fahren können. Da wurde gepöbelt, beleidigt, gedroht und gemobbt, bis nicht nur die Grenzen des guten Geschmacks sondern auch die des Strafgesetzbuches überschritten waren. Und alles aus dem (vermeintlichen) Schutz der Anonymität heraus.

Das erschreckte all die Mitglieder, die unterscheiden können, was richtig und was falsch, was gut und was schlecht ist – und die nicht verstanden, warum einige verhuschte Figuren mit massiven Ego-Problemen nicht besser zur Psychotherapie gehen anstatt interessante Forums-Diskussionen vorsätzlich zum Entgleisen zu bringen. Doch dIe Anonymität des Internets befördert leicht das Schlechteste in manchen Menschen zutage, weil diese sich zu sicher fühlen, dass ihre Identität unerkannt bleibt, weil sie glauben, dass sie für ihre verbalen Gewalttaten nicht zur Rechenschaft gezogen werden können, oder weil sie zu sicher sind, dass sie gegenüber öffentlich auftretenden Mitgliedern grob austeilen können, ohne selber einstecken zu müssen.

Nun allerdings ist der Fall eingetreten, dass Irlandforum-Betreiber Thorsten Blum die Reißleine zog. Die Beleldigungen, Drohungen und Pöbeleien waren offensichtlich gravierend genug, dass der ansonsten liberale und trotz seiner geschäftlichen Interessen Vieles tolerierende Blum handeln musste: Er löschte mehrere juristisch relevante Diskussionen und schließlich auch das Nutzerkonto des Verbal-Schlägers “Lierum O’Reilly”. Der Ausschluss ermunterte den anonymen Feigling nur dazu, noch einen draufzulegen, einen eigenen – widerum anonymen – Blog zu starten und in diesem erneut Forums-Betreiber Thorsten Blum zu beleidigen, zu attackieren, zu bedrohen und lächerlich zu machen. Der Steigbügelhalter von “Lierum O’Reilly”, ein im Westen der Insel wohnender Deutscher, der sich in Irland nach eigenen Angaben äußerst unwohl fühlt, sekundierte abermals fleißig und attackierte Thorsten Blum ebenfalls via Blog.

Und nun, plöpp, findet die Story ganz peppig im wirklichen Leben ihre Fortsetzung: Die vermeintliche Spielerei im Internet hat ein un-virtuelles Nachspiel. Thorsten Blum wehrt sich und teilt mit: “…die Angelegenheit wird von unserem Anwalt bereits weiter verfolgt”. Sagen wir es mit Charles Dickens positiv: “Ohne schlechte Menschen gäbe es keine guten Anwälte”.

Charles Dickens letzte Worte waren übrigens: “Ja, auf den Boden.” Wünschen wir den (oder dem?) anonymen Hasspredigern des Irlandforums, dass sie dorthin zurück kommen, ja, auf den Boden der gemeinsamen Werte. Auch von unten gibt es einen Weg zurück dort hin. Und hoffen wir, dass das Irlandforum sich schnell wieder seiner eigentlichen Aufgabe widmen kann; denn eigentlich ist es eine gute Sache.

* PS: Der Wanderer hat seine Versuche, im Irlandforum mit den Anonymen zu diskutieren nach den letzten Erfahrungen eingestellt. In einer assymetrischen Beziehung wird die Anonymität letztendlich zu oft als Waffe genutzt, die eine faire Diskussion zerstört.