Morgen wandern die Irinnen und Iren zu den Wahlurnen und wählen einen neuen Staatspräsidenten. Der Nachfolger von Mary McAleese im höchsten Staatsamt Irlands wird wohl tatsächlich ein Mann werden. Ob es aber tatsächlich der nette Herr Gallagher (Foto) wird, der gestern noch mit 40 Prozent und 15 Prozentpunkten Vorsprung die Meinungsumfragen anführte? Möglicherweise nicht, denn der nette Herr Gallagher hat plötzlich ein riesengroßes Problem mit seiner Glaubwürdigkeit.

Die politischen Gegner taten in den vergangenen Tagen alles, um das Saubermann-Image des 49-jährigen Seán Gallagher zu beschädigen. Mit Erfolg: Mittlerweile erscheint der “unabhängige” Kandidat Seán  vielen Wahlberechtigten als eher unehrlicher Gefolgsmann der alten Korrumpel-Partei Fianna Fail, gewissermaßen als zweibeiniges Trojanisches Pferd. Denn der nette Herr Gallagher, der nie ein böses Wort über seine Konkurrenten sagen wollte, am Ende aber doch ins Schimpfen und Austeilen verfiel, legt größten Wert auf seine “Unabhängigkeit”, hat aber wohl noch 2007 heimlich dubiose Spenden für die damalige Regierungspartei Fianna Fail  gesammelt. Der Deal war: 5000 Euro gegen ein Dinner, ein exklusives Treffen und ein Photo mit dem neuen Ministerpräsidenten Brian Cowen.

Der überforderte Cowen ist mittlerweile Geschichte, seine Jahrzehnte lang regierende Partei Fianna Fail zur Bedeutungslosigkeit geschrumpft – und Seán Gallagher könnte in letzter Minute das jüngste Opfer des Abgesangs auf das alte Establishment werden. Seine Glaubwürdigkeit jedenfalls ist beschädigt – und Glaubwürdigkeit ist die wichtigste Eigenschaft, die ein Staatspräsident verkörpern muss. Labour-Kandidat Michael D Higgins jedenfalls hat plötzlich wieder große Chancen, morgen als Sieger aus den Wahlen hervorzugehen. Wir werden sehen – aber nicht selber wählen, weil das Wahlrecht irischen Staatsbürgern vorenthalten ist.

Foto: www.seangallagher.com