Kennt Ihr Bernd, den Scharfrichter aus Mount Nugent, County Cavan, der dem Padraig und der Mary (also dem typischen Iren) fast täglich die Leviten liest? Unter der Headline “Irische Schuldigensuche”  macht Bernd im “Irland Inside Blog” nun die wahren Schuldigen für die dramatische Wirtschaftsmisere in Irland aus:
“Irlands Misere ist ein Resultat von nackter Gier. Gier nach Prestige, einem überhöhten Champagner-Lebensstil und nach dem schnellen Euro ohne eigene Leistung. Diese Gier zeigte die Regierung, diese Gier zeigte aber auch der kleinste Bürger in Finglas und Ballymun, der mit seiner vom Staat teilfinanzierten Sozialhütte den fetten Reibach machte. Und sich jetzt verwundert ziegt, warum sein Anwesen in Kildare “negative equity” aufweist und sein Job als Teilzeittaxifahrer nicht mehr die goldene Nase bringt …”

Dem kann man zustimmen, wenn man akzeptiert, dass die Iren den Amis, den Deutschen, den Isländern und vor allem den Briten keine Nachhilfestunden im Gierigsein erteilen müssen. Bernd jedenfalls liebt es, “DEN IREN” immer mal wieder so richtig die Meinung zu geigen. Schade, dass die meistens kein Deutsch verstehen und seinen Blog deshalb nicht lesen.

Mich hat Bernds deutsche Schuldigensuche an dieses alte Lieblingsthema erinnert: Wir Deutschen in Irland. Wir Deutschen und die Iren. Wir Besser-Ossis-und Wessis. Haben wir es nicht immer schon gewusst, dass…?

Es gibt nach meinen Beobachtungen drei idealtypische Existenzformen des in Irland lebenden Deutschen (des Einwanderers oder Übersiedlers):
1. Der “Ich bin der beste Ire, den es je gab” -Typ.
2. Der “Wir sind alle gute Europäer”-Typ.
3. Der “Ich bin Deutsch und das ist besser so”-Typ.

Zum 200. Geburtstag von Charles Darwin könnten wir dieses Thema in den kommenden Wochen ein wenig vertiefen und das Überleben zwischen Anpassung und Demonstration der überlegenen Stärke in der fremden Nische etwas genauer betrachten. 

Im Vorgriff ein kleines Beispiel: Nicht weit von Glengarriff lebt seit über 20 Jahren ein Deutscher, den man zutiefst erzürnt, wenn man ihn in Deutsch anspricht. Der gute Mann verurteilt muttersprachliche Art der Kommunikation als nazihaftes Gehabe und pocht auf die Unterhaltung in Kauderwelsch (schlechtem Englisch). Er lebt das irische Leben des besten Iren, den es nie gegeben hat. Er hat sich seiner Herkunft entledigt und amalgamiert seitdem mit dem Vakuum, das er zu hinterlassen glaubt. Ein typischer Fall von Typ 1: Ich bin der beste Iren-Darsteller aus Deutschland.