Strand und Dünenlandschaft auf der Halbinsel Doagh Island in Donegal

Einige Eindrücke aus dem Norden Irlands von dem im Südwesten lebenden Buchautor Bodo J. Baginski

“Nun lebe ich bereits seit 21 Jahren in Glengarriff im Südwesten Irlands und hatte es tatsächlich nie geschafft, bis ganz in den Norden, nach Donegal zu reisen. Stets war ich der Meinung, dass die grandiose Landschaft bei uns im Südwesten ohnehin nicht zu überbieten sei. Jetzt, im Frühjahr 2011 hatte meine langjährige Co-Autorin, Shalila Sharamon, einige Lehr-Vorträge über biologischen Gartenbau in einem Amma-Center, im nördlichsten Zipfel Irlands, zu halten. So fuhren wir von der Südwestspitze der Insel 650 Kilometer über Dublin und Derry bis zum Malin Head, dem Nordkap der Grünen Insel. Ich erkundete diese großartige Landschaft Donegals und ließ sie auf mich wirken . . . Zum Weiterlesen auf den Link in Klammern klicken – . . .

Altes Cottage in Donegal

Dieses Haus bei Ballyliffen war bis vor einem Jahr noch von einem alten Mann bewohnt. Dann spendierte der irische Staat dem Greis einen modernen Wohncontainer und installierte diesen hinter seinem alten Haus. Doch lieber sei er in dem alten Cottage, sagt der Mann fröhlich.

Während Shalila mit ihrem Lehrgang beschäftigt war, hatte ich einige Tage Zeit, die Halbinsel Inishowen an der Nordspitze Donegals zu erkunden und einige hundert Landschaften mit der Kamera abzulichten. Ich war absolut fasziniert von dieser teils lieblichen, teils schroffen und bizarren Küstenregion mit ihren ausgedehnten Sandstränden, Felsformationen und den steilen Klippen. Obwohl es fast windstill war, türmten sich im Meer riesige Wellenberge auf, wie ich sie aus dem Süden kaum kenne. Ich entdeckte ausgedehnte, kilometerweite Dünenlanschaften von feinstem Sand, ohne je einem Menschen zu begegnen. Einige Straßen, so war zu erkennen, müssen stets aufs Neue freigeschoben werden, da sie ansonsten unter dem feinen Flugsand völlig verschwinden würden. Es gibt viele nette, verschlafen wirkende Orte wie Malin, Ballyliffen oder Clonmany, die einen Besuch wert sind. In die kleine Halbinsel Doagh Island habe ich mich tatsächlich ein wenig verliebt.

Am Fivefinger Strand  bei Malin, Donegal

Am Fivefinger Strand bei Malin, Donegal

Die Marktplätze sind in dieser Region immer dreieckig und tragen aufgrund der Form den edel klingenden Namen “Diamant”. Überall auf dem Lande begegnen einem halbverfallene, reetgedeckte Häuser, doch meist stehen nicht weit davon entfernt schmucke großzügige Eigenheime aus der Blütezeit des Celtic Tigers. Auch hier oben im Norden findet man überall kleine, neu erbaute Feriensiedlungen, meist stehen sie leer und sind unverkauft. Die Häuser im Norden sind in aller Regel weniger farbenfroh und nicht so bunt angestrichen, wie die bei uns im Südwesten. Die Läden und Pubs werden nachts und an Wochenenden allesamt mit starken Stahlrolläden mehrfach gesichert, das ist wohl noch ein Überbleibsel aus den Jahren der “Troubles”, als im nahen Nordirland der Bürgerkrieg wütete. Heute wirkt alles absolut friedlich, es ist nicht einmal mehr auf den ersten Blick zu erkennen, wo genau die Grenze zwischen Nordirland (“The North”) und der Republik Irland (“The South”) verläuft – und es verwirrt Besucher bis heute, dass der nördlichste Punkt Irlands nicht zu Nordirland gehört und dass einige Counties der Nord-Provinz Ulster Teil der Republik im Süden sind.

Blick auf Doagh Island

Blick auf Doagh Island in Donegal

Donegal fasziniert mich und beschäftigt mich. Doch irgend etwas fehlt dieser Landschaft: Es gibt tatsächlich nur sehr wenige Bäume, mal von einigen neu gepflanzten Fichten-Monokulturen abgesehen. Und auch die Palmen, die das Landschaftsbild im Süden so herrlich bereichern, findet man in Norden Irlands nur recht selten. Das Klima ist rauher hier. Die gesamte Vegetation fällt spärlicher aus. Als ich einige Tage später zurück in “unsere” Bantry Bay fuhr, fiel mir besonders auf, um wie viel grüner und pflanzenreicher der Süden der Republik ist. Fazit: Der Norden ist faszinierend und eine Reise allemal wert. Leben möchte ich auch in Zukunft lieber im äußersten Süden Irlands.”