Wer heute bei Google nach “Deutsche Botschaft Dublin” sucht, bekommt an erster Stelle die gesuchte Webadresse – und gleich darunter mehrere deutliche Hinweise, dass in der Deutschen Repräsentanz in Irland Vieles nicht zur Zufriedenheit der Kunden läuft. Die Deutsche Botschaft in Dublin hat offensichtlich ein ausgewachsenes Problem mit Ruf und Image.

Seit dem Frühjahr dieses Jahres steht die Botschaft in der Kritik, weil sie ihre Kunden unangemessen, schlecht, und wahrscheinlich sogar gesetzeswidrig behandelt. Anfang April versprach der Sprecher des Botschafters  auf diesem Blog die Neuregelung des Kundenverkehrs. Geschehen ist bis jetzt nichts. Wer in der Botschaft einen Pass oder ein Visum beantragt, muss sich weiterhin schwer erträglichen Prozeduren (für Details auf den roten Link klicken) aussetzen.

Es gibt keine individuellen Sprechstunden, es gibt keinen Schutz der Vertraulichkeit, und oft auch keinen vor Regen und Kälte. Kunden der Botschaft stehen stundenlang vor dem Tor im Regen, bevor sie in dem kleinen, meist überfüllten Warteräumchen – inzwischen weithin bekannt als “Schalterklo” – alle Gespräche zwischen anderen Kunden und Botschaftsmitarbeitern brühwarm und Wort für Wort mitverfolgen müssen.

Alles wird gut. Vielleicht.

Doch Stopp: Ab dem 14. Dezember, das ist am kommenden Montag, soll sich Grundlegendes ändern: Für “Vorsprachen in Pass- und Visa-Angelegenheiten” ab dem 14. Dezember vergibt die Botschaft nun Termine. Im Klarterxt: Wer einen neuen Pass beantragen will oder ein Visum braucht, muss künftig telefonisch einen Termin vereinbaren, bevor er nach Dublin reist. Dafür bekommt er dann möglicherweise eine weniger zeitintensive und eine diskretere Behandlung als bisher. 


Die Ankündigung der Botschaft liest sich gut und lässt den Schluss zu, dass dem Botschaftspersonal und dem neuen Botschafter Busso von Alvensleben an der Privatsphäre und am Wohlergehen der Botschaftsbesucher doch mehr gelegen ist, als es jahrelang den Anschein hatte. Zudem hat die Botschaft im oft unterkühlten Schalterraum eine Klimaanlage einbauen lassen, um den Aufenthalt in dem Räumchen etwas angenehmer zu machen. 

Gerne würden wir hier nähere Details der künftigen Besuchs-Regelung in Booterstown erläutern, doch Botschaftssprecher Holger Osterrieder bleibt seinem Verständnis von Öffentlichkeitsarbeit seit Monaten treu: Gemäß der alten Haubentaucher-Strategie ist der Sprecher seit Monaten auf Tauchstation, nachdem er uns an das Auswärtige Amt in Berlin verwiesen hatte. Anrufe werden systematisch nicht beantwortet. Wir hatten auch den Botschafter vor Monaten schon um eine Stellungnahme gebeten, bislang allerdings hüllt sich auch Herr von Alvensleben in allzu diplomatisches Schweigen. 


Dabei wäre es an der Zeit, am ramponierten Image der deutschen Repräsentanz in Irland aktiv zu arbeiten und dafür zu sorgen, dass auch die obersten Suchergebnisse bei Google wieder positiver und einladender werden. Wir empfehlen also: Botschafts-Sprecher Holger Osterrieder, melden Sie sich, und alles wird gut. Getreu dem alten Satz: Tu Gutes und rede darüber. 


Rückblende
Hier noch einmal der Bericht eines in West Cork lebenden Deutschen, der seine Negativ-Erfahrungen in der Deutschen Botschaft Dublin im Juni hier im Blog schilderte. Er hatte sich derweil mit einem Brief an den neuen Botschafter Busso von Alvensleben über die Zustände in der Botschaft beschwert – mit Kopien an das Auswärtige Amt in Berlin und an die Deutsche Vereinigung für Datenschutz. Der Mann zählte bei seinem Besuch im “3,50m x 3,50m großen Schalterraum ca. 25 Menschen”, und davor weitere 25. Er schreibt über die Art, wie Antragssteller im “Schalterklo” der Botschaft behandelt werden, unter anderem:


“Wir haben diese Verhöre in aller Öffentlichkeit als menschenverachtend und würdelos empfunden und uns als Deutsche für diese Umstände geschämt. Sind solche Methoden nicht auch grobe Verletzungen der Datenschutzbestimmungen?”

“Die räumlichen Gegebenheiten und die technische Vorgehensweise sind für einen Staat wie Deutschland als SKandal zu bezeichnen. Wir möchten auch ausdrücklich darauf hinweisen, dass die Arbeitsbedingungen für das Botschaftspersonal unerträglich sind.”

“Sollte das in der Welt angesehene und wohlhabende Deutschland sich nicht schämen, deutsche Bürger und ausländische Gäste auf diese Art und Weise weiterhin zu behandeln?”

Der Mann hat eine Antwort aus Dublin bekommen – wenn auch eine vollendet Unverbindliche. Im Namen des Botschafters schrieb Martina Köstel-Müller unter Hinweis auf die “sehr engen räumlichen, personellen und finanziellen Möglichkeiten”, dass die Botschaft um Verbesserungen im Kundenservice bemüht sei.

Die neue Besucherregelung ab dem 14. Dezember ist nun ein erster Schritt in die angedeutete Richtung. Wir bleiben am Ball und fragen weiter bei der Botschaft nach: Wird es künftig vertrauliche Einzeltermine geben, wird ein Botschaftsbesuch nicht halbe oder ganze Tage ruinieren, werden die Menschen nicht mehr draußen vor der Tür im Regen stehen müssen?