Garinish Island by WanderlustHeute ist ein großer Tag für Garinish Island, die berühmte Garteninsel in Glengarriff Harbour, West Cork: Tourismusminister Leo Varadkar wird auf einer Pressekonferenz bekannt geben, dass die Tourismusbehörde Fáilte Ireland 2,4 Milionen Euro (!) für die Insel bereit stellen wird. Damit erfüllt sich für Freunde von Garinish Island ein Traum: Aus dem Gardener´s Cottage, dem alten Gärtnerhaus im Osten von Garinish soll ein Inselmuseum (“Interpretation Center”) werden, das die Geschichte der Garteninsel und seiner Bewohner erzählen wird. In den vergangenen Jahren war das Gärtnerhaus, in dem die Eigentümerfamilie Bryce und später deren Hausangestellte lebten, der Öffentlichkeit vorenthalten worden: Es liegt im abgesperrten Teil der Insel. So wird das in den Zehner-Jahren des vergangenen Jahrhunderts gebaute Haus, das eigentlich dem Chef-Gärtner eine Behausung geben sollte, in dem nach finanziellen Schicksalsschlägen aber die Eigentümer selber einzogen, zu neuem Leben erweckt. Bis zum Jahr 1999 wohnte im Gardener´s Cottage die letzte “Bürgerin” von Garinish Island: Maggie O`Sullivan, die Haushälterin der Familie Bryce.

Garinish Island erreicht die gute Nachricht just im zweiten Jahr der Jubiläumsfeiern zum 100. Geburtstag: Im Jahr 1910 hatte das Ehepaar John Annan und Violet Bryce die 15 Hektar große Insel vor Glengarriff als mehr oder weniger nackten Felsen erworben und sie zu einem der bemerkenswertesten Gärten der Welt entwickelt.

Die Ankündigung von Tourismusminister Leo Varadkar kommt halbwegs überraschend: Mitten in einer tiefen Rezession erhält die Region um Glengarriff den größten Zuschuss aller Zeiten. Dies ist ein weiterer Beweis dafür, dass die neue Regierung nicht nur ständig über Tourismus spricht, sondern den Tourismus in Irland tatsächlich auch fördert und die Grundlagen gestaltet.

Interessant wird sein, ob die Geschichte der Insel Garinish, wie sie bald im Inselmuseum erzählt werden wird, eine Geschichte aller Bewohner sein wird: Die offizielle Version verschweigt bis heute, dass auf der Insel eine irische Bauern- und Fischerfamilie lebte, als die Bryces ihr Luxus-Projekt in Angriff nahmen. Die Familie O´Sullivan-Garnish, eine Witwe mit ihren vier Söhnen, kommt in der Insel-Story bis heute nicht vor. Sie lebte in einem kleinen Cottage nahe des Gärtnerhauses (Foto unten), dessen Grundmauern bis heute erhalten sind, und ihr Schicksal spiegelt das Schicksal einer ganzen Nation. So könnte das “Projekt Inselmuseum” im günstigsten Fall sogar dazu führen, dass sich die lokale Gemeinde fast 100 Jahre nach dem Kampf um Irlands Unabhängigkeit endlich mit der eigenen Geschichte aussöhnt.