Alle Menschen sind gleich, manche sind gleicher. Das gilt auch in Irland – und das gilt für Menschen aus China, die gerne nach Irland kommen wollen. Ein Reiche-Leute-Vorzugsprogramm, das aus Malta und Großbritannien bekannt ist und an staatliche geförderte Korruption erinnert, wird seit elf Jahren auch in Irland betrieben: Das reichlich intransparent gehandhabte Immigrant Investor Programme IIP erlaubt es reichen Nicht-EU-Ausländern, sich eine Aufenthaltsgenehmigung in Irland zu kaufen.

Wer mindestens zwei Millionen Euro auf dem Bankkonto hat und sich von einem Teil des Geldes trennen will, kann sich für das Goldene Visum auf der grünen Insel bewerben. Im Jahr 2022 gingen laut Irish Times 1316 Anträge ein, und nein es waren nicht die Russen: 1275 Anträge stammten von Chinesen, die einen Fuß auf die Insel und in die Europäische Union bekommen wollen. Die Regierung verkaufte im vergangenen Jahr 306 Visa, davon 282 an Chinesen. In diesem Jahr wird mit 1000 Anträgen gerechnet.

Das Immigrant Investor Programme wurde im Jahr 2011 aufgelegt, als der Staat nach der Finanzkrise klamm war. Es ermöglicht reichen Ausländern seitdem, sich in Irland einzukaufen: Entweder sie investieren zwei Millionen Euro in irischen Immobilien, oder eine Million Euro in ein irisches Unternehmen, oder sie spenden 400.000 bis 500.000 Euro an eine Bildungseinrichtung oder eine Wohltätigkeitsorganisation – und dürfen dann ganz legal in Irland leben. Ein Privileg, das allen Normalverdienern dieser Welt, vorenthalten bleibt. Auf diese Weise flossen bislang 1,17 Millarden Euro aus 1727 Taschen nach Irland.

Viele Hände profitieren von den Golden-Visa-Deals. Agenten haben sich auf die Vermittlung spezialisiert und kassieren stolze Provisionen. Die Universitäten, vor allem das Trinity College in Dublin und das UCD in Cork sind begeistert von den vielen Millionen, die sie auf diesem Weg einnehmen, auch irische Charities möchten das Programm nicht missen. In der Zivilgesellschaft und in Teilen der Regierung regt sich allerdings seit einiger Zeit Widerstand: In einer sich zunehmend polarisierenden Welt, in der wieder mit harten Bandagen um Märkte und politische Einflusssphären gekämpft wird, fürchten viele Europäer mittlerweile einen zu starken Einfluss Chinas auf die eigenen Länder. Es kann deshalb sein, dass die irische Regierung die Kauf-Visa in absehbarer Zeit abschaffen wird.

Geld regiert. Die Welt und die kleine Welt auf der grünen Insel. Die Angst als politischer Machtfaktor ist allerdings auch nicht zu unterschätzen.

[Edit 14. Februar 2023]: Plötzlich ging alles ganz schnell. Die irische Regierung hat beschlossen, das Immigrant Investor Programme mit Wirkung vom 15. Februar 2023 einzustellen.

Foto: Renminbi, chinesische Währung, Wikipedia