Die Schuluniform. Deutsche in Irland mit Kindern in einer irischen Schule haben ein großes emotionales Thema zu diskutieren. In den meisten Schulen der Insel herrscht Uniformpflicht, und daran gewöhnen sich dem Uni-Formen Abgeneigte mal früher mal später. Die Zeiten offensiv zur Schau gestellten Militarismus haben wohl für eine gewisse Abneigung gegen die verordnete Gleichmacherei gesorgt.

Dabei ist es herrlich einfach, preiswert und bequem, wenn sich die Familie erst einmal an die Uniform gewöhnt hat. Zumindest die jüngeren Primary Schüler plagt morgens keine Wahlmöglichkeit. Der Vorgang des Anziehens reduziert sich auf ein, zwei Minuten, viele potentielle Konflikte rund um das Thema Outfit und Styling entstehen erst gar nicht. Und in der Schule, will man meinen, haben all die Status-Kämpfe, die Image-Kriege und Marken-Schlachten keine Chance.

Denkste. Wo Alle gleich aussehen sollen, wird der Ideenreichtum der Jugendlichen geradezu angespornt, sich die individuelle Note durch kreative Auslegung der Kleiderordnung dann doch zu gönnen: Da werden Hemdkragen hochgestellt, Kapuzenpullover zwischen Hemd und Uniformpulli eingebaut, Brusttaschen abgerissen, Hemden aus dem Hosenbund gezogen, Hosen aufgeschlitzt und Beinkleider gewählt, die im Farbton und Stoff kaum sichtbar und doch offensichtlich vom Uniform-Stil abweichen.

Weil aber die meisten Schulen auf eine uniforme Schuh-Ordnung verzichten, tobt der Status-Krieg an Irlands Schulen vor allem am Boden: Der Schuh ist dass wichtigste Image-Objekt der Jugend in Irland: Wer die falschen Treter trägt, hat schon verloren. Wer mit biederen “Holzhackern” daher kommt anstatt mit VANs, mit Converse oder MacBeth, hat den Ruf des Oberspießers gepachtet.

Der Krieg der Schuhe auf den Schulhöfen der Insel wird auch von der globalen Sportartikel-Industrie gnadenlos ausgenutzt: Die Nikes und Adidas suggerieren den Kindern in omnipräsenten Anzeigen, dass sie mit dem richtigen Fußballschuh alles, und ohne ihn ein Nichts sind. Da wird der kleine Kevin auf eine Stufe  mit den großen Stars des Weltfußballs gehoben: “Torres. Rooney. And You”. Nur wer den “tödlichen und präzisen” Nike T90 Laser III (oder ähnliche Kaliber der konkurrenz) auf dem Schulhof trägt, darf auf die Bewunderung und Gnade seiner Mitschüler rechnen.

Trotz Uniform geht es deshalb an Irlands Schulen nicht einförmig zu. Die Pflicht zur Schultracht hat die Kunst der Unterscheidung und der Abgrenzung nur beträchtlich verfeinert.