Der Irland-TV-Überblick für Mitte April: In der kommenden Fernsehwoche geht es in die Gärten von Mount Stewart in Nordirland und an den Shannon, den Fluss im Herzen Irlands. mareTV erzählt Geschichten aus Irland, von Menschen und Mythen auf der grünen Insel. Und in unserem Irlandnews-Tipp geht es heute um einen leisen Kurzfilm von Rowan Hall.
Irlandnews-TIPP: Und Will (2018)
Vor gut zwei Wochen stieß ich durch Zufall auf den Kurzfilm „Und Will“. Es war kaum eine Beschreibung dazu zu finden, es war also unmöglich zu sagen, was mich erwartet. Die kurze Information zu dem Film (Foto oben) lautet: „Als Emily zu einer Pilgerreise nach Irland aufbricht, um sich wieder mit ihren Wurzeln zu verbinden, stellt sie fest, dass ihr Verlobter Will nicht das Einzige ist, was sie verloren hat.“
Der Kurzfilm ist leise, und das im wahrsten Sinne des Wortes, denn es wird so gut wie nicht gesprochen in diesen zehn Minuten. Und diese zehn Minuten trafen mich tief, berührten und bewegten mich. Auch nach dem Ansehen blieb viel Ruhe und Stille in mir, fast ein kurzes Entrückt-Sein, bevor ich wieder zurück in den Alltag konnte und wollte. Der Film lässt viel Raum für eigene Interpretationen des Gesehenen. Mich beeindruckte, wie man mit so wenig Worten so viel sagen kann.
Rowan Hall schrieb das Drehbuch, führte Regie und spielte die Hauptrolle. Wer könnte also besser etwas zu diesem Kurzfilm sagen als sie selbst?
Ich bin mit dem Mantra aufgewachsen: „Worte sind Macht“. Ich war ein redseliges Kind, das sehr früh sprechen lernte und sich zu dem sprachbegeisterten Autor und Regisseur entwickelte, der ich heute bin. „Und Will“ stammt aus einer Zeit in meinem Leben, in der mir die Worte fehlten. Anfang des Jahres machte ich eine schwierige Trennung durch. Obwohl ich intellektuell wusste, dass die Welt weitergehen würde und der Mensch, den ich liebte, nicht weit weg war, fühlte es sich emotional so an, als wäre er gestorben, weil mein Herz nur wusste, dass wir getrennt waren. Aus diesem Gefühl heraus begann ich mit dem Schreiben von „Und Will“. Der Film erlaubte mir, die Art und Weise zu erkunden, wie Emotionen wie Verlust, Trauer und Einsamkeit oft nicht messbar sind oder in Einklang gebracht werden können.
„Und Will“ ist ein zeitgenössischer Film über den Verlust, sowohl von Liebe als auch von sich selbst. Ich war völlig in seine Entstehung eingetaucht – ich habe das Stück geschrieben, Regie geführt und mitgespielt. Der Film ist so geschrieben, dass das Publikum Emilys Reise aus zwei Perspektiven betrachten kann: von außen, wo ihr Schweigen den Zuschauern Raum gibt, ihre eigenen Vermutungen anzustellen; und von ihrem inneren Kampf, wo ihre Trauer konstant und sogar erdrückend ist. Während der Dreharbeiten trafen Louis Normandin (unser Kameramann) und ich die bewusste Entscheidung, den Bildausschnitt nach links oder rechts zu verkürzen – ich wollte in jedem Aspekt von Emilys Leben Raum für Will lassen. So wie Emilys Trauer sie definiert, wollte ich, dass der leere Raum jedes Bild definiert. Ich hatte das Glück, mit unserem Komponisten Pancho Burgos zu arbeiten, der den Klangraum mit einer eindringlichen Melodie gestaltete, die die ständige Präsenz der Trauer verkörpert.
Als mein Produzent, Mike DeMille, mich ermutigte, verschiedene Orte auf der Welt für Emilys Reise zu erkunden, entdeckte ich die Geschichte der Cliffs of Moher. Mein irisches Erbe zog mich in dieses Land, aber als ich erfuhr, dass die Klippen weltweit für ihre hohe Rate an Todesfällen durch Selbstmord bekannt sind, konnte Emily nirgendwo anders hinreisen.
Von dem, was ich über Trauer gelernt habe und immer noch lerne, glaube ich, dass das Gewicht dieser Emotionen die Menschen oft dazu bringt, zu schweigen, wenn sie am meisten von Unterstützung profitieren könnten. Lebensverändernde Emotionen fühlen sich zeitlos und mythisch an – deshalb werden Menschen an die göttlichsten Orte der Welt getrieben, wenn sie sich in ihren hellsten und dunkelsten Tagen befinden.
Genauso wie ich Wills Abwesenheit absichtlich unerklärt ließ, habe ich Emilys Entscheidung der Interpretation überlassen. Ich hoffe, dass die Zuschauer ermutigt werden, nicht nur ihre eigenen Schlüsse zu ziehen, sondern auch einen Dialog zu eröffnen. Ich glaube, dass je mehr wir über unsere tiefsten Gefühle diskutieren, desto mehr können sie sich zu einem glücklicheren Ende auflösen.“
Den Kurzfilm kann man sich kostenlos direkt auf der Webseite von Rowan Hall ansehen.
Nachfolgend ein paar Making-of-Fotos zum Film, freundlicherweise zur Verfügung gestellt von Rowan Hall:
Samstag, 17. April 2021, ARD 4:35 Uhr: Europamagazin – u.a.: Gewaltausbruch in Nordirland
(Wiederholung)
Der Brexit reißt in Nordirland alte Wunden auf. Protestierende haben Angst vor einer Wiedervereinigung Irlands und sehen die Zollgrenze zu Großbritannien als existenzielle Bedrohung.
Weitere Themen: EU: Konferenz zur Zukunft Europas, Europa: Ein Gespräch mit dem Schriftsteller Ferdinand von Schirach, EU: Veranstaltungsbranche in Not, Slowenien: Der Elektroflieger, Frankreich: Der meisttätowierte Mann Frankreichs
Sonntag, 18. April 2021, ORF III 8:45 Uhr: Expeditionen – Magische Gärten – Mount Stewart
(Wiederholung)
„In Nordirland, südlich von Newtownards, liegt am Ufer des Strangford Lough der herrschaftliche Sitz der Familie Stewart. Das prächtige Anwesen besticht durch ein traumhaftes neoklassizistisches Herrenhaus und grandiose Gärten. Lady Edith Londonderry eine englische Lady, die im Ersten Weltkrieg viel geleistet hatte, schuf dort 1921 einen Ort des Friedens, weit weg von London und ihren gesellschaftlichen Pflichten. Sie empfing hier regelmäßig bedeutende Persönlichkeiten wie Winston Churchill oder James Ramsay MacDonald.
Die Anlage spiegelt die exzentrische Persönlichkeit der freiheitsliebenden Lady wider: Der avantgardistisch angelegte Garten ist reich an üppigen Pflanzen und fantasievollen Tierskulpturen. Sie sind humorvolle Anspielungen auf die Menschen aus Lady Londonderrys Umfeld. Vom Shamrock Garden über den Sunken Garden und Woodland Garden bis hin zum Garten mit urwüchsigen Baumfarnen ihre Fantasie schien keine Grenzen zu kennen. Die prächtige Grünanlage deckt die gesamte Bandbreite der Gartenbaukunst von streng formalen italienischen Gärten bis hin zum Landschaftspark nach englischem Vorbild ab.“ (Senderinformation)
Sonntag, 18. Aoril 2021, NDR 15:15 Uhr: mareTV Classics – Irland
(Wiederholung)
„mareTV“ erzählt Geschichten aus Irland, von Menschen und Mythen auf der grünen Insel.
Die Seilbahn auf der Insel Dursey war eigentlich für die Beförderung von Menschen gedacht. Heutzutage werden damit Kühe dorthin gebracht, denn es lebt nur noch eine alte Dame auf der Insel, zu der täglich eine Haushälterin und gelegentlich ein Kuhhirt fährt, wenn der Platz in der Gondel nicht durch Rindvieh besetzt ist.
Legendäre Orte, traditionelles Handwerk: Bei Dublin wagen sich heute wie vor 100 Jahren furchtlose Gestalten über die in Fels gehauenen Stufen des „Forty Foot Bathing Place“ in das eisige Meer. Ein legendärer Ort, der schon im berühmtesten aller irischen Romane, „Ulysses“ von James Joyce, verewigt ist.
Auf den steinigen Araninseln haben die handgestrickten Seemannspullover geheimnisvolle Muster. Mit dem Versorgungshubschrauber steuert „mareTV“ aus der Luft sturmumtoste Leuchttürme an – mit trotzigen Namen wie Blackrock oder Slyne Head.
Religiös und politisch: Die „Troubles“: Fischer Jim betreibt eine Fähre, die Nordirland und die Republik Irland verbindet. Ein riskantes Unternehmen, denn sie fährt auf dem Lough Foyle zwischen katholischem und protestantischem Gebiet hin und her. Ein Stück Normalität inmitten der von den „troubles“, den blutigen Konflikten zwischen Katholiken und Protestanten, gebeutelten Region.“ (Senderinformation)
Dienstag, 20. April 2021, Phoenix 21:00 Uhr: Shannon – Geheimnisvoller Fluss im Herzen Irlands
(Wiederholung)
„Mit seiner preisgekrönten Dokumentation „Shannon – Geheimnisvoller Fluss im Herzen Irlands“ würdigt der renommierte Naturfilmer Colin Stafford-Johnson den sagenumwobenen Fluss.
Während der zweijährigen Produktionszeit ist der renommierte Wildlife-Kameramann Colin Stafford-Johnson den Shannon mehrere Male mit dem Kanu abgefahren: von der Quelle im Nordosten bis zur Mündung in den Atlantik. Immer im Gepäck: das beste Film-Equipment. Slow-Motion-Aufnahmen zeigen, was dem Auge sonst verborgen bleibt: den Flügelschlag der Aurora-Falter, Haubentaucher bei der Jagd, Wasserfledermäuse und – besonders spektakulär – die eifrigen Eisvögel. Wenn sie ins Wasser tauchen, erkennt das menschliche Auge nur einen blauen Blitz – mit Hilfe der neuesten Kameratechnik wird das spektakuläre Manöver sichtbar.
Colin Stafford-Johnsons Film ist eine Reise durch die jahrtausendealte Geschichte der grünen Insel – vorbei an Steilküsten und sanften Hügeln, Klosteranlagen und Schlössern, an der alten Wikinger-Stadt Limerick, an Festlichkeiten und Paraden zum St. Patrick’s Day, dem 17. März, dem Tag, an dem der irische Nationalheilige gefeiert wird.
„Shannon – Geheimnisvoller Fluss im Herzen Irlands“ thematisiert aber auch Unangenehmes, etwa die Reduktion der Artenvielfalt entlang des Flusses. Dieses Problem zeigt sich daran, dass der Shannon ein ausgesprochen stiller Fluss ist.
Die Ursache dafür ist das Fehlen der Rufe von Kiebitzen, Strandläufern oder etwa Flussregenpfeifern. Dafür verantwortlich gemacht wird der Nerz, der die Nester plündert. Dass es den Wachtelkönig entlang des Flusses nicht mehr gibt, wird wiederum dem Menschen angelastet. Denn durch die maschinelle Mahd der Wiesen ist auch der Lebensraum des Wachtelkönigs zerstört worden.
Es ist nicht nur der ungewöhnliche Erzählstil der Dokumentation, der die Preisrichter beim „Jackson Hole Wildlife Film Festival“ 2013 begeistern konnte. Auch die Präsentation der Kultur, der Tier- und Pflanzenwelt in und um den Shannon war ausschlaggebend für die Auszeichnungen. Der Dokumentation „Shannon – Geheimnisvoller Fluss im Herzen Irlands“ gelingt es auf faszinierende Art, viele Geheimnisse zu lüften – ohne aber dem Fluss seinen Zauber zu nehmen.“ (Senderinformation)
Wiederholungen:
Mittwoch, 21. April 2021, Phoenix 1:30 Uhr, 8:15 Uhr und 19:15 Uhr

Und Will – Filmplakat
Das Titelbild und alle weiteren Bilder sind Screenshots oder Making of Fotos zum Kurzfilm „Und Will“. Mit freundlicher Genehmigung von Rowan Hall (Thank you so much, Rowan!)
Hallo Antje,
ich habe noch einen Vorschlag, es geht um den Film
Sonntag, 18. April 2021, ORF III 8:45 Uhr: Expeditionen – Magische Gärten – Mount Stewart (Wiederholung)
ORF III ist – laut der Homepage nur in Österreich selbst verfügbar. Was natürlich schade ist.
Aber vielleicht könnstest Du das bei diesem Sender mit dazu schreiben?
Ansonsten finde ich Deine Tipps total klasse und habe mir auch schon vieles davon angeschaut.
Herzlichen Dank
Liebe Grüße
Beate
Großartiger Film. Sehr bewegend.
Und Gesichter, Bilder, Musik – einfach stimmig.
Danke fürs Finden, Antje!
LG Werner
Gerne, lieber Werner :-) Es war wirklich ein Zufallsfund und dann war ich einfach schwer und nachhaltig beeindruckt. Freut mich, dass es Dir ähnlich ging. LG, Antje
Dankeschön, liebe Antje! Wir werden den Film hoffentlich finden!!! Klingt so, als müsse man ihn sehen.
Schöne Grüße auf die Insel
Gabi und Hans
Liebe Gabi, der Link zum Film ist oben im Beitrag, man kann ihn kostenfrei direkt auf der Webseite von Rowan Hall ansehen: https://rowanhall.com/and-will In meinen Augen 10 Minuten die sich mehr als lohnen, auch wenn „eigentlich nichts passiert“. :-) LG, Antje