Der Winter ist in Irland nicht zu stoppen. Die Mini-Eiszeit auf der Insel hält an, und die Zahl der Frostnächte seit Mitte Dezember summiert sich auf Rekordniveau. Doch auch eine kleine Eiszeit, wie die Iren den strengen Winter nennen, macht aus den Insulanern noch keine Wintersport-Nation – und so entsendet das Olympic Council of Ireland ein ganz kleines Team zu den Olympischen Winterspielen, die am Freitag  in Vancouver in Kanada beginnen. Gäbe es nicht mehr Offizielle und Funktionäre als Athleten, würde die Delegation Irlands fast in ein Mittelklasse-Auto passen.

Heute morgen kam die gute Nachricht, dass erstmals in der olympischen Geschichte ein irisches Frauen-Bob-Team an Olympia teilnehmen wird. Die Bob-Pilotin Aoife Hoey und die Bremserin Claire Bergin durften endlich aufatmen, nachdem sie sich zwar als 20. Team für den Olympischen Wettbewerb qualifiziert hatten, die Teilnahme allerdings durch einen Einspruch Australiens in Gefahr geraten war. Die Australier pochten darauf, dass auch Ihr Kontinent im Bob-Wettbewerb vertreten sein müsse – und das Olympische Kommittee (OK) musste am Ende kleinlaut beigeben, weil es die eigenen Statuten nicht befolgt hatte. Die Olympier lassen nun sowohl das Exoten-Team aus Irland als auch das aus Australien den Eiskanal herunterrutschen. Anders als der Weltfußballverband, der den von der Hand Henry´s gefällten Kickern Irlands eine Teilnahme an der WM verweigerte, lassen die Olympier einfach eine Mannschaft mehr an den Start.


Die irische Trikolore in Kanada vertreten zudem die Slalom-Fahrerinnen Shane O´Connor und Kirsty McGarry, der Skeleton-Schlittensportler Pat Shannon und der Ski-Langläufer PJ Barron. Der 21jährige PJ ist eigentlich ein eingebürgerter Schotte, und er qualifizierte sich zum Leidwesen des Kerrymans Paul Griffin aus Killarney. Paul träumte davon nach seiner Teilnahme als Ruderer an den Olympischen Sommerspielen als erster Ire auch an den Winterspielen teilnehmen zu können, und so quälte er sich über die Langlauf-Loipen der Welt. Paul hat sein Ziel leider knapp verfehlt, weil der schottische Ire einen Tick besser über Schnee gleitet.


Die irischen Athleten haben überigens alle als Sommersportler, meistens mit Leichtathletik angefangen, bevor sie in das Exotenfach der insularen Winterathleten wechselten. Es sei verraten: Das Weiße in der irischen Nationalflagge symbolisiert nicht den selten vorhandenen Schnee. Wir freuen uns deshalb umso mehr auf die Teilnahme einiger chancenloser Ausnahme-Sportler beim großen Doping-Festival von Vancouver, für die noch die alte Devise im Vordergrund steht: Teilnehmen ist wichtiger als Siegen.


Dass die irische Öffentlichkeit in diesen Tagen gebannt (und mehrheitlich zornig) nach Kanada schaut, hat übrigens weniger mit den Olympischen Spielen zu tun, als vielmehr mit der Irischen Botschaft, die dort gerade mit Millionenaufwand zu einem modernen Palast ausgebaut wird. Vom neuen “Kaiserpalast” später mehr.


Photo: Vancouver 2010