Kennen Sie Shane Fitzgerald? Shane ist ein junger Ire (22), der im Frühjahr seinen Stundienabschluss gemacht hat. Einer von Tausenden. In dieser Woche wurde Shane Fitzgerald in Irland berühmt. Weil er sein Land verlassen hat – und weil er die Gründe in der Irish Times in einem Meinungsbeitrag erklärt hat.

Shane Fitzgerald verleiht den neuen Auswanderern Irlands ein Gesicht und eine Stimme: Es gibt keine Arbeit mehr für junge, gut ausgebildete Berufseinsteiger. Auf seine vielen Bewerbungen erntete der 22-jährige nur Absagen. “Ich hatte die Wahl, Stütze zu beantragen oder abzuhauen.” Der frischgebackene Volkswirt und Soziologe sah die über 1000 Menschen lange Schlange an, die sich für ein paar Saison-Jobs vor Marks & Spencer in Dublins bildete, dann war für ihn klar: “Es ist Zeit zu gehen”.

Landeanflug auf London: Diesen Blick kennen junge Iren zur Genüge.
London Calling again: Shane lebt nun dort, wo das Gras grüner ist als zuhause: In London. Er hat schnell einen Job gefunden (nicht seinen Traumjob, aber ganz ok) und sammelt erste Berufserfahrungen. Der “Post-Boom-Emigrant”, wie er sich selber nennt, teilt das Reise-Schicksal längst wieder mit vielen Gleichaltrigen. Ein wenig jugendbitter stellt er fest: “Irischen Studenten wurde die Welt versprochen – jetzt werden wir an die Welt verteilt.” Ganze Abschlussjahrgänge kennen offensichtlich wieder nur eine Richtung: Raus aus Irland, ab nach Großbritannien, Australien, Neuseeland oder Kanada.
Die Generation der Getäuschten und Enttäuschten hadert mit ihrem Schicksal: Zum Missmut über die fehlenden Perspektiven im eigenen Land gesellt sich eine große Wut auf die Führung des Landes, in erster Linie auf die Politiker. So kommentiert “Jay” den Beitrag von Shane: “Irland ist eine Katastrophe…
It is sorely mismanaged and misruled and destroyed by its own absurdity. There is corruption in the Government, banks, business, police, law, and even the Catholic Church (Home Rule was certainly Rome rule).”
Wie sich die verratene Post-Celtic-Tiger-Generation Irlands fühlt, verraten die zahlreichen Online-Kommentare, die Shane Fitzgerald auf seinen Beitrag in der Irish Times bekommen hat: Sie sind lesenswert und deprimierend zugleich.