Einer alten Tradition zufolge steigen die Nachbarn auf die Berge, wenn die Bronchitis sich in den Lungen festzusetzen droht. Wir kennen das kostenlose Therapeutikum als “Luftveränderung”. Die Nachbarn schwören seit jeher darauf – warum es also nicht selbst einmal ausprobieren, da unsere Kinder seit Tagen von hartnäckigem Husten geplagt waren. Kostet nichts und ist zugleich ein Familienspaziergang in herrlicher Landschaft.

Also stiegen wir an Allerheiligen hoch auf den Gebirgsgrat am Caha-Pass, der die natürliche Grenze zwischen den Counties Cork und Kerry bildet und verweilten mit den Kindern eineinhalb Stunden in der klaren frischen November-Luft, die Iren gerne als “crisp” bezeichnen. Der Ausblick hinüber auf den Barley Lake: einfach grandios. Irische Winterstimmung mit großem Wolkentheater.
Das Experiment ist übrigens gelungen: Beide Jungs staunten nicht schlecht, dass der Husten in der windigen Höhenluft quasi weggeblasen wurde. Luftveränderung wirkt. Wir kehrten zurück auf Meereshöhe, die Bronchien hatten sich erholt. Dass die Kinder aufgrund des scharfen kalten Windes später über (vorbergehendes) Ohrenweh klagten, ist eine andere Sache. Wie sagte man früher gerne: Operation gelungen, Patient tot.