Rothaarige Iren. Wie stellt man sich die typischen Irinnen und Iren vor? Natürlich sommersprossig, weißhäutig und rothaarig. Im wirklichen Leben wird man die rothaarigen Iren jedoch suchen müssen, denn nur jeder zehnte eingesessene Inselbewohner trägt tatsächlich einen roten Haarschopf, was bedeutet: neun von zehn tragen keinen. Das Image von den rothaarigen Iren hält sich dennoch hartnäckig – und zugegeben: Es ist nicht vollkommen falsch.
Der Anteil der rothaarigen Menschen weltweit beträgt ein bis zwei Prozent, Rot ist damit die seltenste Haarfarbe auf der Welt. In Europa gibt es vier Prozent Rothaarige, sie leben vor allem in Europas Norden und Westen. In Irland stellen sie immerhin zehn Prozent der Bevölkerung, und 30 Prozent der Iren tragen die rezessiven genetischen Anlagen in sich. Die mit Abstand meisten Redheads leben aber auf der anderen Seite der Irischen See, in Schottland: 14 Prozent tragen dort über dem Rock rot (und darunter auch). Was uns lehrt: Die Schotten sind die wahren Rotköpfe Europas.
Die Fotos rothaariger Irinnen und Iren auf dieser Website stammen von dem Fotografen Jörg Köster, einem Deutschen, der bei Blarney im County Cork lebt und arbeitet. Er pflegte das Klischee der rothaarigen Iren mit seinen gelungenen Porträtaufnahmen unter anderem mit einer Ausstellung am Cork Airport, die im Jahr 2016 zu sehen war. Köster kooperierte dafür mit den Initiatoren der Irish Redhead Convention. Das große Treffen der Irischen Rothaarigen findet seit dem Jahr 2010 jeden Sommer in Crosshaven, County Cork statt. Was als Stammtisch-Idee der rothaarigen Geschwister Joleen and Denis Cronin begann, ist mittlerweile zum ansehnlichen Event herangewachsen. Und nicht nur irische Redheads pilgern immer im August in das Küstendorf östlich von Cork City. Denn immerhin gibt es längst eine Internationale der Rothaarigen. Sie wurde vom Holländer Bart Rouwenhorst schon im Jahr 2005 ins Leben gerufen.
Rothaarige Frau. Porträt von Jörg Köster
Der Künstler Rouwenhorst ist ein rothaariger Experte für alles Rothaarige. Bart hat den jährlichen „Internationalen Rothaarigentag“ im niederländischen Breda erfunden und kämpft selbstbewusst für die Rothaarigen, die allzu oft Zielscheibe für Angriffe sind. Wir fragten Bart: “Werden Rothaarige diskriminiert?” Offensichtlich, so Bart, werden Rothaarige vor allem in Großbritannien gehänselt und gestichelt, was gut ins Bild passt. Dort werden Rothaarige als „Gingers“ oder „Carotheads“ (Karottenköpfe) verunglimpft, und es gab schon einige erfolgreiche Antidiskriminierungs-Klagen gegen britische Peiniger. Einer britischen Kellnerin wurden beispielsweise 18 000 Pfund Schmerzensgeld zugesprochen, weil Arbeitskollegen sie wegen ihrer roten Haare gehänselt hatten . . .
Warum gerade Rothaarige und rothaarige IrInnen oft Ziel von Angriffen und Verunglimpfungen waren und noch immer sind, habe ich in meinem Buch Irland. ein Länderporträt beschrieben. Das gibt es hier zum weiter lesen . . .
Alle Porträts: Jörg Köster
Fotos Airport: Markus Bäuchle
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Habe selbst rote Haare, wurde zwar auch aber eher selten gehänselt. Andere sagten mir eher, ich könne stolz auf die besondere Haarfarbe sein.
Als Rothaarige hatte ich anscheinend einen Pluspunkt in Irland. Es erweckte sich mir der Eindruck, als ob die Iren mich für eine Einheimische hielten und nicht für eine Touristin, zumindest gingen sie entsprechend locker und vertraut mit mir um.
In Irland sind mir bei meinen Urlauben nur selten Rothaarige begegnet, genauso wenig wie hier in Deutschland. Finde andere Menschen mit roten Haaren faszinierend, wäre mal interessant an so einem Treffen teilzunehmen.
Der Typ auf dem großen Foto hat mich zuerst erschrocken. Der sieht meinem damaligen Schulfreund ziemlich ähnlich. Hatte auch so fusselige Haare und Bart, war aber nicht ganz so rot.
Leider nicht nur in Großbritannien: Ich kenne eine deutsche Frau, die derart gehänselt wurde und auch als Erwachsene noch blöde Kommentare bekam, dass sie sich die Haare färbte, um dem zu entgehen. Sie war erleichtert, als ihre Haare dann weiß wurden und sie mit dem Färben aufhören konnte. Eine Kollegin von mir sagte mal gerade heraus, ein rothaariger Mann käme für sie als Partner nicht in Frage, sie fände sie komisch. Jemand anders erzählte mir, sein Vater sei ein Choleriker, „wie alle Rothaarigen“. Ich kann das nicht verstehen, nach meiner Erfahrung haben sie alle Eigenschaften wie Andersfarbige auch. Weil mich Rothaarige an Irland und Schottland erinnern, sehe ich sie sogar besonders gern.