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Es ist wieder so weit, das Jahr geht auf sein Ende zu. Das veranlasst vielleicht den ein oder anderen darüber nachdenken, was man im neuen Jahr anders machen, was man aufgeben, was man ändern könnte und wie man generell gesünder und glücklicher leben könnte. Anfang 2022 startete Markus eine Artikelserie mit dem Titel „Mein Jahr des Aufhörens“ und er schrieb, dass „jedes Ende auch ein Neuanfang ist“. Anstatt also wenig hilfreiche Gewohnheiten aufzugeben, könnte man sich auch überlegen, eine neue, gewinnbringende Gewohnheit zu beginnen.
Eine Gewohnheit, die nicht allen neu war, die aber in Irland während der Pandemie enorm an Popularität gewonnen hat, ist das Schwimmen in offenen, wilden und kalten Gewässern – in Flüssen, Seen oder dem Meer. Es wird als ‘Sea Swimming’ oder ‘Open Water Swimming’ bezeichnet. Ich selber habe meine Mutter dafür bewundert, dass sie es sich zur Gewohnheit gemacht hat, während der Pandemie täglich bei Sonnenaufgang an ihrem örtlichen Strand an der Ostseeküste ein Bad zu nehmen.
Auf einer Reise durch Irland im Oktober 2021 sahen wir überraschend viele Menschen, die an verschiedenen Orten entlang unserer Route ins kalte Nass sprangen. In einer geschützten Bucht in Connemara genoss ein junges Mädchen, das nicht viel älter als elf Jahre war, das Wasser in einem Neoprenanzug. Im Gegensatz dazu schwammen zwei abgehärtete Frauen in Badeanzügen und ohne die zusätzliche Schutzschicht. Als wir am Lough Rea anhielten, stieg gerade eine Frau in den See, und als wir uns darauf vorbereiteten, an einem ruhigen Wochenendmorgen von Dublin abzufliegen, entdeckten wir zwei Schwimmerinnen in den berühmt-berüchtigten ‘Dryrobes’ (“Trockenroben”) auf einem öffentlichen Parkplatz in Howth. Sie kamen vom Schwimmen und hüllten sich in die angesagte neue Luxus-Textilie, halb Badehandtuch, halb Mantel, für die man gut zwei Hunderter liegen lassen muss.
Viele Meerschwimmer haben von positiven gesundheitlichen Auswirkungen berichtet. Das regelmäßige kalte Bad kann Symptome von Depressionen, Angstzuständen oder Wechseljahren verringern, und es stärkt die Entschlossenheit, bei der Genesung von einer Drogenabhängigkeit abstinent zu bleiben. In einem Bericht der britischen BBC wird ein Meerschwimmer mit den Worten zitiert: „Wenn ich im Wasser bin, ist nichts wichtig.“ Der Schwimmsport kennt kaum negative Auswirkungen, aber natürlich ist es wichtig, vorsichtig zu sein, wenn man diese neue Gewohnheit startet. Offene Meeresstrände können tückisch sein.
Verschiedene Organisationen in Irland geben umfassende Ratschläge zur erforderlichen Ausrüstung und zur Sicherheit im Wasser. Offensichtlich sind die “alten Hasen” unter den Schwimmern meist gerne bereit, den Neulingen mit Rat und Tat zur Seite zu stehen – außer vielleicht, wenn sie in diesen “lächerlichen Dryrobes“ auftauchen. Während das teure Kleidungsstück für die Träger angenehm warm, trocken und bequem ist, weckt es den Widerstand von genügsamen Traditionalisten, die Tag für Tag, sommers wie winters, mit einem Handtuch in der Plastiktüte an Stränden wie dem 40 Foot von Dublin erscheinen, um ihrer Leidenschaft zu frönen. An den Stränden um Dublin wurde während der Pandemie von einem Kulturkrieg der schwimmenden Asketen gegen die neureichen “Trockenroben” berichtet. Mancherorts fanden sich am Strand plötzlich Schilder mit der Aufschrift “No Dryrobes”.
Ich werde das Open Water Swimming nicht auf meine Liste der neuen Gewohnheiten setzen, die ich im nächsten Jahr aufnehmen möchte – nicht aus Mangel an Lust, sondern aus Mangel an Gelegenheit. Aber ich werde es zu meiner mentalen Bucket List hinzufügen, als etwas, was ich irgendwann in der Zukunft gerne ausprobieren würde, wenn sich die Gelegenheit ergibt.
Hat jemand von Euch das Open Water Swimming ausprobiert? Vielleicht sogar ganzjährig? Oder habt Ihr eine andere Gewohnheit gefunden, die Eure Gesundheit und Wohlbefinden verbessert hat? Bitte teilt Eure Geschichten in den Kommentaren, wir freuen uns, von Dir zu hören.
Fotos: Ulrike Donohue, Markus Bäuchle (2), www.dryrobe.com
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..also in Irland, aber auch überall woanders in der Welt, wäre doch die Gewohnheit, jede Woche einen Baum zu pflanzen sinnvoll, interessant und lustig. Sich mit Freunden treffen, oder per Facebookgruppe…zusammen Bäumchen kaufen und zuhaus im Garten ein wenig nursen für das nächste Jahr, entscheiden, welcher Baum diese Woche gepflanzt wird und die Krönung von allem: WOHIN NUR ? Ich glaube, darüber wird es lustig, sich auszutauschen, wenn man das Dorf, oder die Stadt durch hat, in der man wohnt, vielleicht heimlich mit Taschenlampe bewaffnet, oder bei Mondschein aufs Land und schnell einen Baum pflanzen, natürlich mit Verbissschutz gg Schafe und Wild…ich vermute, es wird eine interessante Zeit mit interessanten neuen Begegnungen….und man bleibt in Bewegung, ob jetzt mit Plastiktüte, oder “Dry Robe” ist wohl dem Baum egal.. LG
Vielleicht sollten wir uns beim Schwimmen im Meer ein Böumchen im Topf auf den Kopf schnallen?
Bin aus der Gegend der “Dry Robe Wars” und selbst absolute Fair Weather-Schwimmerin im irischen Meer, kann aber bestätigen, dass es sich unglaublich gut anfühlt, wenn man danach wieder rausklettert. Kann verstehen, warum es so viele neue Fans gewonnen hat. Bin aber selbst zu sehr Wimp, um das abseits der paar warmen irischen Sommertage zu schaffen.